0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick
untereinander Zusammenhängen.«
»Harry hat bereits bewiesen, dass er Beziehungen zu Gangstern zu unterhalten versteht«, antwortete er.
Syth schoss das Blut in das eben noch bleiche Gesicht.
»Nicht nur ich«, fauchte er. »Andere Leute unterhalten noch engere Beziehungen zu Gangstern.«
»’raus!«, befahl Frost, ohne die Stimme zu erheben, »’raus, und nicht nur aus dem Büro. Ich will dich und Ann heute Abend in meinem Haus nicht mehr vorfinden.«
Syth keuchte. Einen Augenblick schien es, als wolle er sich auf seinen Onkel stürzen, aber dann wandte er sich ab und wankte mit unsicheren Schritten zur Tür.
Ich gab Phil ein Zeichen. Er folgte dem jungen Mann.
Als sich die Tür hinter beiden geschlossen hatte, sah ich Frost fragend an.
»Sie vermuten richtig, G-man«, antwortete er auf die unausgesprochene Frage. »Harry meinte mich, und er sagte nicht einmal die Unwahrheit. Ich bin mit einem berüchtigten Gangster verwandt. Genauer gesagt, ich war mit ihm verwandt. Mein Bruder John Frost brach sich vor rund vier Jahren bei einer Verfolgungsjagd in den Bergen zwischen Kalifornien und Mexiko das Genick. Er beging unter dem Namen John Law eine Serie schwerer Verbrechen. Sein letztes Verbrechen war jener Raubüberfall, an dem Harry beteiligt war.«
»Und Sie, Mister Frost?«
Er zog die Augenbrauen hoch.
»Ich hoffe, Sie kommen nicht auf den Gedanken, mich für einen Verbrecher zu halten, weil mein Bruder auf die schiefe Bahn geriet. Seit zehn Jahren ging ich John aus dem Wege, und ich kam erst wieder mit ihm in Berührung, als ich seine Leiche identifizieren musste. Informieren Sie sich bitte darüber bei Ihren kalifornischen Kollegen.«
»Aber Harry Syth war an den Verbrechen beteiligt?«
»Nur an dem letzten Raubüberfall auf einen Geldtransport, und die Richter waren der Meinung, John hätte ihn zu diesem Verbrechen verführt. Darum fiel die Strafe relativ milde aus. Ich fühlte mich wegen Johns Schuld an Harrys Unglück verpflichtet, ihm zu helfen. Ich unterstützte ihn erst nach seiner Entlassung in Frisco, und als er dort nicht auf die Beine kam, ließ ich ihn nach New York kommen.«
Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch.
»Leider scheint er sich Johns Methode zum Vorbild erwählt zu haben.«
»Ich muss es Ihnen noch einmal sagen, Mister Frost. Ihre Schlüsse sind voreilig.« - »Möglich, aber Sie können nicht von mir verlangen, dass ich weiter mit einem Mann zusammenlebe, den ich eines Mordanschlags für fähig halte.«
Er zögerte einen Augenblick und setzte dann hinzu.
»In meinem Hause will ich ihn nicht mehr sehen, aber ich werde ihn monatlich mit fünfhundert Dollar unterstützen. Sagen Sie ihm das. Er soll mir seine neue Adresse hinterlassen.«
Frost brachte mich bis zur Tür, ging aber nicht mit in den Vorraum hinaus. Harry Syth saß zusammengesunken auf einem Stuhl. Phil hockte vor ihm auf der Kante eines Schreibtisches und rauchte.
Ich zog mir einen Stuhl heran.
»Erzählen Sie mir die Geschichte des Raubüberfalles, Syth.«
Erst stockend, dann fließend begann er zu berichten. Syth war jetzt dreißig Jahre alt. Damals war John Frost in reiner Wohnung aufgetaucht, hatte ihm eine Menge Dollars versprochen und - nach Syths Angaben - Stein und Bein geschworen, dass nichts Illegales an der Sache sei. Syth sollte nichts weiter tun, als einen Wagen an eine bestimmte Stelle fahren und dort auf John Frost 7U warten.
Frost erschien zu dem bestimmten Zeitpunkt an der verabredeten Stelle, aber er erschien am Steuer eines Geldtransportwagens.
»Ich war einfach starr«, berichtete Harry Syth. »John sprang aus dem Wagen. Er trug die Uniform eines State-Polizisten. Er zerrte einen Geldsack in den Wagen hinüber, mit dem ich gekommen war, schrie mir zu, ich solle den Geldtransporter irgendwo im Pazifik verschwinden lassen und fuhr mit meinem Wagen davon.«
Ich hielt Syth das Zigarettenpäckchen hin. Er bediente sich.
»Die Sache endete kläglich«, fuhr er fort. »Ich wurde am Steuer des Geldtransporters gefasst. John Frost erwischte die Polizei beim Versuch, nach Mexiko zu gelangen, genauer gesagt, sie jagten ihn zu Tode. Er stürzte mit dem Lincoln in eine Schlucht.«
»Harvey Frost hatte mit der ganzen Sache nichts zu tun?«
»Nicht das Geringste. Er war immer der Gentleman der Familie. Er verdiente genug Geld auf legale Weise.«
Syth drückte die Zigarette aus.
»Ich dachte, mit Harveys Hilfe könnte es mir gelingen, wieder im bürgerlichen Leben Fuß zu fassen.
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