0344 - Die Hexe von Nottingham
weil wir betriebsblind sind. Vielleicht sollten wir Merlin fragen.«
Ted winkte matt ab. »Vergiß es«, sagte er.
»Du willst nicht geheilt werden«, sagte Nicole vorwurfsvoll. »Du hast dir eingeredet, daß es nicht geht, und du willst dich von diesem Irrtum nicht abbringen lassen, nicht wahr? Du Dickschädel!«
Ted schloß die Augen.
»Wenn du dich aufgibst, geht natürlich nichts mehr«, drängte Nicole weiter. »Man sollte dir den Hintern versohlen, du Narr. Kämpfe! Kämpfe um deine Gesundheit! Du kannst es. Es gibt einen Weg, und wir werden ihn zusammen finden.«
Ted öffnete die Lider wieder. In seinen Augen funkelte es wild.
»Ich hatte Zeit«, sagte er schroff. »Viel Zeit. Sehr viel Zeit, alles in Gedanken durchzuspielen. Tausende von Möglichkeiten. Beta half mir dabei. Aber wir fanden keine, die Erfolg verspricht. Bis jetzt wenigstens nicht. Glaube mir, daß ich mich noch lange nicht aufgegeben habe. Aber ich muß diese Möglichkeit selbst finden. Ich muß es.«
»Gut«, sagte Zamorra. »Finde sie. Aber denke daran: wir sind deine Freunde, und wir werden dir helfen.«
»Ich weiß.«
Sie plauderten noch eine Weile über belanglose und wichtige Dinge, über alte Zeiten und die Zukunft. Dann verabschiedeten sie sich. Zamorra versprach, daß sie am Nachmittag noch einmal hereinschauen wollten. »Aber wenn du gleich dein Krankenhausessen serviert bekommst, wollten wir nicht hungrig zuschauen. Wir sehen uns mal um, ob es irgendwo in diesem Superdorf eine Pommes-frites-Bude gibt. Bis später, Ted.«
Das timing war perfekt. Als sie das Krankenzimmer verließen, servierte eine schwarzhaarige Schwester gerade Teds Essen.
***
Der Weg von Nottingham nach Leicester war nicht sonderlich weit gewesen. Die etwas über 30 Meilen hatte Bess Saunders mit ihrem Sportwagen schnell zurückgelegt. Dan Tracey war zurückgeblieben. Er hatte sich bei seiner Firma tatsächlich krankgemeldet, und er hatte die beiden Frauen auch begleiten wollen. Aber Bess hatte ihn überzeugt, daß es besser sei, wenn er zurückblieb und einige Vorbereitungen traf. Je schneller später alles über die Bühne gehen konnte, um so besser würde es sein.
Die Rothaarige war auch nicht begeistert davon, daß Tracey zurückblieb. Während Bess beschäftigt war, hätte sie ihn in aller Ruhe ermorden können. Aber es hatte nicht sollen sein.
Nun, es würde andere, bessere Gelegenheiten geben.
Bess Saunders stoppte den Ford Capri auf dem großen Parkplatz vor dem Hospital. Die Rothaarige blieb zurück. Es ging vorerst nur darum, etwas aus Ted Ewigks persönlichem Besitz zu entwenden und ihn zu sehen. Dazu mußte die EWIGE nicht unbedingt mit in das Gebäude. Wichtig war nur, daß sie überhaupt mit dabei war, um der Hexe das Gefühl der ständigen Überwachung zu vermitteln.
Mit ihren roten Haaren war sie einfach zu auffällig für das, was die Hexe beabsichtigte. Also blieb sie im Wagen und wartete ab.
Sie beobachtete den Eingang. Es konnte einige Zeit dauern, bis die Hexe zurückkehrte.
Plötzlich stutze die EWIGE.
»Das gibt’s doch nicht«, murmelte sie bestürzt. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen.
Aber sie sah richtig.
Wer da das Krankenhaus durch den Haupteingang verließ, waren zwei Menschen, die sie kannte und haßte. Ein Mann und eine Frau. Sie hätte sie seit jenem Kampf in den unterirdischen Gewölben der aztekischen Tempelruine unter Milliarden wiedererkannt. Professor Zamorra und Nicole Duval!
»Die Welt ist zu klein«, flüsterte die Rothaarige verbissen. »Was tun sie hier? Warum sind sie ausgerechnet hier? Das kann doch kein Zufall mehr sein! Wissen sie, daß ich hier bin? Wollen sie mir eine Falle stellen?«
Sie ballte die Fäuste.
Ausgerechnet Zamorra, der ihr jene so empfindliche Niederlage beigebracht hatte! Er trug die Schuld daran, daß ihre Schädelsammlung vernichtet worden war.
»Oh, ich hasse dich«, keuchte die EWIGE. »Und ich werde dich vernichten…«
Sie beobachtete, wie die beiden Menschen in eine grüne Jaguar-Limousine stiegen und davonfuhren. Am liebsten wäre sie hinterdreingefahren, um festzustellen, wohin die beiden sich wandten. Doch sie mußte auf Bess Saunders warten.
Sie verwünschte ihren Auftrag in den tiefsten Abgrund der Hölle. Aber sie war daran gebunden.
Sie hoffte nur, daß alles schnell und reibungslos ablaufen würde.
***
»Was ist los?« fragte Zamorra plötzlich, während er nach einer Parklücke für den Jaguar suchte. Diesmal fuhr er. Nicole wirkte irgendwie
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