0335 - Die goldenen Skelette
ebenfalls keine Rücksicht kennen und ließ die beiden gekrümmten Handkanten nach unten rasen.
Suko traf einen weichen Körper. Wo genau, konnte er nicht sagen, für ihn war jetzt wichtig, sich von der verdammten Würgeschlinge zu befreien, die ihm die Luft sperrte.
Da niemand mehr daran zog, gelang es ihm diesmal. Er schleuderte die Schlinge in die entgegengesetzte Richtung und schaffte es so, sich zu befreien.
Es war ein kaum zu beschreibendes Gefühl, als er endlich wieder tief durchatmen konnte. Noch hatte er Mühe, denn vor seinen Augen tanzte alles. Der Gang oder Stollen wurde zu einem verschwommenen Etwas, das auch nicht besser zu erkennen war, obwohl unter der Decke das Licht brannte. Suko hatte sich zur Seite gerollt und wäre am liebsten liegengeblieben, um sich zu erholen.
Zudem brannte sein Hals, als wäre eine lange Feuerzunge über die Haut gestrichen.
Er durfte es nicht. Die anderen wollten ihn vernichten, und sie würden alles daransetzen.
Er stemmte sich hoch.
Es war mehr ein Schwanken, denn er hatte das Gefühl, Gummi in den Beinen zu haben. Auch der Gang bewegte sich vor seinen Augen. Das Licht gab mehr Schatten als Helligkeit, in seinem Kopf hämmerten zahlreiche, kleine Bohrer, und sein Hals schien um das Doppelte angeschwollen zu sein.
Noch immer hatte er Mühe, Luft zu holen. Bei jedem Atemzug würgte es ihn. Jeder schritt wurde zur Qual, das Zittern in den Knien hörte nicht auf, es war einfach der Schock, der ihn jetzt noch nachträglich packte.
Aber Suko widerstand. Der Inspektor gehörte wirklich zu den härtesten Burschen, und er wollte nicht aufgeben, denn diese seltsame Familie würde es ebenfalls nicht.
Sie waren Feinde und würden es immer bleiben. Mit dem Rücken stemmte sich Suko gegen die Gangwand, bevor er sich drehte, um zu sehen, wo seine Gegner steckten.
Er sah sie nicht mehr!
Und auch die Bola war verschwunden. Die Frau hatte sie mitgenommen.
Dafür hörte Suko die Stimme. Es war Luigi, der sprach. Mit wem, konnte Suko nicht sehen und auch nicht verstehen, denn die Familie hatte einige Tricks eingebaut.
Zwischen ihm und der Luke befand sich ein Hindernis. Quer über die Gangbreite hatte sich ein stählernes Hindernis geschoben, durch das es für Suko kein Durchkommen gab. Die Stahlplatte war mehr als fingerdick. Suko stand vor ihr, trommelte mit den Fäusten dagegen und hörte nur die dumpfen Geräusche, die ihm gleichzeitig bewiesen, daß es unmöglich für ihn war, die Platte zur Seite zu schieben.
Sie lief auf einer im Boden eingelassenen Schiene und verschwand in schmalen Öffnungen in den beiden Wänden.
Der Chinese ging zurück. Er gab zu, daß die andere Seite die besseren Karten in den Händen hielt, und er konnte daran nichts ändern. Von John Sinclair und seinen Gegnern räumlich getrennt, war er völlig auf sich allein gestellt.
Zudem befand er sich auf einem feindlichen Gelände, denn dieses Schloß in der Toskana konnte für ihn leicht zu einer tödlichen Falle werden. Suko überlegte, wie er sich verhalten sollte. Nach vorn konnte er nicht, aber es mußte doch eine Möglichkeit für ihn geben, vielleicht von einer anderen Seite, in die Nähe seiner Gegner zu gelangen.
Bestimmt gab es nicht nur diesen einen Zugang zum Schacht.
Zuerst wollte Suko sehen, daß er aus dem Tunnel herauskam.
Möglicherweise hatten die anderen noch weitere Sicherungen eingebaut, und er wollte auf keinen Fall zwischen zwei Stahlwänden gefangen sein.
Deshalb lief er zurück.
Sein Gang war noch immer nicht normal. Nach wie vor hatte er unter den Nachwirkungen dieser Attacke zu leiden. Der Hals brannte, das dumpfe Gefühl in seinem Kopf wollte einfach nicht verschwinden, und auch seine Lungenflügel schmerzten, als er ein paarmal tief durchatmete.
Mit einer derartigen Wende in dem Fall hatte er kaum gerechnet.
Der Inspektor war froh, als er den Stollen hinter sich gelassen und die normalen Räume erreicht hatte.
Er schritt durch den Barocksaal. Hier fiel ihm wieder die Stille auf.
Nur seine eigenen Schritte waren zu hören, und auch diese wurden manchmal durch Teppiche gedämpft.
Auf Zehenspitzen ging Suko weiter. Er wußte nicht, welche Überraschungen noch auf ihn lauerten, rechnete aber mit dem Schlimmsten.
In der Halle brannte noch das Feuer im Kamin. Die Flammen schienen ihn höhnisch anzugrinsen. Als Suko die Weingläser auf dem Tisch sah, verspürte er Durst.
Er trank sein Glas leer, hustete ein paarmal tief durch und merkte, daß es ihm besser
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