0346 - Der Kobra-Dämon
dessen Motorhaube jetzt brannte?
Die Entscheidung fiel ihm nicht schwer. Der Wagen repräsentierte einen Wert von rund 100 000 Francs, die er nicht einfach so verschmerzen konnte und wollte. Er ließ den Besenstiel fallen, der inzwischen selbst brannte, und setzte den Feuerlöscher ein. Innerhalb einer Minute hatte er den Brand gelöscht. Daß die knisternde und knackende Motorhaube jetzt geschwärzt und häßlich aussah, damit mußte er sich abfinden. Immerhin hatte es geklappt. Die Königskobra war fort.
Nur der Sockel, auf dem sie sich befunden hatte und mit dem er sie am Blech verschraubt hatte, war noch vorhanden, rußgeschwärzt. Nun, darauf ließ sich etwas anderes befestigen. Vielleicht die Rinder-Hörner, wie Zamorra es vorgeschlagen hatte. Das würde stilecht aussehen wie im Fernsehen bei »Dallas«, wenn die »Ölbarone« zur Party vorfuhren…
Nachdem er sicher war, daß am Cadillac nichts mehr brennen konnte, widmete er sich wieder der geflohenen Königskobra.
Ihre Bewegungen waren zum Stillstand gekommen. Sie war zu Messing erstarrt, lag da auf dem Weg.
Er stieß sie mit der Schuhspitze an. Aber es erfolgte keine Reaktion mehr. Erleichtert hob er die Figur auf, trug sie zur an der Straße stehenden Mülltonne und warf sie hinein. Das Biest war er los. Erleichtert atmete er auf.
Aus dem gegenüberliegenden Haus waren zwei Männer gekommen. »He, was machst du da für einen Quatsch? Wolltest du deinen neuen Wagen verbrennen? Das Ding hätte in die Luft fliegen können, du Verrückter!«
»Schon gut, vergiß es«, murmelte Pascal. »Ich erzähle es euch ein anderes Mal, wenn ich mehr Zeit habe, warum das sein mußte. Nimm einfach an, ich wollte die Motorhaube in einer anderen Farbe lackieren und hätte den alten Lack abgefackelt.«
»Mann, dafür baut man die Haube doch ab, und außerdem kann man Lack abschleifen!« protestierte der ältere Nachbar.
Pascal sah auf die Uhr. Es wurde Zeit für eine Dusche, fürs Umziehen, und dann traf er sich mit Nadine…
»Ich erzähl’s euch morgen, einverstanden? Bis dann…«
Er packte den Feuerlöscher wieder in den Wagen. Halbvoll war der rote Behälter noch, aber er würde ihn so bald wie möglich gegen einen neuen ersetzen. Dann betrat er das Haus und seine Wohnung.
Kopfschüttelnd gingen die beiden Männer um den Wagen herum, betasteten ihn, einer setze sich probeweise hinters Lenkrad, stieg dann aber wieder aus.
»Pascal schnappt langsam über«, sagte der Jüngere. »Sich überhaupt dieses Schlachtschiff anzuschaffen… allein der Spritverbrauch frißt ihm doch die Haare vom Kopf! Und dann dieser Unsinn… wenn er das noch mal macht, kann er was erleben.«
Sie gingen.
Auf die Mülltonne hatte niemand mehr geachtet.
***
Ssacah, der Kobra-Dämon, fühlte plötzlich Unbehagen. Das mußte von einem der Ableger in der Menschenwelt kommen.
Normalerweise hätte Ssacah dem wenig Beachtung geschenkt. Die Priester und Diener waren dazu da, Unheil von den Ablegern fernzuhalten und ihnen zu gehorchen. Aber seit es die Erweiterungen auf andere Länder gab, mochte vieles anders geworden sein. Die Zweigstellen des Kultes waren in sich noch nicht so richtig gefestigt, wie es in Indien selbst war.
Ssacah widmete sich seinem Ableger. Er konzentrierte sich auf ihn und erkannte, daß es sich um einen jener Ableger handelte, die der Kobra-Priester Mansur Panshurab zur Verfügung hatte, der nach Frankreich geschickt worden war, um Lyon zu einem neuen Nest der Schlange zu machen.
Dieser Figur war etwas zugestoßen! Mit Feuer war es angegriffen und vertrieben, fast vernichtet worden! Das war ungeheuerlich.
Jemand hatte sich an einem Ableger der Großen Schlange vergriffen. Das gehörte bestraft!
Ssacah ließ Kraft hinüberfließen in den Ableger. Er erneuerte die im Kampf gegen das Feuer verbrauchten Energien. Die Messing-Figur lebte wieder auf.
Der Frevel muß gesühnt werden! befahl Ssacah. Niemand vergreift sich ungestraft an einem Teil von mir!
Dann zog sich Ssacah wieder zurück. Jeden Moment konnte die Zeremonie im Tempel beginnen. Dann würde man ihn rufen, und der Kobra-Dämon würde zur Stelle sein.
Tod allen Gegnern der Schlange und der Höllenmächte!
***
Unbemerkt hob sich der Deckel der Mülltonne. Etwas Kleines, Längliches schob sich darunter hervor. Es war schwer, und es gab einen dumpfen, metallischen Laut, als es auf den Boden prallte. Der Deckel klappte knackend wieder zu.
Eine kleine Schlange, die wie Messing in der einsetzenden
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