0333a - Makler, Mädchen und Moneten
Mann mit platter Boxernase auf.
»Was wünschen Sie?«, fragte ich den Rothaarigen.
»Ihre Waffe.?«, zischte der Bursche.
»Trinken Sie Ihren Whisky und lassen Sie mich in Frieden.«
Der Rothaarige zeigte ein Grinsen, das ihn keineswegs sympathischer machte und warf seinem Kollegen mit der Boxernase einen aufmuntemden Blick zu.
Dieser Mann sprach ein schlechtes Englisch. Das hörte ich bei der ersten Silbe, als der Kerl sein schadhaftes Gebiss zeigte.
»Mister Lackey gab uns den Auftrag, dafür zu sorgen, dass Sie gut nach Hause kommen«, hustete er.
»Danke«, erwiderte ich lautstark, »aber ich brauche keine Ammen. Ich finde den Weg allein, Gentleman, Guten Abend.«
Ich versuchte zu gehen, aber ein weiterer Gorilla stellte sich mir in den Weg. In seiner Hand hielt er einen Damenrevolver, dessen Mündung unmissverständlich auf meine Stirn gerichtet war.
»Machen Sie keine Umstände«, fauchte der Kleine, »sonst müssen wir Sie zwingen.«
»Sieht beinah so aus, als wenn ihr Sehnsucht nach dem Gefängnis hättet, Leute«, erwiderte ich ruhig. »Ich hoffe, ihr wisst, was auf Freiheitsberaubung steht. Lass deine Kanone verschwinden!«
Der Kleine stieß ein dünnes Kichern aus. Hinter mir stöhnte der Architekt auf.
Aber ich ging auf den glatzköpfigen Gorilla zu. Die Umstehenden hielten den Atem an. Der Architekt hinter mir stöhnte zum zweiten Mal.
Die Entfernung zwischen dem Glatzköpfigen und mir hatte im Anfang sieben Schritt betragen. Inzwischen war sie auf drei zusammengeschmolzen. Ich sah, wie sich der Finger des Dicken am Abzugshebel krümmte.
Dann wurde ich durch einen berstenden Knall nach hinten geschleudert.
Ich schlug mit dem Kopf gegen die Stahlfüße eines Barhockers und verlor die Übersicht.
***
Als ich die Augen auf schlug, brannten von zwanzig Deckenstrahlern nur noch zwei. Die trübe Beleuchtung reichte aus, die Situation zu überblicken.
Von allen Seiten hörte ich Stöhnen und Fluchen.
Ich setzte mich hin und rieb meinen Hinterkopf. Direkt vor meinen Füßen lag der Glatzköpfige mit dem Gesicht nach unten. Noch immer war die Pistole auf mich gerichtet. Ich nahm sie ihm aus der Hand und richtete mich auf.
Die Bar war mit Glassplittern übersät. Durch die Riesenfenster strömte ungehindert frische Nachtluft herein, weil die Scheiben fehlten.
Die wenigen Tische waren umgekippt. Sämtliche Gäste lagen flach auf dem Boden. Ein Bombenanschlag!
Mit der Geschwindigkeit eines Sprinters jagte ich los, zumindest glaubte ich es. In Wirklichkeit torkelte ich benommen zur Tür und stolperte ins Freie. Die Luft roch nach Pulverdampf.
Die Explosion hatte die Glaskuppeln der Außenbeleuchtung heruntergeblasen. Ein Teil der Glühbirnen jedoch brannte noch.
Rechts neben dem Eingang stand ein Studebaker. Erst als ich genau hinsah, entdeckte ich, dass es nur die Hinterachse und das Heckteil waren. Der Rest der Karosserie mit der Vorderachse und dem Motorblock lag fünfzehn Yards weiter rechts.
Es gab keinen Zweifel. Die Bombe war im Studebaker explodiert. Dieser Wagen musste Lackey gehören, weil er in der Parkverbotszone abgestellt war. Während Lackeys Gorillas mir in der Bar Gesellschaft leistete, hatte ihr Chef versucht, einen kleinen Nachtausflug zu unternehmen.
Die Auffahrt zum Hotel war zwanzig Yards breit. Sie wurde auf der einen Seite vom Hotel und auf der anderen von einem Grünstreifen begrenzt, auf dem niedrige Kugelbüsche standen. Der asphaltierte Platz bis zu den Grünflächen lag im Schein der Außenbeleuchtung und war mit Metallteilen übersät, die zum Studebaker gehörten.
Ich jagte über die Fahrzeugtrümmer zu den niedrigen Kugelbüschen.
Als ich den Rand der Grünfläche erreichte, hörte ich leises Stöhnen. Nach wenigen Schritten fand ich Lackey. Er lag zusammengekrümmt vor einem Busch und hielt die Türklinke seines Wagens noch in der Hand. Ich beugte mich über ihn, entdeckte aber nirgendwo eine blutende Wunde. Der Mann konnte von Glück sagen, dass er nach einem Flug durch die Luft ziemlich weich gelandet war.
Als ich mich aufrichtete, stand der Architekt neben mir.
»Der Boss des Unternehmens scheint aber auch nicht nur Freunde zu besitzen«, sagte ich, »jemand hat ihm eine Aktentasche voll Dynamit in den Wagen geschmuggelt. Los, holen Sie einen Arzt, sofern es in dieser verlassenen Gegend überhaupt so etwas gibt.«
Der Architekt trottete zur Bar zurück. Im Eingang stieß er auf ein Menschenknäuel, das nach draußen drängte.
Vornweg marschierten
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