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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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packe dich. Keiner entkommt ihm. Er wird sie sich alle holen!«
    Und damit sprang er vor.
    Lady Sarah konnte nicht ausweichen. Sie riß noch die Arme hoch.
    Viel zu ändern war nicht, denn der Mann griff nach ihren Schultern.
    Seine Finger glichen gefährlichen Klammern, so hart packten sie zu und sorgten dafür, daß die Horror-Oma in die Knie sank.
    Schreien! dachte sie. Du mußt schreien.
    Und sie schrie.
    Es war nur mehr ein kurzer Schrei, denn der Mann hatte seine rechte Hand gedankenschnell von der Schulter gelöst, ausgeholt und hart zugeschlagen.
    Der Schrei brach ab. Lady Sarahs Kopf flog zur rechten Seite. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Es waren nicht allein die Tränen des Schmerzes, auch der Scham und der Angst.
    Sie fiel ins Gras, wurde wieder hochgerissen und von dem wesentlich kräftigeren Markham in einen Polizeigriff genommen. Er stieß sie vor.
    »Und ob du trinken wirst«, flüsterte er. »Ich kann es dir versprechen. Mir entkommt keiner. Ich sorge für ihn.« Bei den letzten Worten hatte er den Arm etwas in die Höhe gehoben.
    Sarah Goldwyn schrie, als der Schmerz zu einem Stechen wurde und durch die Schulter zog.
    »Willst du jetzt ruhig sein, alte Hexe?« fragte Markham.
    »Ja, verdammt.«
    »Dann ist es gut.«
    Sarah Goldwyn mußte sich der brutalen Gewalt beugen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Mann drückte sie durch ihren Griff hart nach vorn. Gebückt ging sie weiter. Ihre Füße schleiften durch das Gras. Tränen waren in ihre Augen gestiegen und verschleierten den Blick. Die Hecke sah sie wie eine grüne, tanzende Schattenwand, und sie kam sich in diesen Augenblicken so ungeheuer allein und hilflos vor.
    Jetzt bedauerte sie es, nicht mit John Sinclair gegangen zu sein, aber was hätte der schon machen können? Er war auch nicht gekommen, nachdem sie geschrien hatte. Wahrscheinlich war er nicht dazu in der Lage gewesen, denn dem Wirt traute Lady Sarah alles zu.
    Sie wurde bis an den Tisch geschoben.
    Die anderen saßen dort wie Puppen. Sie waren auf den Stühlen zusammengesackt. Manche Körper hatten sich nach links, andere wieder nach rechts geschoben. Die Arme hingen wie Pendel nach unten. Nichts an den Gestalten rührte sich. Es war kaum festzustellen, daß sie auch atmeten.
    »So, und nun wirst du trinken!« flüsterte T.C. Markham. Er hatte ein halbvolles Glas herangezogen. »Bis auf den Grund leerst du es, sonst bringe ich dich um.«
    Das war keine leere Drohung. Lady Sarah wußte es genau. Mit der linken Hand griff sie nach dem Becher, setzte ihn an die Lippen und hörte hinter sich das scharfe Atmen des Mannes.
    »Trink!« hauchte er.
    Lady Sarah Goldwyn leerte ihn bis zum Grund.
    Dann kippte sie um!
    ***
    Ich starrte in die Waffenmündung und auch auf das verdammte Glas mit der roten Flüssigkeit. Sie mußte etwas Besonderes sein, daß man mich zwingen wollte, sie zu trinken.
    Vielleicht konnte mir der Wirt Auskunft geben, deshalb fragte ich ihn.
    »Was hat es mit der Flüssigkeit auf sich?«
    »Du sollst sie trinken.«
    Wir hörten den Schrei. Ich zuckte dabei zusammen, mein Gegenüber gab sich keine Blöße. Er blieb stehen und bewegte nur nickend den Schädel. »Es war wohl die Alte«, sagte er. »Sie hat ja nicht getrunken.«
    Ich wußte, wer mit diesem despektierlichen Ausdruck gemeint worden war. Plötzlich hatte ich Angst um Sarah Goldwyn. Ich kannte sie lange genug und auch ihren Wagemut. Sehr oft ging sie einen Schritt zu weit, und das schien sie diesmal auch wieder getan zu haben.
    »Was kann dieser Markham mit ihr gemacht haben?« fragte ich, denn ich wußte, daß nur T.C. falsch spielte.
    »Vielleicht hat er sie gekillt?« vermutete der Mann und begann häßlich zu lachen.
    »Das würde ihm nicht bekommen.«
    »Willst du dafür sorgen?«
    »Ja.«
    »Wie denn, wenn du eine Kugel im Bauch hast!« höhnte er. »Es sei denn, du trinkst.« Er kam noch einen Schritt näher. Seine Körperhaltung verriet Anspannung. »Nimm es!« flüsterte er, »sonst schieße ich!«
    Der meinte es ernst. In seinen kleinen Augen las ich den Willen, den Stecher durchzuziehen.
    Ich nickte. »Okay, du hast gewonnen. Ich trinke.«
    Er bückte sich. Dabei ließ er mich nicht aus den Augen, und auch der Waffenlauf verschwand nicht. Nach wie vor zielte er auf mich.
    Vorsichtig stellte der andere das Glas auf den Boden und ging sofort danach zwei Schritte nach hinten.
    »Jetzt kannst du es nehmen.«
    Ich schritt auf das Glas zu. Kurz davor blieb ich stehen und drückte

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