Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0333 - Teris grausame Träume

0333 - Teris grausame Träume

Titel: 0333 - Teris grausame Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
fragte Teri Rheken und erhob sich langsam an Gryf vorbei auf den Wachsbleichen zu. Der rührte sich nicht, gab nicht zu erkennen, daß das Eindringen der beiden Fremden ihn in seiner Ruhe störte.
    Gryf zuckte mit den Schultern. Vorsichtig trat er näher an das Bett heran. Er überlegte, ob der Wachsbleiche ein Vampir sein konnte. Aber auch darauf deutete nichts hin, zumal durch ein kleines Fenster ein Lichtbalken direkt auf den Mann fiel. Andererseits hatte Gryf auch schon Vampire erlebt, die bei Tageslicht aktiv werden konnten.
    »Ich kann seine Gedanken nicht erfassen«, sagte Teri nervös. »Es ist, als würde er überhaupt nicht denken. Also könnte er doch tot sein.«
    »Er atmet«, widersprach Gryf. »Siehst du? Sein Brustkorb bewegt sich. Er braucht viel Luft, er atmet viel tiefer, als er eigentlich dürfte. So holt er sich doch einen Sauerstoff rausch.«
    »Und seine Gedanken sind blockiert… nicht erfaßbar… auch nicht das, was er vielleicht träumt… er muß einen sehr starken Block besitzen, daß ich nicht durchkomme. Spürst du etwas, Gryf?«
    »Nein.«
    Der Achttausendjährige berührte die rechte Hand des Liegenden. Irgendwie war er darauf gefaßt, daß diese Berührung etwas auslösen müßte. Aber nichts geschah. »Er ist heiß«, sagte Gryf. »Er muß einen rasenden Stoffwechsel haben. Der Sauerstoff, den er einatmet, wird sofort verbrannt. Aber er liegt hier nur still, kann das doch alles gar nicht verarbeiten. Das begreife ich nicht.«
    Teri grinste müde. »Vielleicht liegt er, weil er jetzt vor Kraft nicht mehr gehen kann.«
    Gryf zuckte mit den Schultern. Seine Hand glitt weiter über den Wachsbleichen und erreichte seine Stirn. Immer noch geschah nichts. Die geschlossenen Lider bewegten sich nicht. Nur die Nasenflügel zitterten nicht, wenn ein- oder ausgeatmet wurde.
    Teri sah sich derweil im kleinen Schlafraum um. Ein hölzerner Schrank, roh zusammengezimmert, ein einfacher Stuhl, das ebenso einfache Bett, das kleine Fenster mit Gardinen. An der Decke eine Fassung mit nackter Glühbirne; immerhin gab es hier also elektrischen Strom. Keine dämonischen Zeichen, keine magischen Hilfsmittel - nichts. Wenn dieser Mann etwas mit Magie zu tun hatte, dann kam die Magie aus ihm selbst.
    Gryfs Augen leuchteten etwas stärker, als er mit zwei Fingern die Herzgegend des Wachsbleichen berührte. Teri spürte die Kraft, die Gryf einsetzte, um den Bleichen zu wecken. Aber er zuckte nicht einmal. Gryf verzog das Gesicht. »Das ist unmöglich«, behauptete er. »Diesem Energiestrom kann er sich einfach nicht entziehen. Trotzdem hat irgend etwas in ihm die Energie nur einfach aufgenommen, aber nichts ist geschehen.«
    »Wenn er wenigstens eine dämonische Ausstrahlung hätte«, überlegte Teri. »Dann wüßten wir endlich, woran wir mit ihm sind.«
    Gryf versetzte dem Bleichen einige leichte Schläge mit der flachen Hand ins Gesicht, zwickte ihn dann schmerzhaft in die Oberarme. Aber der andere reagierte immer noch nicht.
    »Das ist einfach unmöglich…«
    Gryf wandte sich ab. »Gut, lassen wir ihn vorerst allein«, sagte er. »Irgendwie hatten die Leute im Dorf recht. Der Bursche ist unheimlich, nur fehlt ihm das Vampirische. Denn das hätte ich auf jeden Fall gespürt. Trotzdem geht bei ihm nicht alles mit rechten Dingen zu. Er…«
    Gryf schob, während er sprach, Teri vor sich her aus dem Zimmer in die Wohnküche hinüber. Er erstarrte.
    Die Haustür, die sie offenstehen gelassen hatten, war jetzt geschlossen. Der Riegel lag innen vor.
    Gryf wirbelte herum, versuchte den Eindringling zu erkennen, der sich in der dämmerig erhellten Wohnküche befand und von innen verriegelt hatte. Aber da war niemand. Im Herumkreiseln sah er drüben im Schlafraum, wie der Wachsbleiche hochschnellte. Wie ein Brett - in gestreckter Haltung, als wären an seinen Füßen Scharniere angebracht worden; »klappte« er sich in die Senkrechte. Die dünne Decke, die über seinem Körper gelegen hatte, wurde förmlich durchs Zimmer geschleudert, so schnell lief dieser unglaubliche Vorgang ab. Ein gräßliches Fauchen ertönte, aber es kam nicht aus dem Mund des Mannes, dessen Augen immer noch geschlossen waren.
    Es kam aus einem blauen Licht, das grell aufblitzte und Gryf und Teri einhüllte. Gryf schrie auf, sah Teri zu Boden sinken und versuchte noch nach ihr zu greifen, um sich mit ihr im zeitlosen Sprung zu retten. Aber das gelang ihm nicht mehr. Die lähmende Kraft erfaßte auch ihn, und plötzlich wurde alles so

Weitere Kostenlose Bücher