0332 - Inferno
sichergehen, daß sie immer loyal zu ihm waren. Sie konnten ihn nicht hintergehen, kein eigenes Spiel treiben. Sein Wille war stärker als der ihre…
Aber darüber brauchte er jetzt nicht nachzudenken.
Er machte sich auf, um sich selbst um das Verhör jenes Fremden zu kümmern, über den ihm seine Priester immer noch nichts mitzuteilen hatten…
***
Monica Peters hatte Glück.
Zweimal war sie nahe daran, entwischt zu werden. Seit dem Großalarm im Tempel wimmelte es von Drachensklaven und Priestern, die alles daran setzten, das flüchtende Mädchen zu erwischen. Monica wunderte sich immer wieder, daß die anderen sie nicht mit Magie aufspürten. Dachten sie nicht daran, ihre unheimlichen Kräfte gegen sie einzusetzen, oder fürchteten sie den Gegenschlag?
Einen Gegenschlag, den Monica gar nicht führen konnte… denn die geheimnisvolle Kraft war versiegt.
Und sie war noch immer unsichtbar.
Sie rannte durch Korridore und über Treppen und hoffte, daß sie den richtigen Weg nahm. Sie mußte nach draußen, hinaus aus diesem gewaltigen Tempelbau. Doch wo war in diesem Labyrinth der Ausgang? Sie wußte auch nicht, ob sie in ihrer Zelle sich zu ebener Erde befand, in schwindelnder Höhe unter dem Tempeldach oder Dutzende von Metern unter der Erdoberfläche! Denn es gab hier keine Fenster, nur ein schattenloses kaltes Licht, das alle Räume erfüllte - nein, die Räume weniger, denn in ihrer ursprünglichen Zelle hatte es nur Dämmerlicht und Fackelschein gegeben - aber zumindest die Korridore wurden von diesem schattenlosen Licht, das aus dem Nichts kam, erfüllt.
Einige Male war sie gezwungen, zu pausieren, um sich zu erholen. Sie konnte nicht nur unter ständiger Anspannung laufen und irren. Dabei drängte die Zeit. Jeden Moment konnte das Amulett seine Tätigkeit einstellen.
Hinter der nächsten Biegung sah sie einen Drachensklaven. Er stand mitten im Gang, hinter ihm eine große, verzierte Tür. Der Drachensklave wirkte gelangweilt, horchte aber plötzlich auf. Hatte er etwas bemerkt? Monicas Schritte, ihren Atem? Unwillkürlich umklammerte ihr Hand den Schwertgriff fester.
Sie erkannte, daß sie weder rechts noch links an dem Bewaffneten vorbeikam. Die Drachensklaven waren annähernd menschliche, aber echsenhafte Mischwesen, deren wirkliche Herkunft im Dunkeln lag. Aber sie waren ihren jeweiligen Herren treu ergeben - solange diese Kontrolle über sie besaßen. Vor Tagen hatte Monikca es im Dschungel erlebt, daß ein Drachensklave ihr half, zu entkommen, oder es zumindest versuchte, weil er sich selbst ebenfalls die Freiheit davon versprach. Aber man hatte ihn im Schlaf ermordet.
Monica bedauerte diese Wesen, die nach den Aussagen jenes Ermordeten aus den »Sümpfen der Verzweiflung« stammten. Sie Waren nicht mehr als Werkzeuge der Menschen und Magier. Aber das änderte nichts daran, daß jeder einzelne ihr Feind war, der sich hier im Tempel aufhielt.
Sie verharrte. Sollte sie umkehren? Oder sollte sie es auf einen Kampf ankommen lassen? Dabei würde sie wahrscheinlich den Kürzeren ziehen. Aber wenn sie wartete, bis der Drachensklave den Durchgang freiwillig räumte, konnte sie schwarz werden und Wurzeln schlagen.
Zurück wollte sie aber nicht.
Sie ahnte, daß sie sich in einem Außenbereich des Tempels befand. Und von Minute zu Minute wuchs die Unruhe derer, die Monica suchten. Sie machte sich keine Illusionen über das, was mit ihr geschehen würde, wenn man sie wieder einfing.
Eine zweite Flucht würde man sehr nachhaltig verhindern…
Langsam näherte sie sich dem Drachensklaven. Plötzlich trat der zur Seite, lehnte sich gelangweilt an die Wand. Seine angespannte Haltung war wie fortgewischt. Offenbar glaubte er, durch irgend etwas getäuscht worden zu sein. Fast hätte Monica erleichtert durchgeatmet, aber sie konnte diese Reaktion gerade noch unterdrücken. Das Atemgeräusch hätte sie verraten. Sie bemühte sich, so geräuschlos wie möglich zu sein.
Ganz dicht huschte sie an ihm vorbei.
Er drehte leicht den Echsenkopf, sog die Luft durch die Nüstern. Nahm er ihren Schweißgeruch wahr? Monica bewegte sich so, daß sie ihn nicht aus den Augen verlor. Der Drachensklave zeigte wieder Unruhe. Er bewegte sich unschlüssig, als wisse er nicht genau, was er tun solle.
Monica erreichte die Tür. Was nun? Sie mußte hindurch, egal, was geschah! Warum gab dieser Echsenmann seinen Posten nicht auf und entfernte sich?
Statt dessen kam er näher. Er schien sie tatsächlich zu wittern. Langsam glitt
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