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034 - Der Weg nach Westen

034 - Der Weg nach Westen

Titel: 034 - Der Weg nach Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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in einer Art Luftkissenpanzer, um östliche Bunkerzivilisationen zu suchen und um das Einschlagsgebiet des Kometen zu erforschen. Von dieser Frau, so erzählte Jenny, wusste Matthew Drax, dass genau fünfhundertvier Jahre seit der Kollision mit
    »Christopher-Floyd« vergangen waren.
    »Fünfhundertvier Jahre…! Jesus, Maria und Josef!« Dave schlug sich mit den Fäusten gegen den Schädel als wollte er diese Zahl in sich hinein prügeln. »Kann das sein, Mickey?! Kann das wirklich sein…?!«
    Nach Jennys Worten und so sehr Dave sich auch anstrengte, er fand keinen Grund ihr nicht zu glauben war diese Eve Carlyle in den Armen des Commanders gestorben. An einer lächerlichen Infektion, die sie sich zugezogen hatte, weil man ihren Schutzanzug beschädigt hatte.
    »Eine ganze Gesellschaft ohne Immunsystem das muss man sich mal vorstellen!«
    Mit Jennys F-17 war der Commander Richtung London gestartet, um die Bun- kerzivilisation der verstorbenen Kommandantin zu suchen. Community hatte Jenny sie genannt. Zusammen mit dieser ominösen Barbarin war Drax losgeflogen. Wie hieß sie gleich? Dave hatte es vergessen.
    Neben dem Fenster blieb er stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte auf die von Fackelschein erleuchtete Bronzezeitsiedlung. »Verdammt, warum hat er nicht noch ein paar Tage warten können? Ich hätte so viele Fragen an ihn gehabt…«
    Stunde um Stunde lief Dave hin und her. Fünf Schritte zur Tür, fünf Schritte zur Wand, hin und her, und grübelte sich schier das Hirn aus dem Kopf. Die Bilder des vergangenen Tages rauschten an ihm vorbei das zerstörte Berlin, der wilde Wald, die Lumpenmänner, die Rieseneulen, die Amazonen, die Riesenkatzen…
    Jennys Worte gellten ihm in den Ohren, die Berichte aus zweiter Hand über Commander Drax' Erlebnisse, die angeblichen Bunkerzivilisationen in Großbritannien, und immer wieder der Zeitriss, dieser wissenschaftlich unmögliche Zeitriss…
    Dave stellte Wahrscheinlichkeitsrechnungen an und kam zu dem Schluss, dass keine seiner Wahrnehmungen real sein konnte.
    Er überprüfte seine Beobachtungen, analysierte sämtliche Verhaltensweisen Jennifer Jensen und kam zu dem Schluss, dass sie mindestens so glaubwürdig war wie seine Sinne.
    Und er ging alle kosmologischen, ma- thematischen und philosophischen Theorien über die Möglichkeit und Unmöglichkeit von Zeitreisen durch, die seit Albert Einsteins Relativitätstheorie auf dem Wissenschaftsmarkt grassierten.
    Gegen Morgen stand er vor dem kleinen Fenster und blickte hinaus in die Waldsiedlung der Amazonen. Noch immer patrouillierten bewaffnete Wachen. Auch die Fackeln brannten noch. Über den Baumwipfeln zwischen den Überbleibseln der Glaskuppel, die einst das deutsche Parlament vom Himmel trennte dämmerte ein neuer Tag herauf.
    Das war der Augenblick, in dem Professor Dr. David McKenzie resignierte. Oder soll man sagen: der Augenblick, in dem er eine Entscheidung traf? Jedenfalls blickte er auf seine Armbanduhr und murmelte: »Viertel vor sechs. Der fünfte Juli 2516, viertel vor sechs.« Die Zahl kam ihm jetzt leichter über die Lippen. Eine bleierne Müdigkeit überfiel Dave. Er schlurfte zu seinem Lager. Von einer Minute zur anderen war sein Kopf vollkommen klar. Er wusste genau, was er zu tun hatte.
    Als er sich in seine Felle gewickelt hatte, verschwendete er keinen Gedanken mehr an Amazonen, Riesenkatzen, Zeitrisse und die Bunkerzivilisationen des Commanders. Er dachte an Daanah. An ihre grünen Augen, an ihr Lachen, an ihren knackigen Hintern. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen schlief er ein…
    ***
    »Das ist Gorkan, der Häuptling der Menen«, erklärte Jenny. Sie saß auf dem skurrilen Fellthron an diesem Morgen, und der Mann, den sie Dave vorstellte, hockte auf einem Sitzpolster neben ihr. Er stützte sein Kinn auf einen Holzprügel, eine Art Keule, und er musterte Dave mit einer Mischung aus Neugierde und Respekt.
    David McKenzie stieg das Podest hinauf. »Ich bin Dave.« Er streckte dem Mann die Hand entgegen. Gorkan er trug einen erdfarbenen Umhang, den er sich über seine grauen Locken gezogen hatte starrte erst die Hand und dann Dave selbst ratlos an. Dave lächelte und wartete geduldig, bis der Häuptling zugriff.
    Sein Händedruck war kräftig, so kräftig, dass es weh tat.
    Gorkan schien nicht besonders groß zu sein, so weit Dave das beurteilen konnte der Mann saß ja neben Jenny und machte auch während der Begrüßung keine Anstalten aufzustehen. Zahllose Falten

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