0349 - Das Dyarra-Inferno
Ziel. Der größte Teil der Entfernung über dem Atlantik war bereits zurückgelegt. Rob Tendyke hatte seine Uhr bereits auf Greenwich-Zeit umgestellt.
Er flog erster Klasse.
Er hätte es sich leisten können, ein Privatflugzeug zu unterhalten, das ihn unabhängig von Fluglinien-Terminen und Buchungen an sein Ziel brachte. Aber er hielt es für überflüssig, das Geld in dieser Form anzulegen und zu verbrauchen. Er hatte Zeit. Er mußte nicht von Termin zu Termin hetzen, und deshalb war er auf schnelle Flüge an sich nicht angewiesen. Außerdem lernte man so leichter Leute kennen…
Daß er bei der brünetten Stewardeß nicht landen konnte, hatte er schon gemerkt. Es störte ihn auch nicht weiter. Interessanter schien aber der Mann mit dem rötlichen Haar zu sein, der in der Reihe vor Tendyke saß. Irgend etwas an ihm fiel dem Abenteurer auf.
Er wußte nur nicht, was…
Der Jüngling saß direkt am Fenster. Tendyke überlegte, was es sein konnte, das ihn ständig auf diesen Fluggast aufmerksam machte. Sollte er sich bei der Stewardeß nach ihm erkundigen? Aber dann verzichtete er doch darauf. Es mochte ihn in ein falsches Licht rücken…
Er wartete ab. Kurz vor den britischen Inseln hatte er ihn schon fast wieder vergessen, als ihn etwas alarmierte. Tendyke schreckte auf. Das Alarmierende ging von dem Rothaarigen aus.
Mit dem stimmte etwas nicht.
Er saß still und ruhig auf seinem Platz, schien zu schlafen oder vor sich hin zu dösen, den Kopf leicht geneigt. Er benahm sich in keiner Weise auffällig-Und doch sah Tendyke, wie der Mann sich erhob und umdrehte.
Während er auf seinem Platz saß!
Es war wie bei der Doppelbelichtung einer Kamera. Der Rothaarige hatte sich aufgespalten in zwei Erscheinungen. Die eine saß da und döste, die andere beugte sich jetzt über den Sitz nach hinten.
Sie hielt etwas in der Hand.
Tendyke sah, daß der Sitzende viel blasser war als der Stehende, teilweise sogar durchsichtig, während der andere völlig stabil wirkte, völlig lebensecht. Dennoch fiel das niemandem auf. Keiner der anderen Passagiere reagierte irgendwie auf die eigenartige Bewegung des Rothaarigen.
Nur Rob Tendyke sah ihn…
Und im gleichen Moment wußte er, was er da sah. Das war eine Art Geistererscheinung. Der Rothaarige gaukelte allen nur vor, immer noch ruhig auf seinem Sitz zu hocken. In Wirklichkeit unternahm er etwas, von dem niemand etwas wissen sollte.
Weil man versuchen würde, ihn daran zu hindern!
Er schien nicht einmal zu bemerken, daß Tendyke ihn doch so sehen konnte, wie er wirklich war. Kannte er die rätselhaften Fähigkeiten nicht, mit denen der Abenteurer aufwarten konnte?
Ein metallener Keil blitzte in der Hand des Rothaarigen. Eine Art Axt oder Hammer. Damit holte er weit aus.
Sein Ziel war nicht Rob Tendyke.
Statt dessen wollte er das Fenster neben Tendyke zertrümmern!
Das bedeutete in der Höhe, in welcher die Concorde flog, einen abrupten Druckverlust. Wenn das Fenster platzte, würde alles, was sich in seiner Nähe befand, mit unwiderstehlicher Gewalt nach draußen gezerrt werden. Von den Folgen für die Maschine erst gar nicht zu reden… möglicherweise würde der Flug instabil werden… andere Passagiere in Mitleidenschaft gezogen werden… ein Absturz…
Aber darum ging es weniger.
Er will mich! durchfuhr es Tendyke.
Da sauste die Hand des Unheimlichen mit dem metallenen Keil bereits gegen das Glas der Fensterscheibe…
***
Das Fahrzeug war ein Krankentransporter, den Sigma von einer karitativen Organisation besorgt hatte. Gegen eine hohe Kaution war der Wagen zur Verfügung gestellt worden. Ted konnte liegend und damit kräfteschonend transportiert werden. Der Rollstuhl war zusammengeklappt im Wagen untergebracht worden. Ein EWIGER saß am Lenkrad des Wagens, Sigma neben ihm, und Beta hatte hinten, gemeinsam mit der Krankenschwester, die für Teds körperliches Wohlergehen zuständig war, auf den beiden Sitzen neben der Liege Platz gefunden.
Die beiden anderen EWIGEN, die zur Eskorte gehörten, fanden in einem zweiten Wagen Platz und fuhren dem Krankenfahrzeug voraus. Über ihre Dhyarra-Kristalle standen sie miteinander in Verbindung.
Die beiden Wagen verließen das Beaminster Cottage und rollten über die von Bäumen und Hecken gesäumte Privatzufahrt hinaus auf die Straße.
Nicoles Anruf war wirklich nur um Sekunden zu spät gekommen.
Der Transport war bereits unterwegs.
***
Rob Tendyke schnellte hoch.
»So nicht, Freundchen«, murmelte er. In einer
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