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0332 - Inferno

0332 - Inferno

Titel: 0332 - Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sah sie finster an. Dann aber nickte er.
    »Du brachtest das Zauberding in diese Welt«, sagte er und zeigte auf Nicole. »Deute es mir. Hurtig! Mein Leben zählt schon hundert Sommer, und mir bleibt nicht viel Zeit, die letzten Geheimnisse des Seins zu ergründen. Weitere hunderte Sommer vielleicht, mehr kaum. Das ist verdammt knapp, also spute dich.«
    Nicole lächelte.
    »So knapp scheint deine Zeit doch nicht zu sein, wenn du so lange Reden schwingen kannst«, sagte sie.
    »Frau mit dem unechten Haar, was weißt du von meiner kurzen Lebensspanne?« keifte der Schamane. »Ich will hören, was es mit diesem Kristall auf sich hat. Spornstreichs, oder ich verwandle dich in einen tumben Drachen.«
    Nicole zuckte mit den Schultern.
    »Versuch’s«, sagte sie. »Aber wundere dich nicht, wenn dein Zauber auf dich selbst zurück fällt. In der Welt, aus der ich komme, bin ich eine berühmte Magierin. Was sage ich - die berühmteste Magierin überhaupt.«
    »Spinnerin, wolltest du sagen«, flüsterte Uschi. »Bist du übergeschnappt?«
    »Laß mich nur machen«, gab Nicole ebenso leise zurück. Sie ahnte, daß man mit diesem Schamanen nur zurecht kam, wenn man ebenso auf die Pauke haute wie er.
    »Tuschele nicht unnützes Geschwätz mit jener, die manchmal Gedanken lesen kann«, schrie der Schamane. »Erkläre mir dies!« Er reckte ihr den Kristall entgegen. Nicole streckte die Hand danach aus, zuckte aber sofort wieder zurück, als sie fühlte, daß der Dhyarra, der eigentlich Zamorra gehörte, aktiviert war!
    Sie starrte den Schamenen an.
    Er besaß die Größe eines zwölfjährigen Kindes und eine graue faltige Haut. Ebenso grau waren die zerlumpten Gewänder, in die er sich hüllte. Eine Kette aus Eidechsenschädeln hing um seinen Hals, auf dem Kopf trug er eine Mütze, die von einem Vogelkopf mit drei nachträglich angebrachten Schnäbeln gekrönt wurde. Und der Bursche stank drei Meilen gegen den Wind nach Schweiß, ranzigem Fett und diversen anderen Ausdünstungen.
    Immerhin - er schien nicht unbeträchtliche Para-Fähigkeiten zu besitzen. Auf Anhieb hatte er erkannt, daß Nicoles langes schwarzes Haar nicht echt, sondern eine ihrer zahlreichen Perücken war, und daß Uschi Peters eine zeitweilige Telepathin war! Und -der aktivierte Kristall in seiner Hand schadete ihm nicht!
    Sie setzte zu einer Erklärung an, aber der Schamane unterbrach sie sofort wieder.
    »Er kennt dich«, sagte er. »Er spricht zu dir. Er hat einen Namen. Er heißt Ted Ewigk und will wissen, wo ein gewisser Zamorra ist.«
    »Das«, stieß Nicole maßlos überrascht hervor, »möchten wir auch verflixt gern wissen!«
    ***
    Überrascht registrierte David R. Hays die fremde Kleidung der Menschen um ihn herum, vernahm die fremden Laute. War das nicht Französisch?
    In der Tat!
    Frankreich war zwar schon seit ewigen Zeiten der Erbfeind der britischen Krone gewesen und umgekehrt, und kein Franzose wird sich jemals ernsthaft der Mühe unterziehen, mit einem Engländer englisch zu reden, selbst wenn er dessen Sprache gelernt hat -und umgekehrt gilt dasselbe. Aber David Hays blieb nun nichts anderes übrig, als seine Französischkenntnisse zusammenzukratzen, um sich mit den Leuten um ihn herum wenigstens einigermaßen unterhalten zu können.
    Sie waren rechts und links, vor und hinter ihm, drängelten und schoben, um ein Schauspiel zu verfolgen, das der untersetzte Hays, in die Menge eingekeilt, noch nicht so recht erfassen konnte. Er begriff nur, daß er auf unbegreifliche Weise nach Frankreich gekommen war, und daß etwas mit der Zeit nicht stimmen konnte. Denn so viele Leute konnten sich nun auch wieder nicht einheitlich für den Maskenball kostümiert haben.
    Auf ihn und seine für die anderen befremdliche Kleidung wurde man erst aufmerksam, als er respektheischend mit dem Regenschirm um sich stieß, um sich Platz zu verschaffen. Schließlich mußte man ja leben und atmen können, und des Volkes Masse roch auch nicht gerade nach Parfüm, sondern nach allzu menschlichen Ausdünstungen. »Pöbel«, murmelte Hays verdrossen. »Daß man Wasser nicht nur zum Pferdetränken, sondern auch zum Waschen benutzen kann, hat hier wohl auch noch niemand bemerkt…«
    »Was brabbelst du da vor dich hin, Bürger?« fragte einer der Männer neben ihm keck. »Sprich so, daß man dich auch verstehen kann. Oder bist du wirr im Kopfe?«
    Hays widmete ihm einen vernichtenden Blick. Er verstand zwar nur drei Viertel, da der andere unheimlich schnell redete, aber

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