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0344 - Die Hexe von Nottingham

0344 - Die Hexe von Nottingham

Titel: 0344 - Die Hexe von Nottingham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sein…
    Die Gedanken kreisten wirr im leeren Gehirn der Hexe. Sie ließ sich in einen Sessel fallen. Unbehagen erfaßte sie, als sie sich erinnerte, daß in diesem Sessel vor dem geöffneten Fenster die Rothaarige gesessen hatte.
    Bess Saunders zwang sich zur Ruhe. Es half nichts, wenn sie ihren Gefühlen nachgab. Sie mußte hart bleiben. Nur dann hatte sie eine Chance. Das kompromißlose, blitzschnelle Vorgehen der Roten hatte ihr gezeigt, daß es dieser nicht darauf ankam, zu töten.
    Notwehr wollte Bess nicht gelten lassen. Es war ja ersichtlich, daß die Spiegelfalle keinen Schaden angerichtet hatte. Es hätte andere Möglichkeiten für die Rote gegeben. Dan zur Rechenschaft zu ziehen. Daß sie selbst ähnlich gehandelt hätte, wollte sie sich nicht eingestehen. Aus ihrer Warte sah alles ganz anders aus.
    Das Schlimmste war, daß sie selbst keine Chance gehabt hatte, auch nur einen Finger für Dans Rettung zu rühren. Sie hatte sich von den Ereignissen überraschen lassen…
    Sie rief sich die Falle in Erinnerung. Das Spiegelbild hatte sie ausgelöst. Irgendwie mußte Dan den Spiegel auf Reddie abgestimmt und aktiviert haben. Es war eine Magie, die Bess selbst noch nicht erprobt hatte. Sie wußte nur, wie sie funktionierte und wie sie beschworen wurde, mehr nicht. Sie entsann sich, daß sie einmal bei einer Fachsimpelei darüber gesprochen hatte. Dan schien das Wissen über Magie in sich aufgesogen zu haben wie ein trockener Schwamm.
    Vielleicht, raunte eine Stimme in ihr, war es ganz gut so. Er hätte dir womöglich eines Tages gefährlich werden können… er war ebenso skrupellos wie du…
    Bess Saunders seufzte. Die Magie hatte gewirkt. Das Gewand war gealtert, die Rothaarige selbst nicht. Eine Unsterbliche? Oder war sie nur ungeheuer langlebig? Nein, sie mußte tatsächlich unsterblich sein, aber das waren doch nur Götter und Dämonen oder deren Abkömmlinge!
    Ich darf nicht mehr daran denken, rief die Hexe sich zur Ordnung. Ich muß mich auf das konzentrieren, was vor mir liegt - ich muß Reddie gehorchen, diesem Ungeheuer. Ihr Schutz scheint unüberwindlich zu sein…
    Der Leichnam war noch immer da. Er würde verschwinden müssen. Der Kopf schien zu einem blauen Kristall geworden zu sein, zu einem Kristall wie jener, den Bess gestohlen hatte…
    Was verbarg sich hinter diesen Kristallen? Wollte die Rote einen Artgenossen töten lassen?
    Wenn dem so war, mußte es auch eine Möglichkeit geben, die Rote zu töten…
    ***
    Am Stadtrand von Nottingham kaufte Zamorra einen Stadtplan an einer Tankstelle. Er faltete ihn auseinander und versuchte, den Mittelpunkt der Stadt festzulegen. Es gab zwei Möglichkeiten…
    Nacheinander probierte er auf der Karte aus, nachdem er den Maßstab umrechnete, wohin ihn die Angaben Betas jeweils führen würden. Im ersten Fall war es eine belebte Kreuzung, im zweiten eine schmale Seitenstraße nur eine Viertelmeile entfernt.
    »Ich denke, daß es das sein wird«, sagte Zamorra. »Schaffst du es, uns durch den Nachmittagsverkehr zu chauffieren?«
    »Hast du schon einmal erlebt, daß ich etwas nicht schaffe?« gab Nicole zurück. Der Jaguar rollte wieder an. Unwillkürlich griff Zamorra nach seinem Amulett; eine in langen Jahren entstandene Reflexbewegung. Aber das Amulett half ihm nicht. Es blieb kalt und still.
    Zamorra war sich nicht schlüssig, wie er der schwarzhaarigen Hexe zu Leibe rücken sollte.
    ***
    Die EWIGE wählte unauffällige Kleidung; eine verblichene enge Jeans, Turnschuhe, eine dunkle Bluse und eine leichte Windjacke. Nachdenklich wog sie den kleinen Dhyarra-Kristall in der Hand, den sie aus Dan Traceys Lebenskraft und Körpersubstanz geschaffen hatte.
    Nicht einmal jeder EWIGE war in der Lage, einen Dhyarra-Kristall zu erschaffen. Vor Jahrtausenden sollten sie es Gerüchten zufolge einmal alle gekonnt haben, aber die Fähigkeiten waren verkümmert. Um so höher war der Rang, den ein EWIGER beanspruchen konnte, wenn es ihm gelang, einen Kristall zu erschaffen. Und das Höchste überhaupt war das Schaffen eines Machtkristalls…
    Welchen die Rothaarige zwar benutzen, nicht aber schaffen konnte… irgendwo war da in ihr eine Blockade. Sie hätte damals nicht einmal ihren Kristall 10. Ordnung weiter erhöhen können. Deswegen hatte sie die Druiden-Schädel gesammelt, um ihnen die gespeicherte Energie zu entziehen…
    Auch hier hatte sie Lebenskraft gebraucht. Das war mit einer der Gründe gewesen, weshalb sie sofort tödlich zugeschlagen hatte. Jetzt oder nie!

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