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0334 - Der Hexenspiegel

0334 - Der Hexenspiegel

Titel: 0334 - Der Hexenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dämonischer Mörder ist zur Rechenschaft gezogen worden. Tanjas letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Grund und Boden meines Châteaus. Wenn Sie das Grab sehen möchten, und überhaupt, sind Sie jederzeit herzlich eingeladen. Es tut mir leid, daß ich Ihnen nichts anderes mitteilen kann.«
    Semjonow preßte die Lippen zusammen.
    »Ich ahnte es«, flüsterte er. »Aber ich hoffte immer, daß sie doch noch eines Tages wieder auftauchen würde. Sie versteckte sich, weil man sie als Überläuferin suchte. Aber sie schaffte es immer wieder, mich heimlich zu besuchen und mit mir zu plaudern. Wie ist sie gestorben?«
    »Im Kampf gegen einen Dämon«, sagte Zamorra. »Ich glaube, sie war das, was man eine Heldin nennt. Sie hatte ihre Gründe, den Dienst beim KGB zu quittieren, aber ich nehme an, Sie wissen davon.«
    Semjonow nickte. »Sie diente einem größeren Ziel.«
    »Wie wir alle«, sagte Nicole.
    »Ich denke, wir sollten jetzt über den Spiegel reden«, sagte Semjonow.
    Er breitete die Arme aus und dirigierte die anderen hinüber in den kleinen Speiseraum. »Genosse Wirt, bringen Sie uns zu essen und zu trinken. Und mir eine Flasche Wodka.«
    »Meinen Sie, daß es richtig ist, sich zu betrinken?« fragte Nicole leise.
    Semjonow seufzte.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, daß ich irgendwie abschalten muß. Tanja ist tot. Das ist schlimm. Ich habe sie immer gern gehabt, und mir ist übel. Vielleicht hilft mir der Wodka. Nehmen Sie mir die Flasche weg, wenn’s zuviel wird?«
    »Worauf Sie sich verlassen können, Towarischtsch«, versicherte Nicole.
    »Kommen Sie. Tanja ist tot, aber in unserer Erinnerung lebt sie weiter.«
    »Und jetzt wollen wir über den Spiegel reden«, verlangte Saranow.
    »Setzt euch, Genossen.«
    ***
    Die Seele der Hexe Nadija Perkowa erholte sich langsam wieder von dem Schock, den der Freitod Natascha Solenkowas in ihr verursacht hatte.
    Dieses zielbewußte Sterben hatte ihr arg zugesetzt.
    Insgeheim fragte sie sich, warum ihre Gegner ihren geschwächten Zustand nicht ausnutzten, um den Bann um den Spiegel zu erneuern oder den Spiegel gar völlig zu zerstören. Jetzt, wo sie schwächer war, war das doch die beste Gelegenheit.
    Aber sie taten es nicht.
    Nadijas Mißtrauen erwachte. Sie hatte zwei von ihnen auf dem Gewissen, direkt oder indirekt. Vielleicht waren die beiden anderen vorsichtig geworden, vielleicht fürchteten sie, nicht allein mit ihr fertigzuwerden und warteten auf Unterstützung?
    Das konnte ungünstig sein, denn Nadija wußte nicht, wie mächtig die neuen Helfer sein würden.
    Und dann spürte sie, daß sich andere Personen nahten. Und sie glaubte deren Aura zu erkennen, als sie durch das spiegelnde Glas der Wodkaflasche sah. Und sie zog sich sofort wieder zurück, um nicht ihrerseits erkannt zu werden.
    Jetzt wußte sie, mit wem sie es zu tun hatte. Und sie schöpfte wieder Hoffnung…
    ***
    »Gut«, sagte Zamorra. »Sehen wir uns den Spiegel mal an. Vielleicht kann ich diese teuflische Macht mit dem Amulett blockieren. Ihre Idee, das Glas einzuschmelzen, hat etwas für sich, Boris. Zusammen sollten wir es schaffen.«
    Saranow nickte.
    »Ich freue mich, daß Sie uns helfen«, sagte er. »Sie haben weit mehr Erfahrung und größere magische Fähigkeiten.«
    »Es wäre gut, wenn wir wüßten, was das für ein Geschöpf ist, das im Spiegel steckt. Daß es Nicoles Körper imitierte, sagt nicht viel über seine wahre Struktur aus. Es ist nur der endgültige Beweis, daß wir es in beiden Fällen mit demselben Phänomen zu tun haben. Aber ich wüßte gern mehr über den Ursprung.«
    »Vielleicht hätten wir etwas in dem Haus finden können, in dem der Spiegel einst gefunden wurde. Aber das ist abgerissen worden. Kobi- 71 niakin kann uns auch nichts mehr sagen, weil er tot ist. Wir tappen im dunkeln.«
    Semjonow, der nur ein Glas Wodka getrunken hatte, erhob sich als erster. »Vielleicht ist es besser, wenn Sie hier unten bleiben, Gospodina«, wandte er sich an Nicole. »Vielleicht geraten sie sonst wieder unter den Einfluß der Spiegelmacht…«
    »Da ist was dran«, sagte Nicole.
    Die drei Männer gingen nach oben. Nicole fragte sich, was Semjonow dabei wollte. Gut, seine Schwester war eine Vampirin gewesen, die sich von der dunklen Seite der Macht gelöst und für das Licht gestritten hatte. Aber es war fraglich, ob er davon gewußt hatte. Er hatte, so wie Nicole es mitbekommen hatte, mit übersinnlichen und magischen Erscheinungen nur Erfahrung aus zweiter Hand. Boris

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