Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0334 - Der Hexenspiegel

0334 - Der Hexenspiegel

Titel: 0334 - Der Hexenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Sitzgruppe zwischen den Zierpflanzen auf ihn wartete, war die Unauffälligkeit in Person. Er erhob sich und stellte sich als Miller vor. Zamorra taxierte ihn: ein schütterer Haarkranz, kleine, bewegliche Augen, denen nichts entging, peinlich korrekte Kleidung. Der Bartschatten paßte nicht dazu; der Mann war also nicht gerade erst vor einer oder zwei Stunden aufgestanden, sondern schon etwas länger unterwegs. Es konnte sich also um nichts handeln, was die unmittelbare Umgebung betraf – im ersten Moment hatte Zamorra an Ted Ewigk gedacht.
    »Ich bin Mitarbeiter der russischen Botschaft in London«, erklärte Mister Miller und lieferte Zamorra damit die Erklärung für sein Aussehen.
    Wenn er von London hierher gekommen war, hatte man ihn vor wenigstens vier oder fünf Stunden aus dem Bett gescheucht, ihm Instruktionen erteilt und ihn dann hierher geschickt. Das Hotel, in dem sie einquartiert waren, zu finden, bedeutete auch in einem mittelgroßen Ort wie Leicester ein Kunststück für einen Ortsfremden.
    »Haben Sie schon gefrühstückt, Mister Miller?« erkundigte Zamorra sich. Als Miller verneinte, bestellte Zamorra für ihn und bat ihn, das Gespräch im Frühstücksraum zu führen, der um diese Morgenstunde noch kaum besucht war. Sie fanden einen stillen Winkel, in dem sie sich niederließen.
    »Sie befassen sich, wie wir wissen, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch mit Okkultismus und Magie. Es war ein wenig schwierig, Sie zu finden, weil wir Sie in Frankreich vermuteten, aber Ihr Butler verriet uns, wo wir Sie finden konnten.«
    »Aha«, machte Zamorra. »Und?«
    »Wir benötigen Ihre Hilfe, Mister Zamorra«, sagte Miller. »Ich darf Sie daher einladen, auf unsere Kosten nach Leningrad zu fliegen. Wir haben in einem kleinen Ort in der Nähe ein kleines Problem.«
    Zamorra hob die Brauen. »Das kommt ein wenig überraschend«, sagte er.
    »Und es ist dringend. Der Wagen steht vor der Tür, um Sie nach London zu bringen. Sofort bei Ankunft können Sie fliegen.«
    »Oha«, machte Zamorra. »Dann gehe ich recht in der Annahme, daß 64 die Sache vom KGB organisiert wurde, nicht wahr? Ist Ihnen ein Psi- Experiment danebengegangen? Ich weiß nicht, ob ich der richtige Mann bin, da einzugreifen.«
    »Oh, sicher. Es geht um einen verhexten Spiegel, der schon zwei Menschenleben auf dem Gewissen hat. Hören Sie sich die Geschichte bitte an.«
    Er begann zu erzählen, was ihm telefonisch durchgegeben worden war. »Bitte, Mister Zamorra«, schloß er. »Lassen Sie uns nicht im Stich. Sie sind wahrscheinlich der Mann, der dieser Sache Herr werden kann.«
    Zamorra seufzte.
    »Es gibt auch noch andere Dämonenjäger«, sagte er.
    »Aber Sie sind einer der ganz wenigen, die nicht im Staatsdienst stehen, was die ganze Aktion wesentlich vereinfacht; die Bürokratie entfällt. Leider haben wir ja immer noch Grenzformalitäten, unterschiedliche Regierungssysteme, Eifersüchteleien derselben untereinander und dergleichen mehr.«
    »Für einen Vertreter der russischen Botschaft reden Sie ziemlich kritisch«, bemerkte Zamorra.
    »Vielleicht. Vielleicht ist auch alles nicht mehr so wie früher. Bitte, Mister Zamorra. Sind Sie einverstanden?«
    »Was ist, wenn ich es nicht bin? Werde ich dann entführt?« Der Professor lächelte. »Das haben schon einige versucht…«
    »Wir wären enttäuscht und hilflos und müßten es bei anderen Experten versuchen«, sagte Miller. »Entführungen gehören in den Bereich schlechter Spionage-Romane und Filme. Wir haben das nicht nötig. Natürlich sollen Sie uns auch nicht umsonst helfen. Ihr gesamter Aufenthalt im Bereich der UdSSR wird von uns finanziell bestritten, sämtliche Ihrer Ausgaben, auch die privaten, übernehmen wir, und Sie erhalten ein angemessenes Honorar für Ihre Bemühungen.«
    Zamorra schmunzelte. »Ich bin nicht auf Geld versessen, aber es ist nicht so, daß ich es ablehne.«
    »Sie sind also einverstanden?«
    »Wenn meine Sekretärin es ebenfalls ist… ich komme nämlich nicht allein.«
    »In Ordnung, Mister Zamorra. Die notwendigen Formulare werden auf Ihre Begleiterin erweitert. Ich habe die entsprechenden Vollmachten.«
    Zamorra erhob sich.
    »In etwa einer halben Stunde werde ich wahrscheinlich zu Ihrer Verfügung stehen«, sagte er. »Wenn Sie bis dahin warten wollen…«
    Nicole hatte sich bereits angekleidet. Sie ahnte, daß etwas auf sie zukam, und es war ohnehin fraglich, ob sie würde weiterschlafen können, falls es sich als »blinder Alarm«

Weitere Kostenlose Bücher