Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
034 - Der Hexer

034 - Der Hexer

Titel: 034 - Der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
einen Anwalt nach Scotland Yard kommen zu lassen?« fragte er.
    Der Kommissar lehnte sich im Stuhl zurück. Er hatte schon mit gerisseneren Leuten zu tun gehabt als mit Maurice Messer.
    »Mr. Messer, ich habe Sie vorgeladen, weil ich mit Ihnen ganz offen sprechen wollte ...«
    Zwischen Messers Augenbrauen erschien eine Falte.
    »›Vorgeladen‹ ist ein Wort, das ich nicht schätze, Mr. ...«
    »Walford.«
    »Oberst Walford!« verbesserte Alan.
    Der Oberst nahm einen Notizblock und überflog einige Notizen.
    »Mr. Messer«, begann er, »Sie sind Anwalt und besitzen in Deptford eine große Praxis?«
    Messer nickte.
    »Im ganzen Süden von London gibt es keinen Dieb, der nicht Mr. Messer aus der Flanders Lane kennt. Sie sind sowohl als Verteidiger von aussichtslosen Sachen als auch - hm, als Wohltäter bekannt.«
    Messer nickte erneut, als wollte er sich für das Kompliment bedanken.
    »Ein Mann begeht einen Einbruch und entwischt. Später wird er festgenommen, die gestohlenen Sachen werden nicht gefunden - anscheinend ist er mittellos. Und doch vertreten Sie ihn nicht nur vor dem Polizeigericht und nehmen zur Verhandlung im Old Bailey die hervorragendsten Verteidiger, sondern unterstützen auch, während der Mann im Gefängnis sitzt, seine Familie.«
    »Aus Menschenfreundlichkeit! Stehe ich - stehe ich denn unter Verdacht, weil ich diesen - diesen unglücklichen Leuten helfe? Ich will nicht, daß die Frauen und Kinder für die Fehler ihrer Männer und Väter büßen müssen«, beteuerte Messer mit tugendhaftem Pathos.
    Bliss hatte inzwischen das Zimmer verlassen.
    »Mr. Messer, ich habe Sie nicht vorgeladen, um zu erfahren, wieviel Geld Sie jede Woche verteilen, oder woher es stammt. Ich wollte auch nicht andeuten, daß jemand, der mit Gefangenen beruflich verkehrt, wisse, wo die gestohlenen Sachen versteckt sind ...«
    »Das freut mich, Oberst!« Allmählich gewann Messer seine Fassung und sein Selbstbewußtsein zurück. Gefahr war im Anzug. Er mußte einen kühlen Kopf behalten. »Wenn Sie etwas Derartiges glaubten, täte es mir außerordentlich ...«
    »Ich sagte Ihnen, daß dies nicht der Fall ist. Ich bin nicht neugierig. Manchmal unterstützen Sie Ihre Klienten nicht nur mit Geld, sondern stellen sie bei sich an?«
    »Ich helfe ihnen auf diese oder jene Weise«, gab Messer bescheiden zu. Der Oberst sah ihn aufmerksam an.
    »Und wenn zum Beispiel ein Sträfling eine hübsche Schwester hat, stellen Sie sie bei sich an. Sie haben doch jetzt eine Sekretärin, eine Miss Lenley?«
    »Ja.«
    »Ihr Bruder hat drei Jahre erhalten, auf eine Information hin, die Sie der Polizei zugehen ließen!«
    Messer zuckte die Achseln.
    »Es war meine Pflicht. Ich mag Fehler haben, aber meiner Bürgerpflicht komme ich nach.«
    »Vor zwei Jahren«, fuhr Walford langsam fort, »hatte sie eine Vorgängerin, ein Mädchen, das später ertrunken aufgefunden wurde.« Er wartete und fragte, als keine Antwort kam: »Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, durchaus. Eine traurige Geschichte - nie in meinem Leben habe ich etwas so sehr bedauert. Ich möchte gar nicht mehr daran denken.«
    »Das Mädchen hieß Gwenda Milton und war die Schwester von Henry Arthur Milton, auch bekannt als - der Hexer!«
    In Walfords Ton lag etwas Bedrohliches. Auf Messers Gesicht erschienen zwei rote Flecken. Er sah den Oberst fragend an.
    »Er ist der unheimlichste und gefährlichste Verbrecher, mit dem wir je zu tun hatten.«
    »Und niemand hat ihn fassen können, Oberst - niemand!« schrie Messer hysterisch. »Als er durch Paris fuhr, wußte es die Polizei auf die Minute genau - und ließ ihn durch die Finger schlüpfen. Sämtliche Polizisten in England und Australien konnten ihn nicht verhaften.« Er hielt inne, hatte sich sogleich wieder in der Gewalt und sprach höflich wie immer. »Ich will nichts gegen die Polizei sagen. Als Steuerzahler bin ich stolz auf sie - dennoch steht fest, daß sie hier versagt hat.«
    »Man hätte ihn eigentlich fassen müssen«, räumte der Oberst ein. »Doch darauf kommt es hier nicht an. Ob der Hexer Ihnen sein Geld anvertraut hat, weiß ich nicht - jedenfalls vertraute er Ihnen seine Schwester an.«
    »Ich habe sie gut behandelt«, beteuerte Messer. »Ist es meine Schuld, daß sie starb? Habe ich sie in den Fluß geworfen? Seien Sie doch vernünftig, Oberst!«
    »Warum hat sie ihrem Leben ein Ende gemacht?« fragte Walford eindringlich.
    »Wie soll ich das wissen? Ich konnte nicht ahnen, daß sie Sorgen hatte. Gott soll mein

Weitere Kostenlose Bücher