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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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das Mädchen?«
    »Es waren oft Briefe von ihm in unserem Postsack, den ich in jedem Hafen ausliefern lasse.«
    »Wie lange fuhr Edwards schon auf Ihrem Schiff, Kapitän?«
    »An die drei Jahre, glaube ich.«
    »Wo heuerte er an?«
    »Hier in New York. Er suchte was auf der Asienlinie, sagte er. Europa hatte er über, er kannte sich dort in allen Häfen aus. Wollte mal anderen Wind um die Nase haben.«
    »Halten Sie Edwards für einen vermögenden Mann?«
    »Joe Edwards? Daß ich nicht lache!«
    »Wie erklären Sie sich dann, daß wir bei Edwards' Sachen ein Sparbuch über 14 322 Dollar fanden?«
    Der Kapitän klappte den Unterkiefer herab und starrte sprachlos auf seine beiden Besucher.
    »Aus den Eintragungen im Sparbuch geht hervor, daß die Gutschriften jeweils in New York erfolgt sind und das Geld bar eingezahlt wurde. Er dürfte also jedesmal, wenn das Schiff New York anlief, einen größeren Betrag bei der Bank eingezahlt haben. Können Sie sich das erklären?«
    »Nein. Natürlich bekam er seine Heuer, wie alle anderen auch. Aber wenn Sie von größeren Beträgen sprechen, kann es sich nicht um seine Heuer gehandelt haben. So viel verdient ein Seemann nicht.«
    »Das haben wir uns gedacht. Es bleibt also die Frage, woher Edwards in New York jedesmal das viele Geld bekam, das er auf sein Sparbuch einzahlte.«
    »Hat das Geld etwas mit — eh — damit zu tun, daß Joe umgebracht wurde?«
    »Wir wissen es noch nicht. Aber können Sie feststellen lassen, ob heute nacht jemand nicht an Bord gewesen ist?«
    »Das kann ich Ihnen auswendig sagen. Unser zweiter Steuermann hat Verwandte . in Philadelphia. Ich habe ihm Urlaub gegeben, und er ist gestern mittag abgereist. Ich habe ihn selber zum Zug gebracht, weil ich was in der Stadt zu erledigen hatte. Ich habe seine Adresse und kann ihn telefonisch erreichen, sobald wir hier loskommen. Alle anderen Jungs schlafen an Bord, und die Wache muß ja sowieso da sein.«
    »Sie meinen also, es wäre niemand heute nacht an Land geblieben?«
    »Warum soll einer an Land für teures Geld übernachten, wenn er hier umsonst schlafen kann?«
    »Okay. Gibt es jemand, der mit Edwards befreundet war? Jemand von der Besatzung?«
    »Nein, nicht daß ich wüßte. Joe hielt sich immer ein bißdien zurück.«
    »Kommt es gelegentlich vor, daß Besatzungsmitglieder hier an Bord Besuch bekommen?«
    »Na ja, das gibt es schon gelegentlich. Aber selten.«
    »Ist Ihnen bekannt, ob Edwards hier schon einmal Besuch bekam? An Bord? Es muß nicht in New York gewesen sein?«
    »Ein einziges Mal fragte mich ein junger Mann nach Joe, das war hier in New York. Aber das ist gut und gern ein Jahr her oder noch länger.«
    »Können Sie sich noch erinnern, wie dieser junge Mann aussah?«
    »Nein, beim besten Willen nicht. Ich weiß nur noch, daß ich gerade an Land gehen wollte, und da sprach er mich an. Er war ziemlich schüchtern und traute sich nicht, einfach an Bord zu gehen.«
    »Wissen Sie noch, was er sagte?«
    »Na ja, er wollte zu Joe. Er wäre sein Schwager, sagte er. Weiter weiß ich nichts. Ist ja auch schon lange her.«
    »Sein Schwager?« wiederholten George und Steve wie aus einem Munde.
    »Ja«, nickte der Kapitän arglos. »Ist das von Bedeutung?«
    ***
    Ein hagerer Mitarbeiter der Mordkommission trat zu uns und wurde von Sergeant Schulz angesprochen:
    »Ja, Bill, was ist denn?«
    »Sir, da hängt eine Telefonistin vom FBI an der Strippe. Sie behauptet, daß zwei G-men bei uns sein müßten.«
    Ich nickte und lief hinaus auf die Straße. Der Wagen stand auf der anderen Straßenseite. Ein Mitarbeiter der Mordkommission winkte mir durch das offene Fenster. Ich eilte zu ihm. Er übergab mir den Hörer des Sprechfunkgerätes.
    »Hallo, Myrna?« sagte ich. »Hier ist Jerry. Was gibt es Neues?«
    »George Baker hat sich nach Ihnen erkundigt, Jerry. Er war mit Steve auf dem Schiff und hat mit dem Kapitän gesprochen. Demnach ist Joe Edwards vor ungefähr einem Jahr von einem jungen Mann an Bord besucht worden, der sich als sein Schwager ausgab. George sagte, ich sollte Ihnen das unbedingt mitteilen, weil Sie doch mit dem Mädchen sprechen wollten. Sie sollten feststellen, ob das Mädchen überhaupt einen Bruder hat.«
    »Danke, Myrna«, erwiderte ich nachdenklich. »Was doch so eine kleine, harmlos erscheinende Bemerkung eines Zeugen manchmal für Wendungen herbeiführen kann! Das Mädchen hat einen Bruder, aber er behauptet, er wüßte nichts von der Existenz eines gewissen Joe Edwards. Ich

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