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0344 - Die Hexe von Nottingham

0344 - Die Hexe von Nottingham

Titel: 0344 - Die Hexe von Nottingham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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offenstehende Schranktür. Die nächste Tür. Eine Wohnküche. Und eine Leiche.
    »Der Kopf fehlt«, sagte Nicole nach einer Weile des entsetzten Schweigens. »Wer mag dieser Mann gewesen sein? Was wird hier gespielt?« Sie wollte seine Kleidung untersuchen, um einen Ausweis zu finden. Zamorra hielt sie zurück.
    »Nichts berühren«, sagte er. »Gut, daß ich nur Türklinken berührt habe. Da braucht nicht viel abgewischt zu werden…«
    Nicole nickte. »Du hast recht. Am Ende hält man uns für die Mörder. Die Hexe ist tatsächlich fort, mitsamt dem Kristall. Wir sind wieder ganz am Anfang. Sie muß etwas geahnt haben und ist rechtzeitig verschwunden. Jetzt geht das Suchen und Probieren von neuem los.«
    »Es sei denn, der Dhyarra-Kristall wird wieder aktiviert, und Beta kann ihn erneut lokalisieren«, sagte Zamorra. »Komm, wir gehen. Irgendwo wird es eine Telefonzelle geben. Wir werden die Polizei informieren, daß hier ein Toter liegt.«
    Nicole nickte.
    Zamorra wischte die Türklinken ab, dann verließen sie die Wohnung und das Haus. Vielleicht würde der auskunftfreudige Mann sich an sie erinnern - aber der war erst einmal mit dem Bus unterwegs. Und Zamorra hoffte, daß er es schaffte, den Sachverhalt rechtzeitig aufzuklären.
    Nicole setzte sich wieder hinter das Lenkrad und fuhr los.
    In Nottingham wimmelte es geradezu von Telefonzellen.
    Aber Beta hatte auch noch keine neuen Informationen über den Verbleib des Dhyarra-Kristalls und seiner Diebin…
    ***
    Bess Saunders hatte die Stadt verlassen. Nottingham lag hinter ihnen. Vor ihnen tauchte abseits der Straße ein kleines Dorf auf. Geduckte, niedrige Häuser zwischen riesigen, uralten Bäumen. Schmale Straßen, breite Felder. Dahinter ein verträumter Friedhof…
    Man sagt, England habe die schönsten Friedhöfe der Welt. Aber Bess war nicht hierher gekommen, um die Schönheit dieses Totenackers zu bewundern. Vielmehr interessierte sie der Kreuzweg, der unweit des Friedhofs lag. Hier kreuzten sich zwei Feldwege, einer, der zum Friedhof führte und in der anderen Richtung zur Hauptstraße, und der andere, der dieses Dorf mit dem benachbarten verband.
    Hier stand eine mächtige, dreihundertjährige Eiche. Bess Saunders hatte hier schon einige Male gehext. Der Boden war bereitet. Es mochte Zufall sein, daß es auch mit der Zeit genau paßte, ansonsten hätte sie entweder warten oder einen anderen Platz auswählen müssen.
    Der Schatten der Eiche fiel genau über das Wegkreuz.
    Die Hexe hielt den Ford Capri in der Nähe der Eiche an.
    »Hier willst du es versuchen?« fragte die Rothaarige mißtrauisch. »Mitten in freiem Land?« Sie selbst war es gewohnt, aus der Tiefe der unterirdischen Anlagen ihrer Tempelruine heraus zu arbeiten. Innerhalb der Mauern und unter der Erde fühlte sie sich sicher. Sie hatte angenommen, daß die Hexe sich in irgend eine verlassene Scheune, ein leerstehendes Haus oder auch hier am Friedhof in das Innere einer Gruft zurückziehen würde. Aber hier im Freien fühlte sie sich schutzlos. Unwillkürlich umklammerte sie den kleinen Dhyarra-Kristall, der in der Tasche ihrer Jeans steckte.
    »Der Platz ist gut«, sagte die Hexe kalt. »Aber du kannst ja weitergehen. Bei dem, was ich tun werde, brauche ich dich nicht. Du könntest höchstens stören.«
    Die EWIGE grinste boshaft.
    »O nein. Ich werde dich überwachen. Ich traue dir nicht.«
    »Ich dir auch nicht, du Mörderin.« Die Hexe schritt das Wegkreuz ab. Der Friedhof war leer, in Kürze war tea-time. Es war nicht anzunehmen, daß innerhalb der nächsten halben oder ganzen Stunde jemand hierher kommen würde. Und wenn - dann ließ es sich auch nicht vermeiden.
    Sie brauchte den Schatten auf dem Wegkreuz. Mochte es nun der Schatten der Sonne oder der Schatten des Mondes sein, beides war ihr recht. Lieber hätte sie in der Nacht gehandelt, aber Reddie drängte ja, es müsse schnell gehen. Und vielleicht hatte sie sogar recht, vielleicht war dieser blaue Stein wirklich so wichtig, daß die anderen, wer immer sie auch sein mochten, eine großangelegte Suchaktion beginnen würden.
    »Brauchst du keine Vorbereitungen zu treffen?« fragte die Rothaarige. Ihr Mißtrauen ließ sich nicht beseitigen.
    »Hier nicht«, murmelte Bess.
    Sie spürte, wie von diesem Wegkreuz immer noch die Kraft ausging, die sie vor einiger Zeit hineingelegt hatte. Seitdem spielten sich hier kleine Unfälle ab. Wanderer, die spazieren gingen, stürzten hier. Tiere mieden den Platz. Die wenigen Autos, die hier

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