0344 - Die Hexe von Nottingham
aber dann müßte ich Sie hier im Stich lassen.«
»Wir müssen Zamorra überreden, daß er uns hilft«, sagte Ted.
Ein Arzt betrat das Zimmer. Beta fuhr mißtrauisch herum. Aber er erkannte den Mann.
»Was ist hier los?« wunderte der Arzt sich. »Die Instrumente haben Alarm ausgelöst. Mister Ewigk, Sie sind erregt. Das ist nicht gut für Sie. Worüber haben Sie sich aufgeregt?«
»Darüber, daß sich in diesem Krankenhaus Fremde einschleichen können, als Schwestern verkleiden und Diebstähle begehen«, sagte Beta kühl. »Ist das kein Grund.«
Der Arzt hob die Brauen. »Mister Ewigk ist bestohlen worden? Hier? Wann?«
»Vor wenigen Minuten. Leider konnte ich es nicht verhindern. Die Person ist flüchtig. Vielleicht kennen Sie sie.« Er gab eine kurze Beschreibung, aber der Arzt hörte nicht hin. Das Befinden seines Patienten war ihm entschieden wichtiger. Er injizierte Ted ein Beruhigungsmittel, überprüfte die Anzeigen der Instrumente und sprach leise mit dem Patienten. Schließlich, als er sah, daß die Anzeigen sich langsam wieder normalisierten, zog er sich zurück.
Selbst er, der behandelnde Arzt, verstand nicht, was mit seinem Patienten vorging. Ted Ewigk war für ihn ein Rätsel. Die Verletzungen waren längst verheilt. Der Mann war geistig vollkommen gesund. Dennoch war sein Zustand immer noch kritisch. Es widersprach allen Erfahrungen.
Einen Patienten wie diesen hatte es in der Geschichte dieses Krankenhauses noch nie gegeben.
***
Bess Sanders klemmte sich hinter das Lenkrad ihres Wagens und fuhr sofort los. Den blaufunkelnden Stein, den sie bisher umklammert gehalten hatte, legte sie auf die Mittelkonsole des Wagens, während sie sich in den Verkehr einfädelte.
Die Rothaarige sog scharf die Luft ein.
»Was ist?« fragte die Hexe.
Die Rothaarige streckte vorsichtig die Hand nach dem Kristall aus, berührte ihn aber nicht. »Woher hast du den?«
»Das ist der Gegenstand, den ich dem Opfer abnahm«, sagte sie.
Die Rothaarige atmete tief durch. Ein Dhyarra-Kristall. Ein Machtkristall! Wenn er Ted Ewigk gehört hatte, mußte es der Machtkristall sein! Sie gab sich einen Ruck und berührte ihn. Wenn er aktiviert war und ihre Annahme falsch, einen Kristall 13. Ordnung benutzen zu können, würde sie ihn nicht einmal berühren können.
Einen Augenblick lang hielt sie die Luft an-, während ihre rechte Hand den Kristall fest umschloß.
Ein Schlag traf sie. Sie löste den Griff.
Finster sah sie die Hexe an. »Du wagst es, mich zu schlagen?«
»Du solltest die Finger davon lassen«, warnte Bess. »Du könntest die Wirkung, die ich erzielen will, verfälschen. Oder möchtest du selbst meinem Zauber zum Opfer fallen?«
»Es ist fraglich, ob das gelänge«, sagte die Rothaarige. Aber sie war erschrocken. In der Tat hätte etwas von ihr auf den Dhyarra übergehen können…
Aber noch weitere Konsequenzen wurden ihr klar. »Du bist eine Närrin«, murmelte sie. »Eine verdammte Närrin. Weißt du überhaupt, was das ist? Sie werden uns jagen, solange sie leben, notfalls bis ans Ende der Welt.«
»Wegen eines blauen Steins? Es dürfte sich um Kupfersulfat handeln, mehr nicht.«
»Du hast wirklich keine Ahnung.«
»Dann sage du mir, was es ist.«
»Nein.« Die Rothaarige lehnte sich zurück. »Es ist besser, wenn du nichts weißt. Es könnte gefährlich sein - für dich.«
»Du machst mich neugierig«, sagte Bess. »Etwas muß an diesem Stein wichtig sein. Was? Rede! Oder ich überlege es mir noch einmal sehr gründlich, ob ich weitermache.«
»Du wirst dir nichts mehr überlegen. Wir haben genug Mittel, dich zu zwingen. Fahr zu. Je schneller du dich an die Arbeit machst, um so besser ist es für uns alle.«
Bess Saunders zuckte mit den Schultern. Die Rothaarige betrachtete den Machtkristall. Ted Ewigk ohne seinen Schutz! Das war eine einmalige Gelegenheit, zuzuschlagen! Er würde sich jetzt keinesfalls verteidigen können. Aber es bedeutete noch mehr.
Sie, die Rothaarige, würde diesen Kristall an sich bringen, sobald Ted Ewigk tot war. Das, was Zamorra ihr zerstört hatte, würde hierdurch wieder voll aufgewogen. Sie brauchte keinen Machtkristall mehr zu schaffen. Sie würde ihn einfach in Besitz nehmen ! Und damit - würde sie die neue ERHABENE sein!
Es war einfach unglaublich. Mehrfach fragte sie sich, ob sie nicht einfach träumte. Aber der Kristall, der hier im Wagen lag, war echt. Bess Saunders hatte etwas geschafft, das eigentlich unmöglich war. Sie hatte dem ERHABENEN den
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