0333 - Teris grausame Träume
Gryf sich auch vor Jahrhunderten schon hier niedergelassen.
In der Tat sah das Haus am Hügel, diese hölzerne Hütte, immer noch verwildert aus. Aber vielleicht hatte der neue Bewohner andere Interessen, als hier einen gepflegten englischen Rasen anzulegen. Büsche und Sträucher wucherten wild durcheinander, und das Gelände war von blühendem Unkraut überzogen.
»Sieht hübsch aus«, bemerkte Teri. »Richtig romantisch.« Sie bückte sich, pflückte eine Blüte ab und steckte sie sich ins Haar.
»Kannst du irgend etwas Magisches erkennen?« fragte Gryf. Er streckte seine geistigen Fühler behutsam nach der Hütte aus, versuchte, möglicherweise vorhandene magische Ausstrahlungen wahrzunehmen. Aber da war nichts.
Teri zuckte mit den Schultern.
»Wenn da ein Magier ist, hat er sich gut abgeschirmt. Aber… irgendwie scheint die Hütte auch leer zu sein. Vielleicht täuschten sich die Leute, und da wohnt immer noch keiner. Es könnte ein Irrlicht sein.«
»Oder er ist gerade ausgeflogen«, überlegte Gryf. »Und wir können deshalb keine Bewußtseinsströme erkennen.«
»Hm…«
Gryf setzte sich in Bewegung, ging auf die Hütte zu. Das Holz stach schwarz unter dem Grün und der Farbenpracht der Blumen und Blüten hervor und bot einen reizvollen Kontrast. Vergeblich achtete der Druide auf irgend welche Anzeichen von Gefahr. Aber da war nichts.
Alles harmlos…
»Wenn dieser Vampir kein Vampir ist, ist heute abend im Pub einiges fällig«, sagte Gryf. »Ich lasse mich nicht zum Narren halten.«
»Mal langsam«, mahnte Teri.
Sie erreichten die Hütte. Die Tür war geöffnet und angelehnt. Gryf hob die Brauen. Wohnte also doch jemand hier?
»Ist hier irgendwer?« rief er halblaut, schob die Tür etwas weiter auf. Auf dem Fußboden befand sich kein Staub. Also hatte jemand saubergemacht.
Es kam keine Antwort. Gryf trat vorsichtig ein.
»He, du kannst doch nicht einfach…«, begann Teri. Gryf winkte ab. Die Tür war offen gewesen, und er kam nicht als Einbrecher, sondern hatte sich vorher deutlich bemerkbar gemacht. Teri folgte ihm. Gryf war angespannt und wachsam. Obgleich er mit seinen Druiden-Sinnen nichts feststellen konnte, rechnete er insgeheim doch mit einer Bedrohung.
Warum mußte er gerade in diesem Moment wieder an Teris Träume denken?
Die Tür führte direkt in das, was man die Wohnküche nennen konnte. Alles war peinlich sauber aufgeräumt. Gryf betrachtete die Wandregale neben dem Herd. Aber nichts erregte seinen Verdacht.
Er kannte die Hütte von früher. Sie besaß nur noch einen weiteren Raum, das Schlafzimmer. Was man sonst noch zum Leben brauchte, befand sich ein paar Meter abseits in einem noch kleineren Holzhäuschen mit dem berühmten Herz in der Tür. Gryf klopfte an die Verbindungstür zum Schlafzimmer.
»Hallo, aufwachen! Besuch ist da!«
Niemand antwortete.
»Ausgeflogen«, sagte Teri. »Komm, laß uns gehen…«
Da hatte Gryf schon die Tür geöffnet und ließ sie nach innen aufschwingen.
Auf dem einzigen Bett lag ein wachsbleicher Mann.
***
Das bläuliche Schimmern war so intensiv geworden wie nie zuvor. Shady sah, daß es weit voraus fast die gesamte Tropfsteinhöhle ausfüllte. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen. Das Wasser, durch das sie schritt und das auch hier etwa knietief war, plätscherte leise.
Wo war Gryf geblieben? Er mußte doch vor ihr sein, aber sie konnte ihn gegen das blaue Leuchten nicht erkennen.
Plötzlich wuchs er neben ihr aus den Schatten der Stalagmiten und Stalagtiten. Er streckte eine Hand vor und berührte ihren Arm. »Nicht weitergehen«, zischte er. »Vorsicht!«
Überrascht sah sie ihn an. War er unsichtbar gewesen? Aber noch ehe sie ihm eine Frage stellen konnte, deutete er auf die Wasseroberfläche. Das blaue Licht zeigte die Bewegung deutlich.
Die Bewegung der Wasseroberfläche, die von Shadys Schritten herrührte! Die Wellen, die sie erzeugt hatte, liefen ihr voraus, breiteten sich kreisförmig aus - und verschwanden nach ein paar Metern jäh! Gerade so, als würde das Wasser künstlich geglättet! Die Wellen verschwanden, als hätte es sie nie gegeben!
Shady sog scharf die Luft ein.
»Was ist das?« hauchte sie.
Gryf streckte die Hand aus und forderte ihr Schwert. »Es ist zerstört, ich hörte es am Klang, nicht wahr?« murmelte er. »Du kannst es nicht mehr gebrauchen.«
Sie gab es ihm. »Was hast du vor?« wollte sie wissen.
Gryf lächelte. Er legte die Hand auf seine Sichel im Gürtel. »Eine Waffe möchte ich
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