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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Für mich war es wertvoll. Es gelang mir, einen blutigen Cocktail zu mixen, den ich meinen Gästen zu trinken gab.«
    »Und was geschieht jetzt mit ihnen?«
    Der Folterknecht wollte mir keine Antwort geben. Er lachte nur. Es war ein hämisches, glucksendes Lachen, das uns entgegenschallte.
    Ich legte Schärfe in meine Stimme. »Was ist mit ihnen geschehen? Rede endlich!«
    »Sie werden verändert.«
    »Und weiter?«
    »Der Geist des Bösen wohnt jetzt in ihnen. Er ist in der Lage, aus den Menschen Bestien zu schaffen. Hast du verstanden? Bestien. Er macht das aus ihnen, was ich bin.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie zeigt sich so etwas?«
    »Du wirst es wohl kaum mehr sehen, denn ich sorge dafür, daß du die Folterkammer nicht verläßt. Aus diesem Grunde brauchst du es auch nicht zu wissen.«
    »Ich habe dir gesagt, Folterknecht, daß meine Waffe mit Silberkugeln geladen ist. Du wirst diesem Geschoß kaum entgehen können. Hast du begriffen?«
    »Hier regiere ich!« flüsterte er. »Das ist mein Reich. Hier habe ich sie früher getötet. Die Seelen sind noch da. Manchmal«, flüsterte er, »höre ich sie wimmern. Dann sind sie hier und beweisen mir ihre Existenz.«
    Er begann wieder zu lachen. »Wie gern würden sie mich umbringen, sich an mir rächen, aber ich bin einfach zu stark. Ich bin für jeden zu stark…«
    Ich ließ die Pistole verschwinden. Deshalb sprach er nicht mehr weiter, sondern schaute zu, was ich tat.
    Es war ganz einfach.
    Ich holte das Kreuz hervor. Das geschah schnell, denn diese meine Bewegungen verraten Routine.
    »Auch dafür?« fragte ich.
    Er staunte. Zum erstenmal erlebte ich diesen Folterknecht sprachlos.
    Er hatte mir selbst berichtet, daß es der Teufel war, der ihm eine gewisse Deckung und Unterstützung gab. Und wer dem Satan gehorchte, der hatte zumeist auch Angst vor dem Kreuz.
    Schlimmere Feinde konnte es nicht geben.
    Auch Marcel reagierte entsprechend. Sein Gesicht verzog sich. Er öffnete den Mund, so daß mir der Spalt zwischen seinen Lippen wie ein Scheunentor vorkam.
    Ich ließ mich nicht beirren und ging einen Schritt vor. Mir wehte aus seinem Mund fauliger Geruch entgegen, der nach alter, verseuchter Erde stank und etwas von dem aussagte, was der andere vor mir war.
    Ein Monstrum der Hölle!
    Und ich hielt ihm das Kreuz entgegen.
    »Neiinnn«, röhrte er. »Nein, du mußt es wegnehmen.« Er schüttelte sich, als hätte jemand Eiswasser über seinen Kopf gekippt.
    »Nimm es weg! Ich will es nicht!«
    Da kam er bei mir genau an die falsche Adresse. Im Traum dachte ich nicht daran, ihn von dem Anblick des Kreuzes zu befreien. Er hatte getötet, sich an dem Leiden anderer erfreut, jetzt sollte er selbst leiden.
    Ich wollte ihn weghaben.
    Er hob seine Arme. Schon diese Bewegung geschah schwerfällig.
    Für mich ein Zeichen, daß ihn die Kraft bereits verließ. Und auch das Kreuz blieb von dieser Umgebung nicht unberührt. Das, was der Prophet Hesekiel vor langer Zeit erschaffen hatte, spielte seine Macht allmählich aus.
    Das silbrige Leuchten, das sich um die Konturen legte, kam mir vor wie der beruhigende Gruß aus einer fernen, für mich so ungemein wert- und vertrauensvollen Welt.
    Marcel gab nicht auf.
    Er drehte sich ab. Mit schweren Schritten torkelte er von mir weg und erreichte eine Wand, wo zahlreiche mittelalterliche Waffen hingen.
    Unter anderem auch ein gefährlicher Morgenstern, eine furchtbare Schlagwaffe aus dem Mittelalter.
    Diesen Morgenstern riß er vom Haken.
    Es war eine Waffe, die einen relativ kurzen Griff besaß. Dafür war die Kette um so länger. Und an ihrem Ende war eine Kugel befestigt, aus der wie spitze Finger zahlreiche Stahlstacheln in die Höhe stachen.
    Wenn jemand von dieser Kugel getroffen wurde, war er verloren.
    Das wußte ich und trat deshalb sicherheitshalber einen Schritt zur Seite. Ich zog die Beretta nicht, denn ich wurde das Gefühl nicht los, daß sich der andere auf irgendeine Art und Weise übernommen hatte.
    Vielleicht schaffte er es nicht, den Morgenstern so einzusetzen, wie er es sich vorstellte.
    Die Waffe war schwer. Auch für ihn. Obwohl er den Griff mit beiden Händen festhielt, schaffte er es nicht, die Kette und die Kugel so in die Höhe zu schleudern, wie er es wohl gern gehabt hätte.
    Kugel und Kette zogen ihn nach unten.
    Er begann zu ächzen.
    Es waren stöhnende, blubbernde Laute, die seinen Mund verließen, und plötzlich fiel er nach vorn.
    Mit beiden Kniescheiben zuerst prallte er zu Boden, streckte die Arme

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