0342 - Schnee und schwarze Diamanten
bei Ihnen telefonieren.«
Der Tankstellenbesitzer riss seine verdutzten Augen auf, als Phil ihm den FBI-Ausweis unter die Nase hielt. Mit einer mechanischen Handbewegung wies er auf die Glashalle. An der Wand hing ein Telefon.
In wenigen Minuten war die Stadtpolizei in Reading informiert.
Mein Freund ließ sich auf einen Stuhl fallen. Aber diese Pause dauerte nur einige Sekunden. Dann stand er wieder neben dem Telefon und verlangte ein Blitzgespräch mit LE 5 - 7700, der FBI-Zentrale in New York.
Mister High war noch im Office. Phil wies den Tankstellenbesitzer aus dem Raum und erstattete in wenigen Sätzen Bericht.
»Kommen Sie so schnell wir möglich zurück, Phil«, sagte Mister High.
Innerhalb von zwei Minuten hatte Phil herausgefunden: Von Reading aus konnte er mit einem Hubschrauber nach New York zurückfliegen.
***
Neunzig Minuten später saß Phil Decker vor dem FBI-Districtgebäude in der 69. Straße Ost in New York. Die Zeit, die dazwischen lag, erschien ihm wie ein Traum. Er stiefelte in die Kantine und bestellte sich eine Kanne extrastarken Kaffee. Er konnte am Schalter darauf warten. Mein Freund nahm die Kanne im Empfang und verließ, vorsichtig das Tablett balancierend, den Raum. Mit der freien linken Hand knipste er in unserem Office das Licht an.
Auf einem Wust von Papieren lag eine Fernschreibermeldung aus Reading. Die Buchstaben auf dem gelben Papier besagten: Das gestohlene Taxi aus New York sei in der Nähe von Harrisburg einen Abhang hinuntergestürzt und ausgebrannt, von Dick Lemmond fehle jede Spur.
Immerhin besaß Phil nun Anhaltspunkte dafür, dass die entscheidende Auseinandersetzung innerhalb der Gang in Chicago stattfand. Trotzdem interessierte er sich für das Vorleben der blonden Eve aus der Calgary Bar. Er fragte im Archiv nach. Nach einer Viertelstunde lag eine umfangreiche Akte vor ihm.
Phil studierte aufmerksam den Lebenslauf des blonden Vamps. Evelyn war geschieden, der Ex-Mann lebte in Chicago. Mein Freund stieß einen leisen Pfiff aus.
Erst in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass ich nicht in unserem Office hockte. Denn er brauchte dringend jemanden, dem er seine Kombination mitteilen konnte. Er vermutete nämlich, diese Scheidung sei ein Bluff, und nach wie vor betrieb Evelyn zusammen mit ihrem Mann einen schwunghaften Heroinhandel.
Phil rief Mister High in seiner Privatwohnung an. Nachdem er sich für die späte Störung entschuldigt hatte, fragte er nach meinem Aufenthaltsort.
»Wie, hat Jerry sich noch nicht aus Chicago gemeldet?«, fragte unser Chef erstaunt. »Phil, alarmieren Sie sofort das Chicagoer FBI. Informieren Sie mich, wenn Sie etwas aus Chicago erfahren.«
Phil bestellte bei der Telefonzelle ein Blitzgespräch mit den Chicagoer FBI-Kollegen. Nach zwei Minuten bereits meldete sich der Nachtdienstbeamte am anderen Ende der mehr als tausend Kilometer langen Leitung.
Mein Freund schilderte in kurzen Worten den Sachverhalt und gab die Adresse des Heroin-Empfängers durch. Noch während er telefonierte, drückte der FBI-Mann in Chicago die Alarmanlage. Phil hörte das Schrillen in seiner Ohrmuschel.
***
Das Zischen über mir war unverändert stark. Ich lag platt auf dem Boden und hielt die Luft an. Aber ich durfte hier nicht bleiben.
Blitzschnell sprang ich auf die Beine und presste den Rücken gegen die Tür. Ich hatte sie durch meinen Test mit dem angefeuchteten Finger entdeckt, deutlich war dabei der Luftzug zu spüren gewesen. Die Erklärung war einfach. Die Klappe vor dem Schlüsselloch auf der Außenseite ließ zwar kein Licht durch, schloss aber trotzdem nicht luftdicht ab.
Wie dankbar war ich den Gangstern dass sie mir meine 38er gelassen hatten. Ich legte die Pistole dicht ans Schloss. Die Stimme aus dem Lautsprecher quakte: »Du lebst nur noch zehn…«
In diesem Augenblick drückte ich ab.
Ich hatte den Riegel getroffen. Mit einem leisen Quietschen schwang die Tür nach innen auf. Ich sprang in den Flur, das Neonlicht blendete mich, krampfhaft hielt ich die Augen geöffnet. Niemand war zu sehen, hinter mir zählte Berrys Stimme.
Der Bursche schien mein Verschwinden noch nicht bemerkt zu haben, oder aber ich hatte vorhin die Infrarotanlage durch einen meiner Schüsse außer Gefecht gesetzt.
Mit einem Satz sprang ich an die Tür zum Nachbarraum und riss sie auf. Berry drehte mir den Rücken zu und starrte wie hypnotisiert auf den Sekundenanzeiger einer Uhr, die links von ihm an der Wand hing. Er hielt ein Mikrofon vor seine
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