0342 - Die Bestien sollen sterben
schnell an Umfang gewann.
Irven erkannte ein Paar weiter, dunkler Schwingen die träge die heiße Luft schlugen und schließlich einen langen, nach vorn gereckten Hals, der in einem häßlichen, mit langem Schnabel bewehrten Kopf endete.
Die Bestie hatte Irven ausgemacht. Irven glitt in die Tiefe, um im Gebüsch Schutz zu suchen, aber der Flugdrache kam ihm zuvor. In steilem Gleitflug schoß er unmittelbar unter Irven hindurch. Der Sog des gewaltigen Tieres wirbelte Irven durcheinander und raubte ihm für ein paar Sekunden die Orientierung. Er hörte den spitzen, heiseren Schrei des Ungeheuers unmittelbar neben sich, warf sich herum und riß den Blaster hervor. Der scharfe Schnabel war dicht vor ihm, weit aufgerissen, eine gelbliche Zunge und ein Gebiß aus scharfgratigen Knochenleisten entblößend. Irven feuerte. Der grelle Strahl des Blasters fuhr der Bestie in den Rachen und verdampfte den scheußlichen Kopf. Die weiten, ledernen Schwingen peitschten die Luft mit der Wildheit, die entfesselte Muskeln kurz vor dem Tod entfalten.
Dann stürzte das Tier in die Tiefe. Berstend und krachend schlug es in den Busch.
Irven orientierte sich. Er hatte selbst während des Kampfes nicht aufgehört, sich vorwärts zu bewegen, und der Sog des Flugdrachens mochte ihm zusätzliche Geschwindigkeit verliehen haben.
Auf jeden Fall sah er am Fuße der Nebelwand, die den Horizont verdeckte, die silbrige, glänzende Fläche eines breiten Stroms, der sich in nord-südlicher Richtung erstreckte. Das Buschland setzte sich bis ans Ufer des Flusses fort und ging dort in Schilfgelände über, das sich ein paar hundert Meter weit in den Fluß hineinzog.
Irven hielt darauf zu. Jenseits des Flusses waren weitere Punkte erschienen. Die Gegend schien von Flugdrachen zu wimmeln. Er hatte nicht die Absicht, sein Glück allzuoft auf die Probe zu stellen. Er schaltete den Deflektor ein und glitt in sanfte Neigung auf das Flußufer zu.
Die schwarzen Punkte kamen näher. Die Drachen flogen in rund zweihundert Metern Höhe. Irven beobachtete sie gespannt. Aus irgendeinem Grund war er nicht sicher, ob das Deflektorfeld ihm ausreichenden Schutz bot. Er sah, wie die Bestien ihren Kurs änderten, als er in wenigen Metern Höhe auf die schützende Schilfwand zuglitt, und in seine Richtung herüberhielten.
Er bremste seinen Flug und drang zu Fuß in das Schilf ein. Er befand sich jetzt in den Seitenwassern des Flusses, und nach jedem Schritt stand er ein paar Zentimeter tief im Wasser. Er ging, bis die braune trübe Flüssigkeit ihm fast bis zur Hüfte reichte. Dann blieb er stehen und wartete.
Über ihm rauschten die Schwingen der Flugdrachen. Sie schienen nach ihm zu suchen. Sie mußten ihn gesehen haben, obwohl er den Deflektorschirm trug.
Neben Irven geriet das Schilf in Bewegung. Er schwang zur Seite, fest davon überzeugt, daß die Drachen jetzt zum entscheidenden An griff ansetzten. Die übermannshohen Halme bogen sich und bildeten eine Öffnung.
Zwei Meter vor Irven saß der größte Frosch, den er je in seinem Leben gesehen hatte. Ein zwei Meter hoher Berg aus graubraunem Fleisch mit einem gewaltigen Schädel, aus dem zwei wagenradgroße, starre Augen Irven mit intelligenzloser Neugierde musterten.
Irven hob den Blaster. Der Frosch schien die Geste zu verstehen. Mit jener Plötzlichkeit, mit der seine Art sich bewegte, sprang er in hohem Bogen über Irven hinweg und verschwand brausend und krachend flußabwärts im Schilf.
Irven hatte kaum Zeit, sich von seinem Schrecken zu erholen, da brach die Hölle endgültig los. Das brackige Wasser, in dem er stand, geriet in Bewegung. Der Boden unter seinen Füßen schien sich zu wölben. Er verlor den Halt und stürzte rückwärts ins Schilf, nur von den biegsamen Halmen gehalten.
Das Wasser vor ihm teilte sich. Ein Gebirge aus grauweißem Fleisch kam zum Vorschein zuckend und sich windend, bei jeder Bewegung weitere Fleischmassen entblößend. Irven wich schreiend zurück.
Der gigantische Wurm mußte ihn bemerkt haben. Am Ende des zuckenden Körpers tauchte der ekelerregende Kopf aus dem Wasser, eine fast konturlose Verdickung, mund- und augenlos, mit zwei tentakelähnlichen Greifzangen bewaffnet.
Irven feuerte und sprang, feuerte und sprang, schrie und warf sich seitwärts. Die widerliche Fleischmasse des Wurmes blähte sich zischend auf, glühte, qualmte und zerfloß. Entsetzlicher Gestank drang Irven in die Nase. Er hastete durch das Schilf, so rasch ihn die Füße trugen, aber der Wurm,
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