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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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jetzt schlug mir die modrige, muffig riechende Luft entgegen.
    »Gibt es da unten Licht?« fragte ich ihn.
    »Ich muß eine Fackel nehmen.«
    »Dann nimm sie auch!« Verdammt, dieses Wesen ging mir auf den Geist. Ich hatte das Gefühl, als wollte mich Marcel nur hinhalten, damit ich zu spät zu den anderen kam, falls ich sie überhaupt noch erreichte.
    Die Fackel befand sich unter der Theke. Marcels Hand verschwand in einem Fach. Als er sie wieder zurückzog, umschloß seine Faust den Griff einer Pechleuchte.
    Ich zündete sie an und behielt die Fackel in der Hand, während ich dem Folterknecht bedeutete, vorzugehen.
    Er stieg nach unten.
    Das war nicht so schwer, denn es existierte eine Leiter, über die er laufen konnte. Zudem konnte er sich noch an einem Geländer abstützen, aus dessen Holzhandlauf die kleinen Splitter ragten.
    Ich behielt die Fackel in der linken Hand und stieg hinter ihm her.
    Ein paarmal bekam ich Angst, daß die Stufen unser Gewicht nicht halten würden, denn das Holz bog sich durch, aber wir schafften es doch, den Keller zu erreichen.
    Es war ein unheimliches Gemäuer. Der rottrübe, rauchige Lichtschein glitt über Wände, an denen das Wasser in kleinen Bahnen nach unten rann. Man merkte hier besonders deutlich die Nähe zum Fluß. Auch den Geruch konnte ich mir jetzt erklären. So rochen keine Leichen, so stank auch kein altes Blut, das war die Feuchtigkeit, die dafür sorgte, daß mir fast der Atem geraubt wurde.
    Ich stellte mich in die Mitte des Verlieses und hatte Glück, daß ich nicht mit dem Kopf gegen die Decke stieß. Die Flamme allerdings berührte das ebenfalls feuchte Gestein über mir und wurde zur Seite gedrückt, wobei sie zuckte wie ein glühender Finger.
    Der Raum unter der Erde war unheimlich. Und nicht leer, denn ich sah in der Tat zahlreiche Foltergeräte, die Marcel gesammelt oder aus der anderen Zeit noch mitgebracht hatte.
    Streckbank, Kohlebecken, Würgezangen, Daumenschrauben.
    Lanzen mit gebogenen Spitzen, Hacken und Zangen.
    Widerlich…
    Kaum vorstellbar, daß nur eine Stiegenlänge entfernt die normale Welt lag. Hier war alles anders, denn in dieser Folterkammer regierte das Grauen.
    Ich drehte die Fackel, damit möglichst jede Ecke einmal ausgeleuchtet wurde.
    Dabei spürte ich den Odem des Bösen. Es war kein Windhauch, der mich traf, aber das Gefühl konnte ich nicht leugnen. Wie ein unsichtbares Tier schien dieser Odem zu lauern, vielleicht eingefangen in den feuchten Wänden, um irgendwann hervorzukriechen.
    Die Fackel brannte mit leichten Geräuschen. Manchmal hörte ich ein sachtes Knattern, dann wieder streifte der Gluthauch des Feuers an meinem Ohr vorbei.
    In einer Ecke schimmerten Knochen.
    Ein zusammengesacktes, bleiches Skelett hockte dort an der Wand.
    Der blanke Schädel war nach vorn gekippt und hing fast auf dem Knochengerüst der ehemaligen Brust.
    »Wer war das?« fragte ich.
    Marcel wußte genau, wen ich mit dieser Frage meinte. Er begann vor seiner Antwort zu lachen. Es klang dumpf, und auch spöttisch.
    »Der Wirt, dem diese Kneipe gehörte. Er ist schon lange tot. Ich habe dafür gesorgt. Ich lockte ihn in die Folterkammer hier, heizte das Kohlebecken an, nahm eine Zange…«
    »Es reicht!« unterbrach ich ihn. »Es reicht völlig.«
    »Schwache Nerven?«
    »Kaum, aber ich kenne Folterkammern. Ich will nur von dir wissen, weshalb du mich in diesen Keller geführt hast. Das geschah doch nicht ohne einen Grund!«
    »Nein.«
    Ich hatte die Fackel wieder gedreht und konnte in sein Gesicht schauen. Ein Wechselspiel aus Licht und Schatten veränderte die Haut.
    Es ließ den Folterknecht noch unheimlicher aussehen, als er in Wirklichkeit schon war.
    »Hier ist mein Reich!« flüsterte er rauh. »Hierher bin ich zurückgekehrt. Mein Geist fand keine Ruhe. Ich war ein Verfluchter, ich war jemand, der umherirren mußte, denn sie quälten mich, die Seelen der Getöteten.«
    »Die deiner Opfer?«
    »Ja, so war es. Sie sorgten für die Barriere, damit ich nicht in das Jenseits entkommen konnte. Sie nahmen eine furchtbare Rache. Und sie wollten mich töten, aber das konnten sie nicht, denn ich bin immer stärker. Wer sich einmal dem Satan verschrieben hat, der wird ihn für alle Zeiten nicht mehr los.«
    Ja, das wußte ich. Da kannte Asmodis kein Pardon.
    »Weiter!« forderte ich ihn auf.
    »Ich dachte mir etwas Neues aus und erinnerte mich an mein Blut. Ich brauchte es nicht, um leben zu können. Als Mensch würdest du es als verseucht bezeichnen.

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