0338 - Falschgeldhandel 1:4
überrumpeln ließen. Für noch ausgeschlossener halte ich einen Mord. Jeder Gangster weiß, dass er damit nicht weit kommt.«
»Ich denke an die Reißnägel, die man Phil und mir unters Betttuch gelegt hat«, warf ich ein.
»Daran habe ich auch gedacht. Aber wenn Fields und Groves etwas zugestoßen wäre, so müssten sie schon gefunden worden sein. Ich bin überzeugt, das Fields und Groves im Laufe des Tages wieder auftauchen. Wenn sie bis heute Nachmittag um fünf noch nichts haben hören lassen, so lassen Sie eine Suchanzeige los, ohne bekannt zu geben, dass es G-men sind.«
***
Wir warteten also ab. Inzwischen war Quentin Coock, der Mann mit dem Spitzbart, nach Hause gekommen.
Er hatte anscheinend noch geschlafen und empfing uns in einem Bademantel.
Er bestritt keineswegs, am Abend vorher mit Benny und zwei anderen Herren, deren Namen er nicht wusste, zusammen gewesen zu sein. Benny, den er, wie er sagte, schon viele Jahre kannte, hatte ihm ein geheimnisvolles Geschäft vorgeschlagen.
»Wenn ich etwas verdienen kann, so informiere ich mich«, lächelte er. »Aber in diesem Fall war es mir zu riskant. Benny fuhr mit mir zum Piazza, wo zwei Herren namens Allen und Garry auf uns warteten. Wir gingen hinein. Da ich Carlo, den Geschäftsführer, kenne, fiel es nicht schwer, ein Konferenzzimmer zu bekommen. Kaum waren wir dort, als Benny behauptete, er habe etwas vergessen. Er müsse schnell weg, komme aber gleich wieder. Wenn sein Freund Bill inzwischen eintreffen sollte, so könnten wir uns ja' mit ihm unterhalten. Dieser Bill kam auch. Was ich aber dann hörte, war derartig, dass ich mich schleunigst verzog. Ich war froh, als ich wieder draußen war und nahm mir vor, Benny bei nächster Gelegenheit die Meinung zu sagen.«
»Was war es denn, was Sie hörten?«, fragte ich.
»Soviel ich in den wenigen Minuten begriff, muss es sich um ein faules Geschäft mit irgendwelchem Geld handeln. Entweder es sollten Devisen geschmuggelt werden, oder es handelte sich um Blüten. Genau bin ich gar nicht dahintergestiegen, und ich wollte es auch gar nicht. Ich erklärte kurz, der ganze Schwindel interessiere mich nicht und verdrückte mich.«
»Da wäre es doch Ihre Pflicht gewesen, sofort die Stadtpolizei zu benachrichtigen«, entgegnete ich.
»Lassen Sie mich mit der City Police in Frieden. Hätte ich denen was gesagt, so hätte ich nur Unannehmlichkeiten gehabt, nicht nur durch die Cops, sondern auch durch Benny, der sehr eklig werden kann, wenn man ihm querschießt.«
Wir ließen uns eine möglichst genaue Beschreibung des geheimnisvollen Bill geben und erfuhren, dass dieser nicht viel größer als fünf Fuß, dafür aber breit und anscheinend kräftig war.
Quentin Coock beschrieb ihn als einen hässlichen Kerl mit brandroten, kurz geschorenem Haar, fliehender Stirn, schmalen Augen unbestimmter Farbe, kleiner, dicker Nase und breitem Mund.
Wir bedankten uns, aber obgleich wir annahmen, er habe wirklich die Wahrheit gesagt, gaben wir ihm weiterhin einen »Schatten«.
Mit der Mittagspost kam ein an mich adressiertes Exemplar der »Post« an. Ein Artikel war rot angestrichen und mit »Violet« gezeichnet.
Er enthielt ein spritziges Interview mit »einem bekannten G-man, der nicht genannt sein will« und die Ankündigung, die Verfasserin werde in aller Kürze über ein geplantes Münzverbrechen berichten. Violet schrieb, dass sie auf eigene Faust die Verbrecher ermitteln werde.
Ich bekam einen gewaltigen Schreck und rief sofort in der Redaktion an. Als ich Violet sagte, dass sie selbstmörderisch unvorsichtig gewesen war, lachte sie mich aus. Sie wollte absolut nicht einsehen, dass derartige Dinge gefährlich seien.
»Ich möchte euch Boys einmal beweisen, dass ein Mädchen klüger und tüchtiger sein kann als ihr«, sagte sie.
Da alles nichts half, ließ ich auch Violet überwachen, und zwar ihrer persönlichen Sicherheit wegen. Dabei sollte darauf geachtet werden, wen sie traf und mit wem sie Besprechungen führte.
Es wurde fünf Uhr nachmittags, und unsere beiden Kollegen aus Washington 28 waren noch nicht wieder zum Vorschein gekommen. Was die Fingerabdrücke anbelangte, so hatten wir die des Unbekannten, die wir auf einem der Gläser gefunden hatten, an die Zentrale nach Washington geschickt und den telegrafischen Bescheid erhalten, dass sie auch dort nicht registriert seien.
Es kam ein Rapport des G-man, der Benny Black überwachte. Benny war in verschiedenen Bars und Kneipen gewesen und hatte sich mit
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