0332 - Inferno
Abweichung von ein, zwei Sekunden im Zeitstrom konnte dafür sorgen, daß sie sich verfehlten, daß Hays unauffindbar blieb. Und ein Jahr allein hat schon 525 960 Sekunden. Das mal vierundzwanzigtausend… zwölftausendsechshundertdreiundzwanzig Millionen Sekunden waren doch ein wenig zu viel, sie alle durchzuforschen. Wenn nicht ein Zufall half, die richtige Spur zu finden, würde Hays für immer irgendwo in der Vergangenheit verschwunden bleiben.
Ted straffte sich.
Die ganzen Überlegungen halfen ihm auch nicht weiter. Er mußte sehen, daß er erst einmal jetzt und hier zurechtkam. Daß Nicole und Uschi in Kürze hier eintreffen würden, war schon eine wesentliche Vereinfachung der Problematik. Es galt dann nur noch, Monica und Zamorra zu finden.
Und den Träger des anderen Dhyarra-Kristalls…
Ted Ewigk fragte sich, war dieses Wesen war. Ein EWIGER?
Eine dumpfe Ahnung beschlich ihn, daß er hier in der Vergangenheit elementare Dinge erleben würde, die möglicherweise die Geschicke einer ganzen Welt prägten.
Dagegen verblaßte das Schicksal des unsympathischen Hays völlig.
***
Die Szene war nicht unbeobachtet geblieben. Die Menschen des Räuberlagers hatten das magische »Ferngespräch« geradezu ehrfürchtig staunend verfolgt. Aber sie wagten es jetzt nicht mehr, sich den beiden Mädchen zu nähern.
Selbst der Häuptling zeigte sich jetzt recht zurückhaltend.
Der Schamane war von einem Moment zum anderen wieder »er selbst«, als Ted den Kontakt abbrach. Aber er zeigte sich nicht verwirrt. Offenbar hatte er auch als Medium alles mitbekommen, was beredet worden war.
»Das Muster«, murmelte er. »Ich werde das Muster prägen. Ihr wollt fort… ihr seid mit großen Kräften versehen, daß ihr über die Entfernung reden könnt. Ihr müßt Priesterinnen sein, im Rang noch über mir…«
»Das fehlte uns gerade noch«, wehrte Uschi sich.
»Ihr müßt wiederkommen«, sagte der Schamane hastig. »Ihr müßt uns die Zukunft sichtbar machen. Ihr seid mächtig auf eure Weise… kommt zurück zu uns. Wir brauchen euch. Denn wenn wir um die Zukunft wissen, kann der Strohkopf da drüben«, er zeigte auf den Häuptling, »seine Überfälle besser und sicherer planen…«
»Eben das«, sagte Nicole leise, »sollte zu verhindern sein. Doch wir haben eine Bitte an dich, Schamane.«
»Ich lausche. Seht ihr, göttliche Frauen, wie meine Ohren wachsen? Was ist euer Begehren?«
»Diese silberne Scheibe, die der Häuptling einschmelzen will. Der hölzerne Stab in der Satteltasche dieses Mannes. Zwei Ringe, einer rot funkelnd, der andere blau. Wir brauchen sie, sie sind unser Eigentum. Wie weit reicht deine Macht?«
»Ihr wollt die Gegenstände mitnehmen? Niemand wird euch hindern.«
»Ringe?« knurrte der Räuberhauptmann. »Stab? Was hat dieser Halunke mir verschwiegen?« Er stieß den bewußtlos daliegenden Rottenführer mit der Fußspitze an. »Was wollte er uns allen verheimlichen? Wohlan, ihr sollt die Dinge zurückerhalten, sofort.« Er schrie ein paar laute Befehle, und jemand stürzte zu dem Zelt, in dem der Räuber seine Satteltaschen abgelegt hatte. Wenig später war Nicole wieder im Besitz ihrer magischen Ausrüstung.
Der Schamane kümmerte sich derweil um das Muster, das Ted ihm mitgeteilt hatte. Er zeichnete Strukturen in den Boden, brannte sie förmlich mit dem Dhyarra hinein. Nicole sah verschlungene, komplizierte Linien, die sie selbst sich von allein niemals hätte merken können. Der Schamane arbeitete sorgfältig. Fortwährend brabbelte er irgend welche Zaubersprüche vor sich hin.
Nicole wog Zamorras Amulett in der Hand. Es war nach wie vor desaktiviert, und es schien sich nicht erwecken lassen zu wollen. Am Weltentor der Loreley hatte Nicole es mit dem Ju-Ju-Stab gezwungen, aber das klappte auch nicht fortwährend. Es kostete sie selbst magische Kraft, und sie konnte doch das Amulett nicht alle paar Stunden erneut zur Aktivität zwingen!
Dabei hätte es ihr jetzt schon einige Male im Aktivstadium nützen können… Und wenn Ted Ewigk sich nicht gemeldet hätte, wäre ihr jetziges Fortkommen beileibe nicht so einfach gewesen.
Überhaupt, Ted Ewigk… er schien in den letzten Wochen eine Menge dazugelernt zu haben. So, wie er sich jetzt bei seinem Kontakt gab, schien er seinen Dhyarra-Kristall so selbstverständlich zu benutzen und seine Machtfülle auszuschöpfen, wie eine Hausfrau ihr Küchenmesser benutzt. Er wußte, und er handelte. Es schien, als habe er sich in der Zwischenzeit sehr
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