0342 - Schnee und schwarze Diamanten
hatten.
»Fünf Mann in den Keller, fünf Mann kommen mit mir auf den Trockenboden. Dann kehren wir in diesem Haus das Unterste zuoberst, bis wir den New Yorker Kollegen finden. Los!«
Einer der fünf Cops, die in den Keller hinunterstiegen, trug eine Maschinenpistole unter dem Arm, den Finger am Abzug. Mit großen Stabtaschenlampen leuchteten sie bis in den hintersten Winkel. Aber die Cops entdeckten nirgendwo die Spur eines Lebewesens.
***
»Wir geben Ihnen zwei Minuten Bedenkzeit, Cotton«, fuhr der Ausländer fort. »Auf Berry nehmen wir keine Rücksicht. Der Mann ist ein Versager. Kommen Sie heraus. Wir haben etwas Feineres für Sie als Berrys Gaszelle.«
Ich saß in einer neuen Falle. Aber besser, die Gangster kamen zu mir, als dass ich sie suchen musste. Hinter mir huschte der Sekundenanzeiger über die Ziffern der beleuchteten Uhr. Sechzig Sekunden waren vergangen.
Ich schlich zum Telefon. Meine Geräusche wurden von Berrys Jammern übertönt. Schnell griff ich nach dem Hörer und presste ihn ans Ohr. Aber der Apparat war tot, die Burschen hatten auch daran gedacht.
»Na, G-man, geben Sie auf. Werfen Sie Ihre Pistole heraus!«, sagte der Wortführer. Er war klug genug, in Deckung zu bleiben.
Ich zögerte einen Augenblick. Dann schleuderte ich Berrys, Waffe mit voller Wucht durch die offene Tür. Glas klirrte, dann blieb es still. In diesem Augenblick wusste ich, dass wir nicht im Keller waren, sondern in irgendeinem höhergelegenen Stockwerk. Berry hatte geblufft.
»Nicht so stürmisch, Cotton! Kommen Sie heraus, aber mit schön erhobenen Händchen«, brüllte der Anführer. Ich erinnerte mich, diese Stimme bei meiner Begrüßung auf dem Boden schon gehört zu haben.
»Ich könnt genauso gut hereinkommen. Aber vorsichtig, ich bin noch bissig«, drohte ich.
»Mit deinen Fäusten werden wir noch fertig, G-man«, sagte der Ausländer. Er steckte zuerst den Kopf zur Tür herein. Eine Taschenlampe blitzte auf.
Ich war hinter dem Tisch in Deckung gegangen, meine Pistole war auf die Füße des Eintretenden gerichtet. Er wurde hervorragend von hinten beleuchtet. Ich drückte ab.
Der Mann mit dem Pidgin-Englisch schlug vornüber.
Im gleichen Augenblick flog über mich weg etwas ih den Raum, wahrscheinlich eine Tränengasbombe.
Es war ihnen sichtlich ernst mit dem Ausräuchem. In Bodennähe spürte ich im Augenblick noch wenig von der ungemütlich qualmenden Substanz. Ich brauchte nur zu warten, bis der zweite Gangster sich von der Wirkung der Bombe überzeugen wollte.
Mir tat Old Berry leid, der bereits fürchterlich zu husten begann. Aber ich konnte sein Schicksal nicht erleichtern.
Ich war so auf den Angriff des zweiten Gangsters konzentriert, dass ich den Ruf im Gang überhörte. Erst beim zweiten Mal nahm ich die Worte auf: »Hände hoch! FBI! Los, wird’s bald!«
In das Laufen auf dem Flur peitschten Schüsse. Vorsichtig kroch ich auf allen vieren zur Tür. Der Ausländer lag ohnmächtig auf der Schwelle. Meine Pistole hielt ich in der rechten Faust, ich wollte nicht zum dritten Mal in die Fälle tappen. Langsam richtete ich mich im Türrahmen auf und spähte in den Flur.
Aber diesmal waren es tatsächlich Cops mit G-man Frank an der Spitze. Ich war gerettet.
Im Handumdrehen waren die Leute zusammengetrieben, die mir einen großen Bahnhof bereitet hatten. Aber alle waren sie nur ahnungslose Gorillas, der Boss war nicht darunter. Mit dem Wagen der Chicagoer Polizei wurden sie in wenigen Minuten hinter Schloss und Riegel gebracht.
Ich bedankte mich bei meinem Kollegen Frank.
»Es wird noch einiges zu tun geben bei Smith & Co. Vor allen Dingen diesen Mister Smith haben wir noch nicht«, sagte Frank.
»Das wird schwer sein, wo es einige Smith’s in Amerika gibt«, lächelte ich zurück.
Inzwischen war auch Berry versorgt worden, mit einem Notverband und Handschellen. Eine Gangsterkugel hatte ihn in die Schulter getroffen. Wir hatten alle Interesse daran, ihn schnell wieder gesund werden zu lassen.
Von Frank erfuhr ich auch, dass Phil mir das Leben gerettet hatte - über mehr als tausend Kilometer Luftlinie.
Auf dem Weg nach unten lud ich meine 38er nach.
»Das Haus ist umstellt. In dieser Nacht kann uns keiner entwischen«, prophezeite Frank.
Nachdem niemand auf unser Klingeln antwortete, wurden die Türen zu den Geschäftsräumen von Smith & Co. mit Gewalt geöffnet.
Aber das Appartement war leer. Die Angestellten des weitreichenden Rauschgiftrings, allen voran der Chef, mussten
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