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0338 - Grauen in der Geisterstadt

0338 - Grauen in der Geisterstadt

Titel: 0338 - Grauen in der Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zerrissener Anzug, den Colt lässig in der Hand, das Holster hoch unter die weiße Anzugjacke geschnallt, das Amulett offen vor dem roten Hemd und zufrieden schmunzelnd. Vor ihm lag Wang Lee im Straßenstaub. Der Mongole war gefesselt. Und ein paar Meter weiter der Römer bewußtlos.
    Nicole lief auf Zamorra zu und umarmte ihn. »Gott sei Dank«, stieß sie hervor. »Du lebst! Bist du verletzt?«
    »Von ein paar blauen Flecken und Schrammen abgesehen nicht«, erwiderte er.
    »Aber er hat doch auf dich geschossen und dich getroffen«, keuchte Nicole atemlos.
    Zamorra grinste jungenhaft und tippte mit dem Revolverlauf auf sein Amulett. »Das da hat er getroffen. Bei der Treffsicherheit dieser vorsintflutlichen Kanönchen ohnehin ein Wunder. Mit den Dingen triffst du normalerweise auf dreißig Schritt kein Scheunentor. Eigentlich hätte er mich um etliche Yards verfehlen müssen. Aber er traf das Amulett. War nur ein wenig Aufprallschock. Ich dachte, es bricht mir Rippen und Brustbein. War aber nicht.«
    »Bist du sicher, daß da nichts angeknackst ist?« fragte Nicole besorgt. »Der nächste Doc dürfte etliche -zig Meilen entfernt sein, und ich bin mir nicht sicher, ob wir in dieser manipulierten Zeit noch Pferde haben.«
    »Manipulierte Zeit…?« echote Zamorra. »Ich glaube, da ist einiges, über das wir alle gemeinsam, Freund und Feind, reden und einiges neu planen müssen.«
    Nicole nickte. Sie schmiegte sich an ihn und küßte ihn. Er fühlte die Wärme ihrer weichen Haut unter seinen Händen Da sah er den Knochenmann.
    Der Skelett-Krieger war herangekommen, schwang seine Streitaxt und wollte Zamorra und Nicole passenderweise gleich zusammen töten. Zamorra schleuderte Nicole von sich und ließ sich selbst zur anderen Seite hin fallen. Da, wo sie gerade noch gestanden hatten, stürzte der kopflose Skelett-Krieger.
    Der Römer setzte nach und spaltete den abgeschlagenen Totenschädel noch einmal in der Mitte durch. Der Knochenmann zerfiel zu modrigem Staub.
    Zamorra und Nicole richteten sich wieder auf.
    »Verflixt, wie konnte das nur passieren?« keuchte Nicole erschrocken. »Ich wußte doch, daß er hinter mir her war!«
    »Die Freude, uns gegenseitig noch am Leben zu sehen, hat uns wohl beide übermannt«, sagte Zamorra. Er wandte sich dem Römer zu, der gerade rechtzeitig wieder zu Bewußtsein gekommen war, um den Mord zu verhindern. »Ich danke dir, Centurio Tanista.«
    Der Römer antwortete nicht. Gelassen steckte er sein Schwert wieder ein.
    Nicole hob die Hand.
    »Zum Gedenken an diese Lebensrettung, Centurio, taufe ich dich auf den Namen ›Marcus Servius Haudraufundschluß‹!«
    Damit gab sie sich als Asterix-Fan zu erkennen, und Marcus Servius Tanista hatte den ersten Spitznamen seines Lebens.
    ***
    Im Salon, geschützt vor der sengenden Mittagssonne, saßen sie dann zusammen: Zamorra, Nicole, Haudraufundschluß und der gefesselte Wang Lee Chan. Nicole hatte einen noch brauchbaren Fetzen ihres Lederhemdes zum Stirnband geflochen und bändigte ihr Haar damit, und der Römer starrte sie immer wieder fasziniert an. Auf Zamorras Anzugjacke hatte Nicole vorerst verzichtet und schien sich nur mit Stiefeln und schockrotem Tanga-Höschen einigermaßen wohl zu fühlen. Sie halle von jeher ein recht freies Verhältnis zu ihrem Körper gehabt und genoß es darüber hinaus, bewundert zu werden. Auch wenn der Bewunderer ein römischer Centurio war, der seit mehr als eineinhalbtausend Jahren tot sein mußte.
    »Es scheint ein Zeitparadox gegeben zu haben«, begann Zamorra das Gespräch.
    »Was ist das?« fragte der Römer.
    Zamorra bemühte sich, es ihm in verständlichen Worten zu erklären. Da der Römer längst akzeptiert hatte, aus seiner Zeit in eine Epoche geschleudert worden zu sein, die für ihn fernste Zukunft war, fiel es ihm auch nicht mehr sonderlich schwer, Zamorras Erklärung zu folgen.
    »Woher weißt du das alles?« fragte Haudraufundschluß.
    »Weil wir aus einer noch ferneren Zukunft kommen«, erklärte der Meister des Übersinnlichen. »Für uns ist die Zeit, in der wir uns jetzt befinden, fernste Vergangenheit. Im übrigen sind wir jetzt zum zweiten Mal hier. Wir sind von einer unbegreiflichen Macht zurückgerissen worden in diese Körper, die unsere eigenen sind, aber in der Vergangenheit, und deshalb nehme ich an, daß irgend jemand ein Zeitparadox verursachte — und wir jetzt zum zweiten Mal hier leben, um dieses Paradox zu entwirren und zu beseitigen.«
    »Warum ihr? Warum nicht die

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