Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0345 - Verfolgungsjagd im Halbraum

Titel: 0345 - Verfolgungsjagd im Halbraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Größe auf. Die beiden Giganten standen sich in etwa zehn Kilometer Entfernung gegenüber und sahen sich in die Gesichter. Langsam drang die Wolkenfront erneut vor und raubte ihnen die Sicht auf die Oberfläche Firestones.
    „Ich hatte von Anfang an so etwas geahnt!" sagte das Original. „Als ich mich verwandelte, wußte ich, daß es dir ebenso erging. Von da an wartete ich auf dich. Und ich freue mich besonders, daß keiner von uns sein Leben opfern muß, um dem anderen die seelischen Qualen zu ersparen, die eine verdoppelte Existenz mit sich bringt."
    Kulus Doppelgänger kam gar nicht auf den Gedanken, sich zu erkundigen, was sein Original gemeint haben könnte. In dem gleichen Maße, in dem der echte Kulu seinen Gedankengang entwickelte, verstand das Duplikat auch die Hintergründe.
    „Das ist gut", murmelte er. „Wir sind praktisch noch immer ein einziges Wesen. Wir existieren eigentlich gar nicht doppelt, sondern nur in zwei Teilen, die eine Doppelexistenz vortäuschen, indem die Erscheinungen über ein unbekanntes Energieniveau hinweg verfälscht werden."
    „Richtig. Du merkst es daran, daß wir beide stets das gleiche denken. Nur eine große räumliche Trennung vermag den geistigen Kontakt zu stören."
    „Demnach sollte eigentlich eine räumliche Vereinigung den Trennungsprozeß rückwärts ablaufen lassen..."
    Sie setzten sich gleichzeitig in Bewegung und schritten aufeinander zu. Welche Verwüstungen ihre Füße unterhalb der Wolken anrichteten, vermochten sie weder zu spüren noch zu sehen. Als sie nach ihren jetzigen Maßstäben nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, streckten sie die Hände aus.
    Im selben Moment wurden sie von der Gewalt einer heftigen energetischen Entladung zurückgeschleudert. Geblendet schlossen sie die Augen.
    Kulu-1 spürte, wie sein rechter Fuß versank und wie etwas kochend Heißes um seine Knöchel brodelte.
    Er bückte sich mit einem erstickten Schmerzenslaut. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf die verwüstete Oberfläche Firestones und auf die geborstene Kruste eines Kontinents. Rasch zog er den Fuß aus einer gigantischen Bruchstelle. Glutflüssiges Magma drängte nach, ergoß sich über die wüste Landschaft und ließ niedergebrochene Dschungel aufglimmen.
    War das überhaupt noch die fruchtbare, von Leben strotzende Urwelt, die er einst Firestone genannt hatte?
    Ein markerschütterndes Brüllen schreckte ihn auf.
    Ganz in der Nähe, einen Kontinent weit entfernt, raste Jefferson vorüber, gefolgt von seinem Doppelgänger oder seinem Original. Der Schneegorilla schien vollends den Verstand verloren zu haben. An seinen riesigen Tatzen klebte der Mutterboden ganzer Landstriche. Infolge der ungeheuerlichen Luftverdrängung zog er einen planetarischen Wirbelsturm hinter sich her, der die Zerstörung vollkommen machte.
    Mit Schaudern stellte Kulu-1 fest, daß Jefferson inzwischen mindestens fünfzig Kilometer groß geworden war. Er und Kulu-2 konnten demnach nicht viel kleiner sein.
    Unwillkürlich hielt er den Atem an, als er sich wieder aufrichtete. Naturgemäß hätte ihm nun die geringe Luftdichte der obersten Atmosphärenschichten die Atemluft aus den Lungen reißen müssen; die Eiseskälte des Weltraums hätte eine Seite erstarren und die ungehemmte Strahlung der nahen Sonne die andere Seite verbrennen lassen müssen.
    Aber nichts von alledem geschah.
    „Wir existieren zur Hälfte in einer fremden Energieebene", dröhnte die Stimme von Kulu-2 herüber.
    „Deshalb ist alles anders, als es die Naturgesetze des Einstein-Kontinuums vorschreiben."
    Wiederum sprachen und dachten sie beide dasselbe. Es war, als verfügten sie beide über ein einziges Gehirn, obwohl sie räumlich voneinander getrennt existierten.
    Plötzlich schwankte die Planetenkruste unter einem donnerähnlichen Schlag. Gleichzeitig wandten sich die Köpfe der beiden Kulus dorthin, wo sie zuvor noch die beiden Jeffersons gesehen hatten.
    Sie dachten beide das gleiche - und sie fanden es bestätigt.
    Die Jeffersons waren verschwunden.
    „Er muß einen kosmischen Kreuzweg gefunden haben", murmelten die beiden Kulus.
     
    *
     
    Der Schneegorilla Jefferson, existent in zwei Körpern, besaß nicht die Möglichkeit Tschai Kulus, die schrecklichen Geschehnisse in der Raumfestung und auf Firestone mittels logischer Überlegungen zu klären und dadurch zu entmystifizieren. Er, das primitive Tier, wurde von der Panik überschwemmt und rettete sich in rein instinktgebundene Handlungen,

Weitere Kostenlose Bücher