0342 - Schnee und schwarze Diamanten
Konto dieses Unbekannten geht wahrscheinlich auch der Mord an Donald Sumper und Jeromin. Im Normalfall wäre dieser Jeromin erledigt worden, ohne dass jemand Argwohn geschöpft hatte. Dieser Unbekannte arbeitet entweder sehr gründlich oder mit sehr viel Glück, aber auch der geschickteste Gangster macht mal einen Fehler.«
»Es ist sogar sicher, dass beide Verbrechen von ein und derselben Gang verübt wurden«, warf ich ein. »Vor wenigen Sekunden erhielt ich einen Anruf, eine Drohung wie üblich, aber es machte sich bezahlt, dass ich geduldig zuhörte, denn der Bursche verriet sich. Er drohte mir und Phil gleichzeitig, er war also über unsere sämtlichen Unternehmungen bestens - informiert. Es gibt keinen Zweifel, dass diese Bande Rauschgiftschmuggel, Mord und Erpressung gleichzeitig betreibt.«
»Das erspart uns Arbeit. Wir brauchen nur einmal zuzuschlagen und haben drei Fliegen mit einer Klappe erwischt«, sagte Phil.
»Aber es wird alles andere als ein Fliegenpatschen sein«, entgegnete Mister High, »und ich ziehe nicht gern den schwarzen Anzug an, um einen G-man zu beerdigen. Sehen Sie sich also vor. Mehr wollte ich nicht sagen.«
Wir murmelten »okay« und gingen hinaus.
Als wir über den Flur schlenderten, meinte Phil: »Übrigens habe ich dir einige Neuigkeiten über und von Dick Lemmond zu berichten.«
Wir gingen in unser Office und ließen uns Kaffee aus der Kantine bringen. Phil packte aus. Zeitweise hörte sich dieser Bericht,wie ein Märchen an.
»Was hältst du übrigens von Evelyn?«, fragte Phil unvermittelt.
»Ich vermute, sie kann mit einer Pistole umgehen.«
»Und mit welcher Waffe wurde Donald Sumper ermordet?«
»Mit einer kleinkalibrigen, wie die Mordkommission herausgefunden hat.«
»Und wie sie vorwiegend von Frauen benutzt wird. Dieser Lemmond hatte tatsächlich nur Gatricks Pistole in der Hand. Außerdem spricht für ihn die Tatzeit. Ein besseres Alibi hat sich der Bursche tatsächlich noch nie zusammengebastelt«, knurrte Phil.
»Gut, dann werden wir uns Evelyn einmal etwas genauer ansehen«, schlug ich vor. »Aber sieh zu, dass deine 38er nachgeladen ist.«
***
Die Scheibenwischer meines Jaguars schafften die Wassermassen nicht, die auf New York niederklatschten. Es war kurz vor zwölf Uhr mittags, aber überall brannte Licht. In den Straßenschluchten herrschte eine Finsternis. Die Lichtverhältnisse waren in der Bronx nicht anders.
Die Calgary Bar war geöffnet. Ich parkte meinen Wagen in der Nähe. Phil und ich stiegen aus.
Wir betraten die Bar. Hinter der Theke sortierte Evelyn Gläser. Offenbar erinnerte sie sich nicht an unsere Gesichter, obgleich erst zwei Tage seit unserem Besuch vergangen waren. Wir hatten diesmal allerdings einen Haussuchungsbefehl in der Tasche.
»Na, noch kein Betrieb? Aber um diese Zeit kein Wunder«, sagte ich und kletterte auf den Hocker, »andere Bars machen auch erst kurz vor Mitternacht auf.«
»Oder ist der ermordete Sumper schuld daran, dass keiner mehr die Calgary Bar betritt?«, fragte mein Freund trocken.
»Was meinen Sie mit Sumper?« Evelyn schoss uns hinter getuschten Wimpern strafende Blicke zu.
»Nun, in einem Lokal, wo scharf geschossen wird, ist man doch seines Lebens nicht sicher«, ergänzte ich.
»Das war eine private Rechnung zwischen Lern und Sumper, sonst nichts«, knurrte sie durch die Zähne.
»Wie ist das mit einer Marihuana?«, fragte ich leise. Eve überhörte meine Frage, reichte uns den bestellten Whisky und sortierte weiter Gläser im Regal.
»He, mein Freund hat was gefragt!«, sagte Phil. »Ihre Bar wurde uns empfohlen.«
Die Frau drehte sich schwerfällig um und starrte meinem Freund ins Gesicht. Am liebsten wäre sie trotz ihrer knapp zwei Zentner über die Theke Phil an den Hals gesprungen. Da diese Übung aber erhebliche Anstrengungen ausgelöst hätten, begnügte sie sich wieder mit dem Abschießen giftiger Blicke.
»Mich können Sie nicht reinlegen«, brummelte sie. »Sie nicht! Ich habe mit dem Zeug nichts zu tun. Da müssen Sie sich schon eine andere Kneipe suchen.«
»Vor gar nicht langer Zeit waren Sie anderer Ansicht. Sie und Ihr Mann haben von Marihuana gut gelebt«, erwiderte Phil.
»Ich bin geschieden«, sagte sie.
»Zwischen geschiedenen Eheleuten herrscht oft in geschäftlichen Dingen das beste Einverständnis«, philosophierte Phil munter drauflos. »Ihr geschiedener Mann hat Sie wiederholt in der Calgary Bar besucht. Unter anderem auch vorgestern, als Sumper umgebracht wurde.
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