0336 - Nachts sind alle Gangster grau
die Stimmen der Männer, und ich atmete erleichtert auf.
Ich wartete eine ganze Weile, bis ich meiner Sache sicher war. Erst dann drückte ich die Kistenwand auf und schlüpfte lautlos hinaus.
Der Lastwagen stand verlassen in einem dunklen Warenlager, und jetzt war ich auch sicher, dass sich die Bande aus dem Staub gemacht hatte. Es war anzunehmen, dass Phil und meine Kollegen ihren Teil der Aufgabe mit der üblichen Gründlichkeit erledigt hatten.
Der größte Teil der Bande musste schon abgefangen und zum Headquarter geschafft worden sein. Aber dennoch wusste ich, dass die Aktion noch lange nicht erfolgreich beendet war, sonst hätte mich Phil schon längst aus diesem Loch herausgeholt.
In einer Ecke des Warenlagers brannte in einem winkligen kleinen Büro ein Licht, und als mich näher
10 heranpirschte, erkannte ich Frankie Orlando, der neben dem Telefon saß und nervös mit den manikürten Fingern auf die Tischplatte trommelte.
Einen Augenblick lang dachte ich daran, ihn hochzunehmen, bis mir klar wurde, dass Frankie Orlando hier auf jemand wartete.
Es musste schon ein wichtiger Jemand sein, denn Orlando schien den Rest der Bande nach Haüse geschickt zu haben, um freie Hand zu haben.
Hinter einem Stapel Kisten fand ich Deckung und wartete mit der Pistole in der Faust auf die kommenden Ereignisse.
***
Ich brauchte nicht allzu lange zu warten, bis ich draußen einen Wagen anrollen hörte, dessen Motor kurz darauf gedrosselt wurde. Bei diesem Geräusch kam auch Bewegung in Frankie Orlando.
Er verließ das Büro, eilte zum Eingang hinüber und wartete auf ein Klopfsignal, bevor er die Tür öffnete und seinen Besucher hereinließ.
Sie schüttelten sich die Hände wie Börsenjobber, die eben ein Millionengeschäft unter Dach und Fach gebracht hatten, und dann führte Orlando seinen Besucher zu meinem Wagen.
Ich sah eine Taschenlampe aufblitzen, als der fette Besucher die Ladung des Wagens flüchtig untersuchte, und drückte mich tiefer in meine Deckung.
Der Dicke kam mir bekannt vor, aber erst als ihn Frankie Orlando in das erleuchtete Büro führte, erkannte ich ihn mit Sicherheit.
Vic Piasto war ein aalglatter Bursche, der unter der Maske eines respektablen Geschäftsmannes seine krummen Geschäfte machte, aber bis jetzt war es uns noch nicht gelungen, ihn zu überführen.
Ich wartete, bis das unsympathische Paar das Büro betreten hatte und Vic Piasto nach der dicken Brieftasche griff. Dann huschte ich aus meinem Versteck und trat die Tür zum Office auf.
Den beiden Gangstern blieb vor Überraschung die Sprache weg, aber nicht für lange. Frankie Orlando blickte mit verbissenem Gesicht auf die Pistole in meiner Hand.
»Was soll das Theater, Junge?«, fragte er bestürzt. »Hast du Angst, du könntest deine fünftausend Bucks nicht bekommen?«
Ich grinste ihn gelassen an.
»Ich glaube dir in dieser Hinsicht, Orlando«, knurrte ich. »Du kannst es dir nicht erlauben, deine Verbindungsmänner übers Ohr zu hauen, weil sie dir dann für ewig dein selbst gekochtes Süppchen versalzen. No, Orlando, deswegen bin ich nicht hier. Du hast diesmal den falschen Verbindungsmann gewählt. Das FBI interessiert sich schon seit einer ganzen Weile für dich und deine Bande. Und jetzt streck mal schön die Arme zum Himmel.«
Vic Piasto beeilte sich, der Aufforderung mit bebenden Lippen nachzukommen.
Frankie Orlando dagegen zögerte ein wenig, und ich las in seinen Augen, dass er nicht so leicht klein beigeben würde.
»Du bist ein spionierender G-man«, zischte er mich an. »Du hast mir von Anfang an nicht gefallen, aber du hast noch lange nicht gewonnen. Dich verarzte ich noch mit einer Hand.«
Ich grinste die beiden gemütlich an.
»Die großen Worte helfen dir nichts mehr, Orlando«, erwiderte ich. »Meine Freunde warten nämlich draußen auf dich, und ich will vermeiden, dass sie sich dabei Plattfüße oder einen Schnupfen holen.«
»Du bist ein Idiot, Orlando«, winselte Vic Piasto aufgeregt. »Weil du nicht einmal einen Cop von einem Lastwagenfahrer unterscheiden kannst, sitzen wir jetzt beide in der Tinte. Ich hätte mich nie mit dir einlassen sollen. Mir konnte die Polizei in den ganzen Jahren nichts…«
»Reg dich doch nicht auf!«, knurrte Frankie Orlando. »Siehst du denn nicht, dass der Bursche nur blufft? Wenn seine Kollegen hier wären, hätten sie uns schon längst hochgenommen. No, der Junge will sich entweder einen Namen machen, oder er ist hinter ein paar Bucks für das eigene Bankkonto
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