0335 - Die goldenen Skelette
erfuhren von seinem Tod und sorgten dafür, daß die Personen, die daran beteiligt waren, hierherkamen.«
»Das waren also wir«, sagte ich.
»Aber nicht allein. Du hattest vorhin von einem Schrei gesprochen. Es stimmt, er ist tatsächlich aufgeklungen, und ausgestoßen hat ihn ein Mädchen, das ebenfalls in Paris dabei und sogar mit Pierre Trudot befreundet gewesen war. Erinnerst du dich?«
Und ob ich mich daran erinnerte!
»Claudine Auber!«
»Ja, das stimmt. Die kleine Claudine. Sie hätte sich einen anderen aussuchen sollen, nur nicht Pierre. Jetzt muß sie dafür die Zeche bezahlen, zusammen mit dir. Sie befindet sich in deiner Nähe. Genau unter dir, und du wirst ihr bald Gesellschaft leisten können. Sie erlebt bereits etwas von dem Grauen, das auch auf dich wartet, denn ihr werdet gemeinsam im Sumpf oder im Tor der Zeiten verschwinden. Das ist die Rache der goldenen Skelette. Sie warten darauf, euch umbringen zu können. Ein gigantischer Plan, der allmählich seiner Vollendung entgegenreift. Du wolltest die drei goldenen Skelette finden, bald wirst du bei ihnen sein, das verspreche ich dir.«
Ich wollte noch etwas sagen und fragen, da begann der Käfig, in dem ich steckte, zu schwanken. Auch die straff gespannten Seile an den Seiten bewegten sich. Sie zuckten und tanzten auf und nieder.
Ich ahnte Schlimmes und sollte recht behalten.
Plötzlich passierte es.
Der Boden unter meinen Füßen fiel weg!
***
Claudine Auber sah die Monsterfliege über ihrem Kopf in die Höhe steigen und verschwinden. Ein Monstrum weniger. Aber der unheimlich Wurm oder die Raupe war noch vorhanden.
Der dicke, glitschige Arm war auf die kleine Insel geklatscht, auf der sie lag. Getroffen worden war sie nicht von ihm, aber er lag so dicht neben ihr, daß sie nur die Hand auszustrecken brauchte, um ihn zu greifen.
Ein Ausdruck des Ekels streifte über ihr Gesicht. Der Mund war verzogen, die Augen weit aufgerissen, als sie auf die pulsierende Masse neben sich schaute.
Sie war so mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, daß sie die Stimmen über sich zwar hörte, aber nicht verstehen konnte, was gesagt wurde.
Dann fiel etwas aus der Höhe nach unten. Claudine wurde für einen Moment abgelenkt. Sie sah den Gegenstand auf die Oberfläche des Sumpfs klatschen. Einige Tropfen spritzten noch in die Höhe, dann öffnete sich der Sumpf genau an der Stelle, wo die Fliege aufgeprallt war. Innerhalb einer Sekunde hatte der Höllensumpf das mutierte Insekt verschluckt und Claudine demonstriert, was mit ihr geschehen würde, wenn sie die kleine Insel verließ.
Der Sumpf lauerte nur darauf.
Und dann griff die Raupe an.
Claudine konnte einen Schrei nicht unterdrücken, als sie auf ihrem Oberschenkel einen Druck spürte, der von diesem unheimlichen Wesen ausging. Der lange Arm bewegte sich noch auf ihrem Bein und scheuerte hin und her. Es war grauenhaft.
Das Mädchen saß wie erstarrt, hatte die Arme halb erhoben und mußte unbeweglich zusehen, wie sich die Riesenraupe immer weiter vorschob und von ihrem Körper Besitz ergriff.
Mittlerweile hatte das Wesen sogar ihre Hüfte erreicht und begann damit, sie zu umschlingen.
Claudine war klar, was dies bedeutete. Die Raupe ähnelte einem Lasso, das sich um ihren Körper schlang, um sie mit den gewaltigen Kräften in den Sumpf zu ziehen.
Soweit wollte sie es nicht kommen lassen. Zumindest wollte sie sich gegen diese Umklammerung wehren. Mit beiden Händen griff sie zu.
Aber die Raupe war einfach zu dick. Auch mit zehn Fingern gelang es Claudine nicht, sie zu umschlingen.
Zudem hatte sie das Gefühl, in eine weiche, dennoch widerstandsfähige Masse zu fassen, deren Druck sie nichts entgegensetzen konnte. Sosehr sie sich auch anstrengte, die aus dem Höllensumpf kriechende Raupe war stärker als Claudine.
Durch den Gegendruck wurden die Arme Claudines nach hinten gepreßt, so daß sie auf den Rücken fiel. Dabei hatte sie furchtbare Angst, über die Kante und damit in den Sumpf zu rutschen. Deshalb ließ sie das monströse Gebilde los, damit sie beide Hände frei bekam, um sich abzustützen.
Das gelang ihr auch.
Dafür bot sie der grüngelb schimmernden Raupe eine größere Angriffsfläche, die das Tier sofort ausnutzte. Diesmal wehrte Claudine sich nicht. Die Raupe glitt an ihrer Hüfte entlang, schlug an der anderen Seite einen Bogen und schloß die Klammer.
Claudine wollte ihre Angst hinausschreien, allein ihr fehlte die Kraft.
Statt dessen schaute sie auf die Skelette an der
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