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034 - Der Weg nach Westen

034 - Der Weg nach Westen

Titel: 034 - Der Weg nach Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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durchzogen sein Gesicht. Ein hohlwangiges Gesicht von gelblicher Färbung. Die Augen wirkten matt und die trockenen Lippen farblos.
    Das Gesicht eines Kranken, dachte Dave. Ein Eindruck, der sich später, als Lieutenant Jensen und Gorkan Seite an Seite Jennys königliche Residenz verließen, bestätigte. Dave ging hinter ihnen und merkte, dass Gorkan hinkte.
    Die beiden trafen sich auf dem Dorfplatz vor der Statue der Wagenlenkerin mit den Ältesten der Männer und Frauen. Vermutlich eine Art Kabinettssitzung. Von Jenny wusste Dave, dass sie gemeinsam mit Gorkan und den Ältesten versuchte, vernünftige Regeln und Formen des Zusammenlebens der ehemals verfeindeten Stämme zu finden.
    Auch die Alte, die Jenny »Mutter« nannte, sah Dave unter der Ratsversammlung. Wie es schien, galt sie als eine Art Orakel unter den Frauen. Oder zumindest als Weise. Urluk, der Bucklige hockte ebenfalls dort unter den Männern und Frauen. Und Daanah. Ihre Blicke begegneten sich. Sie lächelte und Dave lächelte zurück.
    Etwas abseits vom Kultplatz, zwischen den Lehmhütten brieten ein paar Frawen Fleisch über einem offenen Feuer. Irgendein Tier, das Dave nicht identifizieren konnte. Sie schnitten ihm ein großzügiges Stück des Bratens herunter. Heißhungrig verschlang er das Fleisch.
    Es schmeckte fantastisch. Er kam gar nicht auf die Idee, eine der Frauen zu fragen, was er da eben gegessen hatte.
    Nach dem Frühstück zog er sich in den Wald zurück. Er wollte allein sein, noch einmal über alles nachdenken, seine Entscheidung reifen lassen.
    Die Frauen schickten ihm vier Kriegerinnen hinterher. Auf ihren Riesenkatzen folgten sie ihm im Abstand von fünfzig bis hundert Schritten. Weit genug, um sich dennoch allein fühlen zu können.
    Stundenlang hockte Dave an diesem Tag im hohen Gras vor dem Brandenburger Tor. Sein Geleitschutz so jedenfalls verstand er die Aufgabe der vier Katzenreiterinnen hatte sich hinter ihm niedergelassen. Einen Steinwurf weit entfernt und außerhalb seines Blickfeldes.
    Manchmal hörte Dave sie plappern, manchmal lachten sie. Es störte ihn nicht.
    Er versank in seinen Gedanken, versank im Anblick der Ruine. Im Geist sah er Napoleons Armeen durch das Tor ziehen, den deutschen Kaiser und die vielen Menschen an jenem Tag, als die Mauer fiel. Vier Jahre nach dem Verkehrsunfall, bei dem sein Vater gestorben war. CNN hatte damals non stop berichtet und die Bilder in jedes amerikanische Wohnzimmer gesendet. Damals, vor dreiundzwanzig Jahren.
    Vor fünfhundertsiebenundzwanzig Jahren,
    korrigierte er sich.
    Im Geist sah er sich im Flugsimulator auf der Luftwaffenbasis, sah sich hinter Lieutenant Jensen in der F-17 sitzen und über sich Commander Drax' Maschine während einer Luftkampfübung, und er sah sich neben Professor Smythe, seinem letzten Chef, im Kontrollzentrum des Observatoriums auf dem Apache Point stehen, wie sie die glitzernde Faust auf dem Bildschirm anstarrten
    »Christopher-Floyd«, den heranrasenden Kometen.
    Viele andere Bilder zogen vor seinem inneren Auge vorüber: Seine Mutter in schwarzen Trauerkleidern, wie sie ihn zum Altar der St. Luke Church von Baltimore zur Erstkommunion begleitete, seine Schwester Judith, wie er sie im Hinterhof mit einem Joint erwischte, seinen Bruder Michael, wie er in seiner Autowerkstatt vergammelte Oldtimer aufmöbelte.
    Der Gedanke an seinen Bruder machte ihn wehmütig. Nach Dads Tod hatte Mickey weitgehend seine Erziehung übernommen. Mickey war sechs Jahre älter als Dave. Sein halbes Studium hatte Dave sich in Mickeys Autowerkstatt erarbeitet. Und den Sportpilotenschein.
    Auch die Eindrücke der vergangenen Monate zogen an ihm vorbei. Seine lange Gefangenschaft und sein hartnäckiger Kampf gegen die Schmerzen und die Einsamkeit.
    Und vor allem die erschütternden Erlebnisse seit seiner Freilassung…
    In den letzten Wochen vor dem Kometeneinschlag hatte Dave sich wie der kleine Vogel gefühlt, der vom stechenden Blick der Schlange gelähmt darauf wartet, verschlungen zu werden. Alle Welt hatte sich so gefühlt.
    Erst während der Gefangenschaft hatte er wieder angefangen an eine Zukunft zu glauben und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Vielleicht waren es die Schmerzen, die die Knochenbrüche verursachten, vielleicht das Staunen, überhaupt noch am Leben zu sein. Und jetzt das fühlte er deutlich stand er an einem Wendepunkt seines Lebens. Und keine fremde Macht wie etwa ein Komet entschied, wie es weiterging, sondern er ganz allein, er, David

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