0344 - Die Kidnapper des Auserwählten
und es wurde dunkel.
Die Nacht brach an.
4.
Etwa drei Stunden später begann das Unheil. Auf dem spiegelglatten Sie begannen sich Wellen zu kräuseln. Diese Wellen, die nur von dicht unter der Oberfläche schwimmenden Wesen herrühren konnten, zogen immer engere Kreise, bis sie plötzlich ausblieben. Das war der Augenblick in dem die unbekannten Wesen in die Tiefe hinabtauchten.
Der Sie hatte einen Durchmesser von fast dreihundert Metern. Es war Ras Tschubai in der kurzen Zeit seines Hinabtauchens nicht möglich gewesen, ihn gründlich zu erforschen. Er hatte in dem Wasser weder Fische noch sonstige Bewohner entdecken können. Wie hätte er auch wissen sollen, daß gerade dieser so harmlos scheinende Sie der Grund dafür war daß die Verwaltung des Planeten Geegival auf diesem Plateau kein Wohnhaus errichtet hatte? In dieser Hinsicht war die Wassergrotte ein ideales Versteck für die Terraner. Es war aber zugleich ein gefährliches Versteck. Das sollten sie bald erfahren.
Auch auf Geegival war vor vielen hundert Jahren experimentiert worden. So wie vor vielen zehntausend Jahren bei solchen Experimenten die Haluter entstanden waren, so hatten die Experimente auf Geegival die sogenannten Prigs hervorgebracht Diese Prigs waren reine Wasserbewohner, konnten es aber für kurze Zeit auch auf dem Land aushalten. Sie bevölkerten die Ozeane des Urlaubsplaneten, und einige von ihnen waren nach kurzer Landwanderung in den Kratersee gekommen. Hier fristeten sie ein kärgliches Dasein und ernährten sich hauptsächlich von Wasserpflanzen. Erinnerung an Fleisch schlummerte nur in ihrem Unterbewußtsein, das jetzt aber plötzlich aufgeweckt wurde. Sie erhielten Witterung von den vier Terranern, die sich in der Höhle versteckt hielten. Trotz ihrer kaum bemerkenswerten Intelligenz brachten sie es fertig, sich zu einem Angriff auf die willkommene Beute zusammenzuschließen. Dann tauchten sie hinab in den Gang, der zu der Grotte führte.
Roi Danton hielt die erste Wache.
Rhodan, Marshall, Tschubai und Gucky schliefen in der Ecke, wo die Kisten standen. Der Heizstrahler verbreitete so viel Wärme, daß die ganze Höhle angenehm warm war. Roi Danton räkelte sich gelangweilt und überlegte, wozu eine Wache überhaupt nötig war. Hier in der Höhle waren sie sicher. Er vertrieb sich die Zeit damit, indem er auf das ruhige Atmen der Schlafenden lauschte. Ganz besonders amüsierte er sich über die kurzatmigen Pusttöne, die Gucky von sich gab. Der Mausbiber schien zu träumen, denn hin und wieder gab er piepsende Geräusche von sich. Wahrscheinlich war er im Traum in seine Kindheit zurückgekehrt und jagte mit seinen Spielgefährten auf Tramp umher. Ganz genauso hörte es sich an.
Aber dann war da plötzlich noch ein anderes Geräusch.
Im Wasser, dort, wo der Gang zum Sie begann, war ein Plätschern.
Es bestand keine direkte Verbindung mit der Oberfläche des Sees, also hatte das Plätschern nichts mit einem aufkommenden Wind draußen zu tun.
Roi Danton blieb bewegungslos sitzen und lauschte. Die Leuchtkraft der Lampen war so herabgemindert worden, daß die Grotte nur spärlich erhellt war. Das Ufer des unterirdischen Sees war nicht zu erkennen. Trotzdem glaubte Roi Danton, einen sich bewegenden Schatten gesehen zu haben.
Vorsichtig und ohne sich viel zu bewegen griff er nach seinem Impulsgewehr. Er schaltete es auf höchste Energieleistung und entsicherte es. Sofort überkam ihn das Gefühl wohltuender Sicherheit, und er unterließ es, seine Gefährten zu wecken. Was immer die Gefahr auch war, er würde damit fertig werden.
Der Überfall erfolgte schlagartig.
Zwischen sich und der spärlichen Lichtquelle in der Ecke, wo die Kameraden schliefen, sah Roi Danton plötzlich einen riesenhaften Schatten auftauchen, der sich auf ihn stürzte. Geistesgegenwärtig sprang er auf und sah nur noch, wie sich der Schatten auf die Stelle stürzte, an der er eben noch gewesen war. Mit drei, vier Sätzen erreichte er den Lichtschalter und schob ihn auf volle Leistung. Die an den Wänden angebrachten Lampen flammten sofort hell auf, die ganze Höhle wurde in grelles Licht getaucht.
Was Roi Danton erblickte, jagte ihm eisige Schauer über den Rücken.
Es waren mindestens ein Dutzend schwergepanzerter Riesen von annähernd menschlicher Gestalt.
Die Finger waren durch Schwimmhäute miteinander verbunden, und ihre Körper waren mit dicken Schuppen bedeckt. Statt der Haare erblickte Roi Danton auf dem Kopf der seltsamen Wesen einen
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