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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sonderbares Hobby. Sie interessierte sich für alles, was mit Grusel, Horror, Mythologie und Fantasy zusammenhing. Auf dem Speicher ihres Hauses hatte sie sich eine regelrechte Horror-Kammer eingerichtet. Mit Regalen, die durch Bücher vollgestopft waren und einer modernen Video-Anlage, denn sie sammelte nicht nur Literatur, sondern auch Filme.
    Lady Sarah war informiert. Wenn ich mal wirklich nicht weiter wußte und über einem Problem hockte, brauchte ich nur zu ihr zu gehen und nachzufragen.
    Sie fand immer ein Buch, wo etwas über den Fall oder dessen Begleiterscheinungen stand, an dem ich arbeitete.
    Leider beschränkte sich Sarah Goldwyn nicht allein auf die Theorie. Sie hatte bereits haarsträubende und lebensgefährliche Abenteuer mit mir erlebt, so daß man es schon als kleines Wunder bezeichnen konnte, daß sie überhaupt noch lebte und so agil war.
    »Kommt der Wagen?« fragte sie.
    »Ja, in einigen Minuten.«
    »Dann kann ich mich ja anziehen.« Sie verschwand im Flur und holte einen hellen Wettermantel. Ich half ihr dabei, als sie ihn überzog. »Der ist neu und richtig modern, wie die Verkäuferin sagte.«
    »Ja, er steht dir gut.«
    »Fast hätte ich deiner Freundin Glenda auch noch so einen Mantel mitgebracht.«
    »Sie ist nicht meine Freundin.«
    »Keine Lügen, John, ich habe Augen im Kopf und weiß sehr gut Bescheid.«
    So unrecht hatte die gute Lady Sarah auch wieder nicht. Tatsächlich bedeutete Glenda mir einiges. Wir waren uns ein wenig mehr als sympathisch und hatten auch schon miteinander geschlafen. Wer es außer Glenda und mir wußte, war mir nicht bekannt, aber die Horror-Oma hatte für so etwas einen Blick, wie sie immer behauptete.
    Ich mußte grinsen. »Von Glenda soll ich dir übrigens einen schönen Gruß bestellen.«
    »Kann sie mich nicht mal besuchen?«
    Ich trat einen Schritt zurück, »Das werde ich ihr sagen. Sie hat immer Angst, daß sie dich stört.«
    »Wobei denn? Ich empfange doch keine Männerbesuche.«
    Ich mußte lachen. »Das nicht, aber du bist oft genug beschäftigt, schaust dir Horrorfilme an oder liest gefährliche Bücher…«
    »Stecke Häuser in Brand, fresse kleine Kinder, ich weiß, mein Junge. Ausreden findet man immer.«
    Die Hupe des Wagens hörte sich an, als hätte jemand mit der flachen Hand auf einen Eimer geschlagen. »Das ist der Wagen«, erklärte ich, ging zur Tür, und Sarah Goldwyn folgte mir.
    Tatsächlich wartete der Wagen. Der Fahrer war ausgestiegen und öffnete Lady Sarah die Tür. So etwas taten Londoner Taxifahrer nur sehr selten. Ich zeigte mich auch dementsprechend überrascht.
    »Man kennt mich eben«, erklärte Lady Sarah. »Nicht wahr, Fred.«
    »Natürlich, Mrs. Goldwyn.« Fred war ein Schwarzer mit einem breiten Lächeln und großem Gebiß. »Wohin soll es denn diesmal gehen. Wieder nach Soho in die gefährlichen…«
    »Pssst. Verraten Sie nicht alles.«
    »Entschuldigung. Ich wußte nicht…«
    »Schon gut. Dieser junge Mann bei mir ist zwar ein sehr netter Polizist, aber alles braucht er auch nicht zu wissen. Fahren Sie uns heute mal zum Piccadilly.«
    »Sehr gern, Mrs. Goldwyn.«
    »So ist das also«, sagte ich zur Horror-Oma. »Du treibst dich in Soho herum, während anständige Frauen in der Wohnung sitzen…«
    »Und ihren Liebhaber empfangen.« Lady Sarah wußte auf jeden Satz die passende Antwort, deshalb sparte ich mir eine weitere Unterhaltung, die in diese Richtung zielte. Sarah Goldwyn konnte man einfach nicht an die Kette legen. Sie machte sowieso, was sie wollte.
    Den Piccadilly Circus konnte man in gewisser Hinsicht auch als das Herz Londons bezeichnen. Dementsprechend Verkehr herrschte dort. Es war der helle Wahnsinn, was sich an diesem Flecken Erde alles konzentrierte. Jeder Tourist, der nach London einfiel, ließ sich Piccadilly nicht entgehen. Diesen Verkehrsknotenpunkt zu besichtigen war eine ebensolche Pflichtübung wie der Tower und die Wachtparade der Queen-Soldaten.
    Unser Treffpunkt war eine der Verkehrsinseln, an der auch die Busse hielten.
    »Kennst du diesen T.C. Markham?« fragte ich Sarah Goldwyn.
    »Nicht persönlich. Ich habe ihn nur auf dem Foto gesehen. Sein Bild ist auf jedem Prospekt abgebildet, mit dem er wirbt. Er läßt die Dinger in die Briefkästen werfen.«
    »Daher weißt du also Bescheid.«
    »Auch.«
    Wir näherten uns allmählich der City. Dichter wurde der Verkehr.
    Unserem Fahrer machte es nichts aus. Er war eine Frohnatur und pfiff vergnügt einen Schlager.
    Wir schafften es gerade

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