0341 - Die Nadel der Cleopatra
es.«
Eine der drei Frauen hob eine Hand.
Cleopatra nickte. »Dann nimm den Trank! Und noch etwas will ich euch sagen. Es ist kein Tod. Es ist allein meine Dankbarkeit euch gegenüber. Auch wenn es euch jetzt nicht so vorkommt, ihr werdet es erleben. Das Wissen unserer Zauberpriester, das sie von einer längst im Meer versunkenen Kultur mitbekommen haben, wirkt lange Zeit nach. Daran ändern auch Jahrtausende nichts…«
Nach diesen Worten begann sie schallend zu lachen und schaute gebannt zu, wie die erste Dienerin einen Schluck des Todestranks zu sich nahm…
***
Ed Fisher hatte dort gewohnt, wo London noch gemütlich ist. Camden Town hieß der nördliche Vorort, und die kleine Seitenstraße, in der das Haus stand, befand sich östlich vom Regent’s Park.
Dorthin fuhren auch Suko und ich.
Ich war inzwischen voll eingeweiht und machte mir natürlich ebenfalls große Sorgen um Shao. Ihr Verschwinden war für mich unerklärlich. Ich konnte auch keinen triftigen Grund angeben, aber ich dachte an Jane Collins. Sie war ebenso wie Mandra Korab aus dem Gefecht gezogen worden, und nun hatte es auch Shao getroffen.
Eine Verkettung unglückseliger Zustände? Ich wollte es einfach nicht glauben, dahinter steckte Methode.
Ich hatte Suko von Jane Collins berichtet. Verständlicherweise war sein Interesse an ihrer Person geringer, als das meine. Ihm ging es allein um Shao.
Bill wußte von unserem neuen Fall nichts. Er war zu seiner Sheila gefahren und wollte sich auch in ärztliche Behandlung begeben, denn die Wunde auf seiner Brust hatte sich entzündet. Schließlich war sie eingebrannt worden.
Was hofften wir in der Wohnung zu finden? Vielleicht das Motiv für den Mord. Ed Fisher hatte als Archäologe gearbeitet, und diese Wissenschaftler sind ziemliche Eigenbrötler.
Wir hofften, bei Ed Fisher das gleiche Glück zu haben. Wir hatten uns mit den Kollegen der Mordkommission in Verbindung gesetzt und gebeten, die Wohnung nicht zu durchsuchen. Damit waren sie einverstanden gewesen, so daß wir an die Aufgabe herangehen konnten.
Das Wetter hatte sich radikal verschlechtert. Über London wehte ein scharfer Sturm. Richtig ausgetobt hatte er sich schon in Wales und Todesopfer hinterlassen. Wir bekamen nur die Ausläufer mit, doch die reichten mir auch schon.
In der kleinen Straße gab es Parkplätze genug. Dem Haus gegenüber stand eine große Plakatwand. Dahinter begann ein kleiner Park.
Die Fassade war kaum zu sehen. Efeu rankte sich vom Boden bis hoch zum Dach. Der Wind, der am Haus vorbeistrich, schüttelte die Blätter. Bisher hatten wir noch keine Spur von der Begleiterin des Archäologen gefunden. Wir spielten schon mit dem Gedanken, eine Suchanzeige zu schalten. Zuvor wollten wir uns die Wohnung des Toten genauer anschauen.
Es war ein kleines Haus. In der ersten Etage mußten die Zimmer schon schräg sein und darüber, direkt in der Spitze, sahen wir noch ein rundes Fenster, das wie ein Glotzauge wirkte, denn durch die Ranken hatte auch das Glas eine grüne Farbe angenommen.
Zwei Parteien wohnten hier.
Ich drückte auf die untere Klingel. Dort stand der Name Baker.
Sehr schnell wurde mir geöffnet. Eine ältere Frau stand vor uns.
Durch ein Monokel schaute sie uns mißtrauisch an und sagte sofort.
»Hier haben schon zahlreiche Vertreter ihr Leben lassen müssen. Wollen Sie auch auf meinem kleinen Privatfriedhof landen?«
Ich konnte nicht anders und mußte einfach lachen. Sogar Suko verzog das Gesicht.
»Nein, Madam, wir fühlen uns noch etwas zu jung. Aber die Polizei lassen Sie doch herein?«
»Polizei?«
»Ja, Madam.«
»Zeigen Sie erst ihre Ausweise. Die Vertreter arbeiten mit allen Tricks, das kenne ich.«
Wir taten unser Bestes, wurden sehr genau gemustert und auch mit den Bildern auf den Ausweisen verglichen. Schließlich nickte die alte Dame. »Ich will mal nicht so sein. Kommen Sie herein. Aber putzen Sie sich die Schuhe ab, ich habe frisch geputzt.«
»Zu Ihnen wollten wir eigentlich nicht, Madam«, sagte ich.
»Nicht?«
Sie wollte die Tür schon wieder zuschlagen. Suko streckte einen Arm aus und hielt sie auf.
»Bei Ihnen wohnt doch Ed Fisher.«
»Ja, aber er ist nicht da.«
»Er wird auch nicht mehr kommen…«
Nach dieser Bemerkung fiel der alten Frau das Monokel aus dem Auge. Uns war dabei nicht zum Lachen zumute, denn sie hatte uns verstanden. In ihren Augen glitzerten Tränen. »Ist er tot?« hauchte sie.
Ich bestätigte es durch ein Nicken.
»Bitte, kommen Sie!«
Mrs. Baker
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