0334 - Aufruhr in der Unterwelt
Tochter sich in den Armen und bedauerten sich gegenseitig.
Als ich im Wagen saß, glaubte ich ein gutes Werk getan zu haben, Dagegen war ich in dem, was ich hatte wissen wollten, nicht einen Schritt weitergekommen.
***
Ich wartete bis halb elf, bevor ich in die 55. Straße fuhr. Ich hatte gar nicht geglaubt, daß der Club um diese frühe Stunde so gut besetzt sein werde. Ich setzte mich und sah mich nach der roten Bess um.
Aber so sehr ich auch äugte, ich konnte sie nicht entdecken. Zuletzt fragte ich den Kellner. Der zog die Augenbrauen hoch und sagte dann:
»Einen Augenblick, bitte.« Er verschwand.
Ein paar Minuten später trat ein Herr an meinen Tisch. Er hatte prachtvoll gewelltes Haar, trug einen dunklen, konservativ geschnittenen Anzug und hätte vornehm ausgesehen, wenn sein Gesicht nicht gewesen wäre.
Es war das ausdruckslose Gesicht eines Gangsters. Ich kannte dieses Gesicht, obwohl ich dem Mann niemals begegnet war. Er war, wie man so sagt, aus der Branche und zierte ein Blatt unserer Kartothek, das aber wohl bis auf seine Personalien und Fotografie bis jetzt noch leergeblieben war.
Er war Besitzer einiger übelbeleumundeter Nachtclubs gewesen, die er jedoch jedesmal abgestoßen hatte, bevor es irgendwie zum Knallen kam. Es gab kaum ein Verbrechen, dessen Mel Herreira noch nicht verdächtig gewesen war, angefangen bei Betrug und Erpressung über Rauschgiftschmuggel, Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz bis zum Mord. Niemals hatte es zu einer Anklage gelangt. Aber er war berüchtigt.
Er war gefährlich.
Irgendwo an einem Platz, an dem keiner sie vermutete, mußte seine Pistole stecken. Er wußte bestimmt genau, wie er sie zu gebrauchen hatte. Jetzt, da er vor mir stand, hatte er sein Gesicht zu einem süßlichen Lächeln verzogen.
»Verzeihen Sie, Mister. Der Kellner sagte mir, daß Sie sich nach einer meiner Gesellschaftsdamen erkundigt haben. Darf ich vielleicht den Grund dieses Interesses erfahren?«
Ich grinste ihm ins Gesicht.
»Schließlich sind ja Ihre Damen dazu da, um die Gäste zu unterhalten«, sagte ich. »Ich habe mich gestern mit Bess ausgezeichnet unterhalten und hätte die Bekanntschaft gern fortgesetzt.«
»Tja, es tut mir leid. Bess ist heute abend nicht gekommen. Sie hat sich auch nicht entschuldigt. Dürfte ich Ihnen ein anderes Girl schicken?«
Ich war enttäuscht, aber ich wollte mir nichts anmerken lassen.
»Schade«, lächelte ich, »aber keine Frau, auch die netteste nicht, ist unersetzlich. Fragen Sie das Mädchen dort drüben mit dem kastanienroten Haar, ob sie mir Gesellschaft leisten will.«
»Sie wird sofort kommen«, entgegnete er und verbeugte sich wobei immer noch das Lächeln um seine Mundwinkel spielte.
»War das Ihr Geschäftsführer?« erkundigte ich mich bei dem Kellner.
»Gewiß, Mister, es war Mr. Herreira.«
Dann kam der Ersatz für Bess. Ich hatte sie ausgesucht, weil sie die einzige war, bei der man nicht das Gefühl haben mußte, sie sei mit dem Gesicht in den Farbtopf gefallen. Anscheinend war sie noch nicht lange in diesem Betrieb und sah deshalb frischer aus als ihre Kolleginnen.
»Ich heiße Maud«, stellte sie sich vor und machte einen Knicks.
Tatsächlich, sie machte einen Knicks. War das nun ihre besondere Masche, oder war das Girl wirklich noch so naiv?
Als sie ich schüchtern auf die Stuhlkante setzte, kam ich zu der Überzeugung, daß sie tatsächlich viel zu anständig für diesen Laden war.
»Sie sind bestimmt noch nicht lange hier, Maud«, eröffnete ich das Gespräch, nachdem ich ihr einen Cochtail mit Phantasienamen bestellt hatte.
»Nein, erst seit drei Tagen.«
»Und wie kommen Sie an diesen Job?« wollte ich wissen.
»Durch meinen Onkel. Mein Onkel ist hier Kellner, und ich habe bis jetzt als Verkäuferin bei Fox Weisman nur gerade so viel verdient, daß meine Mutter und ich durchkommen konnten. Meine Mutter kann nicht arbeiten. Sie ist herzleidend. Mein Vater ist schon lange tot. Hier nun bekomme ich weit mehr, als ich bisher verdiente, und dazu kommen noch die Trinkgelder. Die sind allerdings vorläufig noch nicht hoch, aber Onkel Sam meinte, wenn ich mich erst eingearbeitet hätte, so würde ich einen ganzen Haufen mehr bekommen.«
»Und wie gefällt es Ihnen hier, Maud?«
»Das kann man in so kurzer Zeit nicht beurteilen«, meinte sie und wurde rot. »Man muß sich eben erst daran gewöhnen.«
Im stillen wünschte ich, das kleine Mädchen würde sich niemals daran gewöhnen. Jedenfalls hätte ich dem bewußten
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