0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick
aus einer Karte bestanden, aus jenem Pique-Ass. Pik-Ass aber bedeutete »Kommen.«
Sheridan hatte also gewusst, wohin der kommen sollte.
Ich wählte das FBI-Hauptquartier und ließ mich mit dem Chef vom Dienst verbinden.
»Cotton hier«, sagte ich. »Beschafft mir einen Haussuchungsbefehl für die Wohnung und die Büros des Harvey Frost. Der Mann ist verdächtigt, an den-Verbrechen des Gangsters, der Soft genannt wird, zumindest beteiligt zu sein. Ich hole mir den Befehl ab.«
Ich legte auf und wandte mich an Ann Syth.
»Ich halte es für besser, Mrs. Syth, wenn Sie mich zum FBI-Hauptquartier begleiten.«
»Verhaften Sie mich?«, fragte sie erschrocken.
»Nein, ich möchte Sie nur aus der Gefahrenzone wissen.«
»Besteht Gefahr für mich?«
»Vielleicht«, sagte ich.
***
Rane Cyle saß im Fond seines Lincoln. Der stiernackige Hank steuerte den Wagen.
Vor dem Lincoln schwammen die Schlusslichter eines Mercury. In dem Schlitten saßen vier von Cyles besten Leuten. Zwei von ihnen waren mit Maschinenpistolen bewaffnet.
Die beiden Wagen bogen in die Adrian Avenue ein.
»Langsamer, Hank!«, befahl Cyle.
Der Mercury stoppte vor Cyles Haus.
»Halt!«, rief der Bronx-Gangster.
In einer Entfernung von rund hundert Yard vor dem Haus stoppte der Lincoln.
Trotz der stolzen Bezeichnung »Avenue« ist die Adrian Avenue nichts anderes als eine kurze und relativ schmale Vorortstraße ohne große Häuser. Zu dieser Stunde, etwa 10 Uhr abends, war sie so gut wie menschenleer.
Cyle beobachtete mit einer gewissen Spannung, wie seine Leute aus dem Mercury stiegen und sich nach allen Seiten umsahen.
Ziemlich genau Cyles Haus gegenüber stand auf der anderen Straßenseite ein dunkler Ford. Einer der Leibwächter überquerte die Straße, näherte sich dem Ford, blickte in das Innere des Autos, ging ganz um den Wagen herum und dann zum Haus zurück.
»Fahr jetzt bis zum Haus, aber halte auf der anderen Straßenseite«, sagte Cyle.
Hank gehorchte wortlos.
Zwei der Leibwächter aus dem Mercury blieben auf der Straße. Die beiden anderen durchschritten den Vorgarten, aber einer von ihnen blieb vor der Tür stehen.
Der andere schritt die wenigen Stufen der Vortreppe hinauf und hantierte mit dem Schlüssel an der Tür. Er öffnete sie und verschwand im Inneren des Hauses.
Licht flammte hinter einem Fenster auf.
»Können wir jetzt fahren?«, fragte Cyles Chauffeur.
»Warte noch. Ich habe ihm genaue Anweisungen gegeben.«
Hank wandte sich seinem Chef zu.
»Hast du Angst, Boss?«
Cyle verzog den Mund zu einem verächtlichen Grinsen.
»Vorsicht ist nicht Angst.«
Cyle wartete. Eine Minute lang geschah nichts. Er kniff die Augen zusammen, aber dann leuchtete das Licht auch hinter den Fenstern der anderen Räume auf. Ohne es selbst zu wissen, atmete der Bronx-Chef erleichtert auf.
Der Mann erschien nach weiteren fünf Minuten wieder vor der Tür. Er ging am Haus entlang zur angebauten Garage, öffnete das Tor und gab ein Zeichen mit der Hand.
Cyle tippte dem Stiernackigen auf die Schulter.
»Fahr zu!«
Hank steuerte den Lincoln in die Zufahrt.
Der Mann, der das Haus inspiziert hatte, stand neben dem Garagentor. Der Lincoln glitt an ihm vorbei. Aus den Augenwinkeln sah Cyle den Mann. Jähes Erschrecken riss ihm den Kopf herum.
Der Mann hatte kein Gesicht. Nur die Augen glitzerten in der schwarzen Vollmaske.
»Zurück!«, schrie Cyle. Es war zu spät. Zwar trat der Stiernackige noch auf die Bremse, aber der Schwung der Fahrt reichte aus, den Wagen in die Garage zu tragen.
Der Maskierte warf die Flügel der Garagentür auf.
***
Ich stoppte, meinen Schlitten im Hof des FBI-Hauptquartiers. Ann Syth und ich stiegen aus.
»Sie werden es bei uns etwas unbequem finden«, sagte ich, »aber ich hoffe, Sie werden sich für eine Nacht damit abfinden können.«
Ich brachte sie in einen Raum, der gelegentlich vom Bereitschaftsdienst benutzt wird. Es gab darin Bücher, bequeme Sessel und eine Couch.
»Machen Sie es sich bequem. Wenn Sie noch irgendetwas wünschen, lasse ich es Ihnen von der Kantine heraufbringen.«
»Ein Glas Tee.«
Ich telefonierte mit der Kantine und bestellte den Tee.
»Entschuldigen Sie mich bitte.«
Ich ging zum Chef vom Dienst.
»Dein Haussuchungsbefehl ist noch nicht ausgestellt, Jerry. Richter Gordon wünscht genauere Einzelheiten, bevor er den Befehl unterzeichnet.«
Ich hängte mich an die Strippe und telefonierte mit dem Richter. Ich musste ihm so ziemlich die ganze Geschichte erzählen,
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