0341 - Der planetarische Kerker
daß sie nicht helfen konnten.
Sie konnten nicht helfen, weil sie zu dieser Zeit einfach noch nicht existierten.
Der letzte Lift brachte sie an die Oberfläche.
Und hier sahen sie die Veränderung auf den ersten Blick.
*
Der wolkenlose, blaßblaue Himmel spannte sich von Horizont zu Horizont. Die Sonne stand weit im Osten und war erst vor zwei oder drei Stunden aufgegangen. Sie leuchtete noch nicht so grellweiß, sondern ein klein wenig gelblich. Die Luft war gut und warm. Der Raum zwischen der Stahlschleuse und dem fünfzehn Kilometer entfernten Gebirge war von fieberhafter Tätigkeit erfüllt. Mindestens zwanzig schwere Transportraumschiffe standen auf dem felsigen Untergrund. Eines startete gerade und schoß mit unheimlicher Beschleunigung in den blauen Himmel, um Sekunden später zu verschwinden. Ein anderes landete und brachte neue Gefangene.
„Außer den Halutern ist noch immer kein organisches Lebewesen zu sehen", stellte Gucky enttäuscht fest. „Nur Roboter, nichts als Roboter. Eine automatisierte Welt. Eine Welt des Grauens und des perfekten Mordes."
Ras Tschubai duckte sich unwillkürlich hinter einen Felsblock, als ein Robotkommando vorbeimarschierte. Er konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, daß er unsichtbar war, daß er überhaupt nicht existierte.
„Nach der KC-41 werden wir wohl vergeblich suchen..."
Zum erstenmal seit langer Zeit grinste Gucky wieder.
„Das allerdings. Es gibt sie noch nicht. Und wir...?"
Uns gibt es auch noch nicht", sprach Ras Tschubai es aus.
Von dort, wo die Raumschiffe standen, kam eine Gruppe aufrecht gehender, fast menschlicher Roboter. Sie bewegte sich auf zwei Beinen, während die Arme zu Waffen umgebaut worden waren. Sie schienen mit dem letzten Transporter gekommen zu sein und sollten wahrscheinlich gegen die Revolte der Haluter eingesetzt werden. Sie kamen dicht an den beiden Teleportern vorbei ohne sich um sie zu kümmern. Zur Vernichtung programmiert, verschwanden sie in der Stahlschleuse.
„Wir müssen etwas unternehmen", sagte Ras Tschubai. Er schien seinen ersten Schock überwunden zu haben. „Wir müssen versuchen, die Hauptzentrale zu finden und zu zerstören. Und dann müssen wir versuchen, in die Gegenwart zurückzukehren, um die anderen zu retten."
„Du irrst, Ras. Wir werden die Hauptzentrale jetzt nicht zerstören denn sie existiert ja auch in der Zukunft noch. Vielleicht werden wir sie nicht einmal finden. Aber du hast recht, wir können nicht länger hier oben bleiben. Damit erreichen wir nichts. Kehren wir also zurück und versuchen wenigstens, die Robotzentrale zu finden. '" Durch die Stahlschleuse kehrten sie in das Innere des Planeten zurück. Sie schlossen sich einfach einem Robotkommando an.
*
Captain Eder, der Kommandant des Einsatzkommandos, verlor endgültig die Geduld. Nach einer Aussprache mit Leutnant Siebengel stürmte er in die Kommandozentrale und stellte Major Bob McCisom zur Rede.
„Jetzt hören Sie einmal gut zu, Major. Sie sind Kommandant der Korvette und haben unumschränkte Vollmachten. Das erkenne ich an. Ich kann es auch verstehen, daß Sie mir keinen Gleiter oder ein bewaffnetes Beiboot zur Verfügung stellen wollen. Auf der anderen Seite müssen Sie begreifen, daß ich nicht untätig hier herumsitzen kann. Ich habe den Auftrag erhalten, die beiden Haluter zur CREST zurückzubringen. Wie, das ist meine Sache. Sie, Major, haben drei Mutanten in den Einsatz geschickt, von denen bisher kein einziger zurückkehrte. Ich weiß, daß es da unten so etwas wie einen Energiezapfer gibt. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, daß wir dann da unten festsitzen und nicht mehr starten können. Lassen Sie das bitte unser Sorge sein. Ich erwarte von Ihnen lediglich die Genehmigung, mit einem bewaffneten Beiboot starten zu dürfen. Wir werden landen, und auch dann, wenn der Energiezapfer unser Schiff beeinflussen sollte, ist meine Mission noch nicht mißglückt. Wir werden den Generator des Zapfers finden und zerstören. Wir werden die Haluter befreien und auch die Mutanten finden. Überlassen Sie das ruhig mir, ich habe meine Erfahrungen."
McCisom hatte den Captain ausreden lassen, ohne ihn zu unterbrechen. Gelassen deutete er auf einen freien Sessel.
„Setzen Sie sich, Captain. Und vor allen Dingen: Beruhigen Sie sich. Ich kann Sie sehr gut verstehen und teile sogar Ihre Ansichten. Aber Sie dürfen nicht vergessen, daß ich die Verantwortung für Sie trage, auch wenn Sie nicht zur eigentlichen
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