0344 - Vampir-Schlangen
das Kreuz fest umklammert, als wollte sie es nie mehr loslassen.
Es war das Beste, was ihr passieren konnte…
***
Ich war fest davon überzeugt, daß es nicht nur den einen Weg hinunter in den Keller gab. Aber über diese Treppe war das Mädchen gekommen, und so gingen wir davon aus, daß uns die Stufen in das eigentliche unterirdische Zentrum bringen würden.
Deshalb schritten wir die Treppe hinab.
Wir gingen nebeneinander, die Breite der Stufen ließ dies durchaus zu. Ich kam mir vor wie ein Operettenheld im Theater, der seinen ernsten großen Auftritt hat und deshalb eine Treppe hinunterschreiten mußte, um würdig genug empfangen zu werden.
Nur war ich kein Operettenheld und befand mich auch nicht auf einer Bühne. Mich erwarteten keine applaudierenden Zuschauer, dafür jedoch das Grauen, düstere Verliese und Folterkammern, die ideale Verstecke für Vampire waren.
Etwas überraschte uns doch. Es war die Helligkeit. Nicht nur im oberen Gang brannten die Fackeln, auch die Treppe wurde von ihnen flankiert, und sie hörten erst auf, als wir die Stufen hinter uns gelassen und uns in schmalen Gängen befanden.
Düsternis umgab uns. Dazu ein Umfeld, das ich mit der Größe eines Fußballplatzes vergleichen konnte, wenn nicht noch mehr.
Ich krauste die Stirn. Auch Marek war nicht wohl zumute. Er fragte: »Verflixt, hier können sich hundert Vampire verstecken, ohne daß wir sie zu Gesicht bekommen.«
»Mach mich nicht noch pessimistischer.«
»Sollen wir den guten Boris rufen? Vielleicht gibt er uns Antwort?« Marek lachte.
»Scherzkeks.«
Wir konnten uns die Gänge aussuchen. Marek wies plötzlich nach rechts. »John, da hinten ist Licht.«
Es war zwar ein wenig übertrieben, aber etwas Helligkeit sah ich auch, als ich hinschaute.
»Sehen wir nach.«
Sehr rasch hatten wir den engen Gang durchquert, gelangten in einen viereckigen Flur, der von dicken Quadern gebildet wurde.
Auch hier leuchtete noch eine Fackel. Nur gab sie einen sehr schwachen Schein ab, denn sie war fast ganz heruntergebrannt.
Und wir entdeckten eine Tür. Ich ging näher heran und schaute sehr genau hin.
Die Tür sah mir aus, als wäre sie vor kurzem erst geöffnet worden. Von den Angeln war der Rost abgefallen und lag auf dem Boden. Auch sah ich genau dort einen helleren Halbkreis, wo die Tür beim öffnen über den Untergrund geschleift war.
Ich machte Marek darauf aufmerksam.
Er nickte und deutete auf seinen Eichenpflock. Diese Geste verstand ich genau. Er wollte, daß ich meine Waffe zog. Rasch holte ich die Pistole hervor.
»Zieh du die Tür auf!«
Das tat Marek. Beide hörten wir das Schleifen und verzogen die Mundwinkel. Wir rechneten mit einem Angriff aus der hinter der Tür liegenden Dunkelheit und wurden angenehm enttäuscht. Ohne Schwierigkeiten konnten wir ein Verlies betreten.
Marek schaltete sofort die Taschenlampe ein und leuchtete in die Runde.
Uralte Steinquader bildeten das Gemäuer. Sie schienen miteinander verwachsen zu sein, so dicht saßen sie zusammen. Schimmel und Feuchtigkeit hatten einen dicken Film gebildet, der auf dem Gestein lag.
Ein normales Verlies, wie man es oft in alten Burgen oder Schlössern fand. Dennoch fiel uns etwas auf.
Es war der Geruch!
Er paßte einfach nicht in diese Kammer. Klar, wenn es nach Moder, Verwesung und Feuchtigkeit gestunken hätte, das wäre von uns allen akzeptiert worden, aber dieser Gestank ließ sich einfach nicht einordnen.
Marek schnüffelte wie ein Kaninchen auf Möhrensuche. »Was kann das sein, John?«
»Keine Ahnung.«
»Ich habe mal altes Öl brennen sehen, und das stank ebenso.«
»Öl?«
Marek gab keine Antwort. Er drehte sich statt dessen, und jetzt fiel der Lampenschein auf eine Schale, die etwa in Kopfhöhe auf einer Halterung stand. Man hatte das Gestell an der Wand befestigt.
Mit der eingeschalteten Lampe ging Marek auf die Schale zu, beugte den Kopf darüber und »schnüffelte« noch stärker.
»Ja«, sagte er, »das ist es.«
»Was?«
»Hier muß etwas verbrannt worden sein. Ich bin mir ganz sicher. Der Gestank ist hier wesentlich intensiver.«
Auch ich ging hin. Marek hatte sich nicht geirrt. Dieser Ölgeruch, den man fast schmecken konnte, hatte sich nahe der Schale intensiviert.
»Verbrannt, ja«, gab ich ihm recht. »Fragt sich nur, wer es getan hat und aus welchem Grund!«
»Ich kann mir Bogdanowich gut vorstellen.«
Das war auch meine Ansicht. »Und aus welchem Grund hat er das getan?«
»Weiß ich nicht.« Marek entfernte
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