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0336 - Die Todesmaske

0336 - Die Todesmaske

Titel: 0336 - Die Todesmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nahmen sie keine Notiz!
    Auch die beiden Gerippe waren dabei, die sie in der Nacht vor den Aufbauten und auf der Kommandobrücke gesehen hatten.
    Ein Knochenmann enterte mit affenartiger Geschwindigkeit die Wanten hinauf und postierte sich im Krähennest, dem Ausguck-Korb auf dem Großmast. Ein Knöcherner, dessen einstmals prachtvolle und aufwendige Kleidung den Kapitän verriet, stieg zusammen mit dem Steuermann zur Kommandobrücke hinauf.
    Zamorra sah über die Reling. Sein Verdacht von vorhin bestätigte sich. Die Geschützluken waren offen, und die Mündungen der Kanonen ragten daraus hervor.
    Das Schiff bereitete sich im Schutz der Nebelwolke auf einen Kampf vor…
    »Wir müssen etwas tun«, sagte Nicole leise. »Wir müssen diesen Kampf verhindern, diesen Überfall.«
    Zamorra nickte. »Spürst du immer noch nichts?«
    »Absolut nichts«, sagte sie. »Als gäbe es die Magie überhaupt nicht, die diese Skelette beseelt.«
    Der Parapsychologe faßte einen Entschluß. Er trat neben einen der Knochenmänner, die ihn überhaupt nicht beachteten, und griff blitzschnell zu. Er zog ihm den schweren Säbel aus der Schleife, der plötzlich nicht mehr modrig und verrostet und brüchig war, sondern blankpoliert blitzte. In der Sonne hätte er wahrscheinlich noch stärker reflektiert, aber der Nebel schirmte das Schiff ab.
    Jetzt reagierte der Pirat. Der Knochenmann wirbelte herum. Zamorra versetzte ihm einen Stoß, schwang den Säbel herum und schlug dem taumelnden Gerippe den Schädel von den Schultern. Der Schädel rollte über das Deck.
    Zamorra wirbelte im Kreis herum. Aber keiner der anderen Knochenpiraten reagierte auf diesen Angriff. Alle waren mit irgend welchen Arbeiten beschäftigt, einige luden Musketen und langläufige Steinschloßpistolen. Andere sorgten für Deckungen hinter der Reling, um sich dahinter zu verbergen. Die Kampfrichtung war klar. Der Überfall würde nach Steuerbord, also nach rechts in Fahrtrichtung, erfolgen.
    Zamorra rannte los. Wenn er Einfluß auf das Geschehen nehmen konnte, dann nur über den Kapitän oben auf der Brücke. Glaubte er zumindest. Er stürmte die Treppe hinauf, erreichte die Durchgangstür und stieß sie auf. Da stand der Kapitän, ein Fernrohr gegen eine Augenhöhle gepreßt, und der Steuermann umklammerte mit seinen Skelettfingern die Griffe des Steuers.
    Zamorra schwang den Säbel.
    Mit einem einzigen Hieb schmetterte er dem Geisterkapitän den Schädel vom Rumpf, wie unten bei dem »einfachen« Piraten, dem er den Säbel abgenommen hatte. Gewissensbisse konnten ihn nicht plagen. Er tötete nicht. Diese hier waren schon vor langer Zeit gestorben. Sie waren von einer bösen Macht besessen, die ihnen nicht einmal im Tode die Grabesruhe gönnte. Zamorra kannte keine Skrupel. Aus der Bewegung heraus ließ er den Säbel herumtanzen und hieb dem Steuermann den Unterarm mitten durch.
    Dann stieß er ihn vom Steuer zurück. Der Steuermann taumelte bis an die Rückwand der Kommandobrücke zurück. Zamorra fuhr herum, um sich wieder dem Kapitän zu widmen.
    Der hatte sich blitzschnell gebückt, mit beiden Händen nach seinem zu Boden gefallenen Schädel gegriffen und setzte ihn sich soeben wieder auf! Im nächsten Moment griff er zu seinem schweren Säbel.
    Es war der Augenblick, in dem der Nebel fiel, wie fortgewischt verschwand und das Piratenschiff enttarnte.
    Aber auch der Augenblick, in dem die Steuerbordgeschütze ihre verderbenbringende Salve abfeuerten.
    ***
    Es gab keinen einzigen Fehlschuß.
    Alle fünf Geschütze des Piratenschiffes hatten gefeuert, und alle fünf hatten getroffen. Das war nach menschlichem Ermessen schier unmöglich. Selbst der geübteste Kanonier erlangt auf See nur Zufallstreffer, weil nicht nur das gegnerische, sondern auch das eigene Schiff sich auf den Wellen tanzend bewegt und die Position von einem Sekundenbruchteil zum anderen entscheidend verändert. Was auf dem Schiff selbst dann nur eine Neigung von wenigen Millimetern ist, wird auf längere Distanz zu einer Abweichung von etlichen Metern. Auf modernen Kriegsschiffen mag Elektronik eine Menge ausgleichen allein dadurch, daß sie Schiffsneigung und Schießwinkel entsprechend miteinander verbindet, aber selbst dann braucht das mechanische Korrigieren der Richtung, in die der Geschützlauf zeigt, noch Zeit. Lenkgeschosse sind wirkungsvoller.
    Dennoch lagen alle fünf Schüsse präzise im Ziel!
    Ein heftiger Ruck ging durch die FALCONET, als die fünf Kugeln gleichzeitig riesige Löcher in die

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