Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schob er sich auf die Treppe zu und stolperte die ersten Stufen hoch.
    An dem alten rostig Geländer hielt er sich nicht fest. Er schaffte es auch so, die Treppe hinter sich zu lassen.
    Danach standen wir im Gastraum. Ich schaute sofort auf die Hintertür.
    Meine Sichtperspektive war schlecht. Ausgerechnet den Teil des Gartens, wo die anderen sitzen mußten, konnte ich nicht einsehen.
    »In den Garten!«
    Er ging weiter. Taumelnd war sein Gang, Einmal berührte er mit der Hüfte einen Stuhl und warf ihn um.
    Als erster verließ der Wirt den Gastraum, erreichte den Garten und fing gellend an zu lachen.
    Den Grund sah ich sehr schnell.
    Wie eine tote Filmkulisse präsentierte sich der Biergarten. Von den Reisenden keine Spur…
    Ich stand da wie ein begossener Pudel und dachte darüber nach, wieviel Zeit ich in den Toilettenräumen verbracht hatte. War es wirklich so lange gewesen, daß es Markham gelungen sein konnte, die fünf Personen zu entführen?
    Nein, eigentlich nicht. Es sei denn, sie waren freiwillig mitgegangen.
    Ich schaute zu dem Wirt hin, der sein Gesicht zu einem feixenden Grinsen verzogen hatte. Er weidete sich an meiner Überraschung.
    Weglaufen würde er mir sicherlich nicht, deshalb machte ich auf dem Absatz kehrt, lief durch die Gaststube und öffnete die Vordertür. Der Parkplatz war leer.
    Nun war mir alles klargeworden. T.C. Markham hatte die Menschen in den Kleinbus gepackt und war mit ihnen verschwunden. Er hatte uns vor der Reise die einzelnen Ziele nicht genannt. Nun wußte ich den Grund. Ich überlegte verzweifelt, welche Informationen er mir noch gegeben hatte. Es war die Rede von Gehenkten gewesen.
    Konnte ich damit vielleicht etwas anfangen?
    Der Wirt fiel mir ein. Ihn mußte Markham bestimmt eingeweiht haben, denn hier wurde alles vorbereitet.
    Ich lief wieder zurück. Auch der Platz, wo der Wirt gestanden hatte, war leer. Dafür fand ich den Mann im Garten. Er hockte auf einem Stuhl und hatte seine verletzte Hand auf dem Tisch liegen.
    Böse schaute er mich an.
    Ich hatte meine Beretta wieder weggesteckt und ging auf ihn zu.
    Mein Gesicht war hart, in den Augen stand keine Freundlichkeit.
    Einen zweiten Stuhl rückte ich mir zurecht und nahm dem Wirt gegenüber Platz. »Sie wissen, wohin Markham gefahren ist!«
    »Nein!«
    »Ich weiß, daß Sie lügen, und ich möchte Ihnen raten, die Wahrheit zu sagen.«
    Er lachte nur. »Auch wenn ich es wüßte, Sie bekämen es aus mir nicht heraus.«
    »Dann sagen Sie mir, was er vorhat.«
    »Er wird die Leute verschenken.«
    »Was will er?«
    »Man kann auch opfern sagen.«
    »Und wem will er sie opfern?«
    »Das ist ein Rätsel für dich. Und es soll auch eines bleiben.«
    So kam ich nicht weiter. Die Zeit rann mir zwischen den Fingern hindurch. Der Wirt war verstockt. Er würde sich eher die Zunge abbeißen, als mir eine Auskunft zu geben.
    Wir schauten uns an. Trotz seiner Schmerzen, die der Mann empfinden mußte, schaffte er ein Grinsen. Das war schon fast übermenschlich. Oder war er kein Mensch?
    »Was war in dem Getränk, das die Besucher zu sich genommen haben?«
    »Ich habe es gemixt. Es war Blut.«
    »Und wessen?«
    »Meines.«
    Zuerst wollte ich lachen, dann sah ich sein lauerndes Gesicht und stellte fest, daß er mich nicht angelogen hatte. Wahrscheinlich war es tatsächlich das Blut des vor mir sitzenden Mannes, aber ganz konnte ich es nicht glauben.
    »Darf ich ein Messer nehmen?« fragte er.
    »Und dann?«
    »Beweise ich dir etwas!«
    Ich überlegte. Eine Kugel ist schneller als ein geworfenes Messer.
    Ich zog die Beretta und nickte ihm zu. »Du kannst die Klinge nehmen.«
    Er bewegte sich leicht. Mit der linken Hand griff er in die Tasche und holte ein Messer hervor, das er aufklappen mußte. Die Sonne war tiefer gewandert. Ihre Strahlen fielen schon fast waagerecht durch die Lücken in der Hecke und trafen das Metall der Waffe. Für einen kurzen Augenblick schien die Klinge zu explodieren.
    Ich zielte auf seinen Kopf. Der Wirt lächelte nur, nahm die Klinge und stieß sie nach unten.
    Nicht er, sondern ich zuckte zusammen, als die Spitze den Unterarm traf. Er drehte sie auf einmal, als wäre die Klinge ein Korkenzieher.
    Dann zog er sie hervor.
    Ohne einen Tropfen Blut!
    Dieser Mann war tatsächlich blutleer.
    Ich wurde bleich. Saß hier ein Zombie vor mir? »Wer sind Sie?« fragte ich mit leiser Stimme.
    »Ich heiße Marcel!«
    »Und?«
    Er hielt das Messer weiterhin fest. »Nein, ich bin kein Wirt. Etwas anderes.« Er beugte

Weitere Kostenlose Bücher