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0344 - Die Hexe von Nottingham

0344 - Die Hexe von Nottingham

Titel: 0344 - Die Hexe von Nottingham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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benutzt wurden, drohten vom Weg abzukommen. Das Gras an den Wegrändern verdorrte. Schon munkelten die Alten im Dorf, das Böse habe hier Einzug gehalten.
    Wieder sah Bess sich um. Niemand in der Nähe, auch nicht auf dem Friedhof… das war gut so. Sie zeichnete mit einem Stock einen Kreis, Symbole und Bannzeichen und die Zeichen des Todes. In den Kreis, der noch nicht ganz geschlossen war, legte sie den Machtkristall.
    Sie warf der Rothaarigen einen Blick zu. Die senkte die Brauen. Sie begann für sich selbst auch einen Schutzkreis zu zeichnen. Bess hätte sie nicht dazu aufgefordert, wenn sie es nicht von allein getan hätte. Die Hexe spürte so etwas wie Bedauern. Zu gern hätte sie erlebt, daß die Rothaarige vom Hauch der Todesmagie gestreift worden wäre.
    Aber Reddie tat ihr den Gefallen nicht.
    Bess streifte ihre Kleidung ab.
    Nichts durfte sich an oder auf ihr befinden, das ihre Konzentration störte. Sie fröstelte leicht; es war ein relativ kühler Nachmittag, und der Wind strich durch die Felder und brachte weitere Kühle mit. Aber es ließ sich nicht anders machen, wenn der Zauber Erfolg haben sollte.
    Sie trat in den Kreis und vollendete ihn. Jetzt war sie in seinem Inneren geschützt. Die Rothaarige sah ihr zu und nickte einige Male zufrieden. Offenbar erkannte sie genug von den Grundzügen der Magie, die Bess verwendete. Das war bedauerlich.
    Als die Hexe sich vor den Kristall kauerte, erkannte sie, daß sie eine Gelegenheit verpaßt hatte. Der Staub, zu dem das weiße Gewand der Roten zerfallen war, mußte eine enge Beziehung zu ihr enthalten. Sie hätte etwas von dem Staub mitnehmen und einen Todeszauber auch über die Rothaarige sprechen können…
    Aber sie hatte nicht daran gedacht, und nun war es zu spät.
    Bess Saunders begann mit ihrer Beschwörung. Die Worte der Macht über den Tod flossen über ihre Lippen, während sie im Geiste vor sich das Gesicht jenes blonden, wikingerhaften Mannes im Krankenbett sah, das sie sich eingeprägt hatte. Und sie lenkte die Kraft des Todes über den Machtkristall.
    »Totsprechen« nennt man jenen Zauber. Er wirkt nicht unbedingt sofort, aber relativ rasch. Und es gibt so gut wie nichts, um ihn wieder von dem Opfer zu nehmen - es sei denn, man kennt die genauen Worte, die gesprochen worden sind.
    Das dunkle Raunen schwang sich durch den Äther und erreichte sein Ziel. Die todbringende Magie begann zu wirken…
    ***
    Ted Ewigk schloß die Augen. Mühsam hob er eine Hand und versuchte, seine Stirn zu berühren.
    Beta sah herüber. »Herr…? Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    Ted verzog das Gesicht. »Verdammt, wie oft habe ich dir eigentlich gesagt, daß du mich nicht ständig deinen Herrn nennen sollst? Ich habe einen Namen…«
    »Was ist mit Ihnen?« Der EWIGE trat an das Krankenlager heran. Die Instrumente verzeichneten keine Reaktion. Dennoch mußte da etwas sein.
    »Ich fühle mich schwindlig«, sagte Ted. »Es kam ganz plötzlich… so, als würde ich in einen Abgrund stürzen.«
    »Hm«, machte Beta. »Soll ich den Arzt oder eine Schwester rufen?«
    »Nein… die kommen ja doch nicht mit mir klar. Es ist irgendwie seltsam… eine Müdigkeit… Schwerelosigkeit in meinem Kopf…«
    »Müdigkeit?« Beta war alarmiert.
    Ted nickte. »Es ist seltsam. Ich bin hellwach - und habe trotzdem das Gefühl, im nächsten Moment einschlafen zu müssen. Aber ich weiß, daß ich nicht schlafen kann.«
    »Das ist seltsam«, sagte Beta. Er war sicher, daß etwas ernstes dahinter stecken mußte. Über eine normale Müdigkeit hätte der ERHABENE nicht so viele Worte gemacht. Er hätte die Lider geschlossen und geschlafen.
    Abgesehen davon, daß er tatsächlich nicht müde sein konnte!
    Beta preßte die Lippen zusammen. Er glaubte eine heranziehende Gefahr zu spüren. Sie schlich sich heimlich heran, verborgen vor jedem Zugriff. Unwillkürlich benutzte Beta seinen Dhyarra-Kristall. Aber damit konnte er nichts erfassen. Kein Angriff… er tastete ins Leere.
    Aber da war noch etwas.
    Er spürte einen anderen Dhyarra. Es war eine ganz schwache Aura. Und wieder war es in der Nähe von Nottingham, aber die Entfernung hatte sich verschoben, war größer geworden.
    »Der Dhyarra ist wieder da«, sagte Beta. »Ich kann ihn anpeilen. Wenn Zamorra wieder anruft, kann ich ihm neue Bezugspunkte übermitteln. Ich…«
    Er verstummte. »Herr? Mister Ewigk?«
    Ted Ewigk zuckte herum. »Ja? Ich glaube, ich habe nicht zugehört, Beta…«
    »Was zum Teufel ist mit Ihnen?« fragte Beta erregt.

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