0341 - Die Nadel der Cleopatra
aus.«
»Kommen Sie zur Sache, bitte!«
»Entschuldigen Sie, aber ich bin selbst noch zu überrascht. Und Sie werden es auch gleich sein.« Er beugte sich noch weiter vor und schaute Suko scharf an. »Diese seltsame Nadel oder dieser Splitter, den wir da zwischen uns liegen haben, ist – laut Analyse – über zweitausend Jahre alt, Inspektor!«
Bisher hatte Suko für den Mann kein Verständnis aufbringen können. Nun sah er die Dinge anders. Er schaute ihn so erstaunt an, wie ein Kind den Nikolaus in der Vorweihnachtszeit. »Was sagen Sie da?«
»Das Alter der Mordwaffe ist über zweitausend Jahre.«
Suko schüttelte den Kopf. Er wollte ein unmöglich herauspressen, bis ihm einfiel, daß es diesen Begriff in seinem Job nicht mehr gab.
Nein, unmöglich war gar nichts.
»Da staunen Sie, wie?«
»In der Tat.«
»Das wollte ich Ihnen persönlich mitteilen, Inspektor.«
»Und Sie haben sich nicht geirrt?«
»Auf keinen Fall.«
Suko holte tief Luft. Jetzt nahm er die Plastiktüte an sich. Er fühlte über die Scherbe, die gläsern wirkte, aber nicht so klar war wie geschliffen. In ihrem Innern schienen sich Einschlüsse zu befinden, die gelblich schimmerten.
»Ich würde Ihnen die Mordwaffe gern überlassen, Inspektor, aber verstehen Sie auch uns. Wir möchten weitere Untersuchungen vornehmen. Es ist ein wirklich interessanter Fall.«
»Das kann ich begreifen.« Suko wischte sich über die Stirn. »Ich danke Ihnen jedenfalls, daß Sie sich eine so große Mühe gegeben haben.«
Der Physiker lächelte. »Wissen Sie, Inspektor, diese Dinge machen einen Job wie den meinen erst interessant. Bringen Sie uns öfter solche Dinge. Wir werden gern gefordert.«
»Das glaube ich Ihnen.«
»Darf ich noch fragen, wie Sie an die alte Mordwaffe gekommen sind, Inspektor?«
»Ich fand sie im Hals der Leiche.«
»Sonst nichts?«
»Noch nicht. Auch bei uns befindet sich der Fall erst im Anfangsstadium. Es tut mir leid.«
Der andere winkte ab. »Macht nichts, ich hoffe, Sie halten mich auf dem laufenden.«
»Das werde ich.« Gedankenversunken ging Suko den Weg zurück. Er dachte an die Unterhaltung mit Glenda. Über Atlantis hatten sie gesprochen. Nein, Atlantis war älter als die Mordwaffe.
Aber Glenda hatte auch die Ägypter erwähnt, und damit kam man der Sache schon näher. Konnte diese Mordwaffe aus dem alten Ägypten stammen?
Der Gedanke daran war gar nicht mal so abwegig, denn Suko dachte an Nick Spencers Aussagen über diese geheimnisvolle Frau mit den schwarzen Haaren.
Sie hatte so fremd ausgesehen, wie aus einer anderen Zeit.
Vielleicht war sie der Rest einer versunkenen Kultur gewesen.
Automatisch erinnerte sich Suko an die Fälle, die er und sein Freund John Sinclair mit lebenden Mumien erlebt hatten. Auch da waren altägyptische Flüche Wirklichkeit geworden.
Er war gespannt darauf, wie es sich hier verhielt, und Shao war durch einen dummen Zufall in diesen gefährlichen Kreislauf mit hineingeraten. Das alte Ägypten also. Suko schüttelte den Kopf, als er den Fahrstuhl verließ. Es war wirklich zum Heulen. Diese Kultur gab den Wissenschaftlern, je mehr sie forschten, immer größere Rätsel auf. So verhielt es sich auch mit Atlantis. Dieser Kontinent war zwar vor der ägyptischen Blüte versunken, doch seine Schatten überlagerten nach wie vor die Gegenwart. Man fand überall Hinweise.
Urplötzlich stoppte Suko seinen Schritt. Er war über das Wort Hinweise gestolpert und dachte daran, daß es auch Hinweise auf die ägyptische Vergangenheit gab.
Und zwar mitten in London.
»Moment mal«, murmelte er. »Da war doch etwas…« Er überlegte angestrengt und preßte seine Finger gegen die Stirn. »Über irgend etwas war er gestolpert. Und zwar noch vor der Entdeckung des Toten.«
Sofern es ihm möglich war, ging er die einzelnen Stationen noch einmal durch und wußte dann Bescheid.
Jetzt hatte er es.
Als Shao sich von ihm getrennt hatte und er weggehen wollte, war sein Blick auf den Obelisk gefallen. Und dieses Denkmal hatte einen bestimmten Namen bekommen.
Die Nadel der Cleopatra!
Diese Frau war ebenso bekannt wie Ramses oder Nofretete. Cleopatra, die Königin der Könige, wie sie auch genannt worden war.
Und der Obelisk trug ihren Namen.
Es war nur eine hauchdünne Verbindung, die Suko da aufgestellt hatte, aber er wollte sich nicht mehr davon abbringen lassen. Zwischen der Nadel und dem Mord an Ed Fisher mußte es einen unmittelbaren Zusammenhang geben, das stand fest.
Für Suko war
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