0349 - Das Dyarra-Inferno
nicht möglich, und sie selbst war auch nicht gerade ein kraftstrotzendes Energiebündel geblieben während der letzten Tage.
Erst beim dritten Klingelzeichen des Telefons hob sie ab und meldete sich.
»Tendyke«, kam es aus dem Hörer.
Rob Tendyke klang ziemlich nah, obgleich er in Florida sein mußte, wenn Nicole sich richtig erinnerte - zumindest wußte sie, daß nach ihrem gemeinsamen Abenteuer mit der Blauen Stadt und den Dienern des Kobra-Kultes die Druidin Teri ihn dorthin gebracht hatte. Aber der Satellitenfunk sorgte für eine hervorragende Qualität der Übertragung.
»Lange nicht gesehen, Rob«, stellte sie fest. »Gerade einen oder zwei Tage, nicht?«
»Ich fliege in einer Viertelstunde nach London«, sagte Tendyke. »Ich habe da geschäftlich zu tun, weißt du. Und da dachte ich mir… ich müßte eigentlich mal Ted Ewigk kennenlernen. Dorset und London sind ja nicht so furchtbar weit voneinander entfernt. Also habe ich ihn auf die Besuchsliste gesetzt.«
»Gut«, sagte Nicole. »Tu dir keinen Zwang an. Aber was haben wir damit zu tun?«
»Erstens«, sagte Tendyke, »ist Zamorra der Hausherr, und den glaube ich wenigstens fragen zu müssen…«
»Frage lieber Ted«, sagte Nicole. »Schließlich willst du ihn besuchen, nicht uns.«
»Das ist der springende Punkt«, sagte Tendyke. »Ehrlich - euch hätte ich erst gar nicht gefragt. Aber mir ist die Telefonnummer von Beaminster Cottage nicht geläufig. Ich habe es über die internationale Auskunft versucht, aber dort ist nichts registriert.«
Nicole stutzte. »Wie ist das denn…«
Sie unterbrach sich. »Ach, stimmt, Rob. Erstens gehörte das Cottage früher dem Möbius-Konzern, das Telefon dürfte immer noch auf die Firma registriert sein, wahrscheinlich sogar als Außenstelle der Londoner Niederlassung, wenn ich mich richtig erinnere. Und zweitens gibt es da noch einen Privatanschluß, aber als Geheimnummer. Du müßtest das Gespräch also über Möbius, London, laufen lassen… aber das konntest du nicht wissen.«
»Sag mal, komplizierter geht das wohl nicht?« frägte der Abenteurer. »Habt ihr schon mal was davon gehört, daß man Telefonanschlüsse ummelden kann?«
»Wir haben das nicht für nötig erachtet«, sagte Nicole. »Immerhin hat der Konzern weiterhin Nutzungsrecht. Was sollten wir also groß ummelden? Und die Geheimnummer… nun, die ist zumindest Insidern bekannt.«
»Mir nicht…«
»Du hast ja auch noch nie danach gefragt. Was willst du überhaupt in London? Krokodile in der Kanalisation jagen?«
»Ich habe geschäftlich da zu tun. Ich habe Beteiligungen in einer Reederei stecken, und der ist doch vor einem halben Jahr diese Fähre im Hafen von Zeebrügge abgesoffen. Die Versicherungen machen immer noch Ärger, und da will ich mit der Faust auf den Tisch schlagen…«
Nicole lachte. »Dann viel Spaß… weißt du was? Wenn dein Flugzeug in zehn Minuten startet, wirst du kaum noch eine Chance haben, Europa erneut erfolgreich anzutelefonieren. Ich gebe dir zwar gleich eben die Telefonnummer durch, aber ich melde dich dann bei Ted an, okay? Wann ungefähr willst du ihn heimsuchen?«
»Noch vor meinem Geschäftstermin«, sagte Tendyke. »Ich fliege extra einen Tag früher. Ich denke, ich fahre nach der Landung sofort raus. Vielleicht kannst du gleich einen Mietwagen für mich bestellen…«
»Ich lasse den Jaguar bereitstellen. Der gehört uns und wird von den Möbius-Leuten gewartet und am Flughafen aufbewahrt, wenn wir nicht in England sind«, sagte Nicole. »Man wird dich ansprechen, okay?«
»Okay. Hoffentlich von einem hübschen Girl, das den Rest des Tages frei hat.«
»Wüstling«, konterte Nicole. »Aber ich werde nachforschen, ob es in der Firma eine Dame gibt, die gewillt ist, mit dir zu flirten. Für dich werde ich noch zur Kupplerin…«
»Laß es lieber«, sagte Tendyke. »Okay, ich mache mich auf zum Flugzeug. In ein paar Stunden bin ich da.«
Er legte auf.
Nicole lächelte. Tendyke mit seinen Geschäftsverbindungen… als sie sich damals kennenlernten, hatte sie sich gefragt, woher dieser Mann sein Geld nahm. Er besaß im Südzipfel Floridas einen geräumigen Bungalow mit einem riesigen Grundstück, er besaß jede Menge Geld, schien ein reicher Müßiggänger zu sein, der es nicht nötig hatte zu arbeiten und Zeit hatte, in der Weltgeschichte herumzustromern. Erst später stellte sich zufällig heraus, daß er Eigentümer mindestens einer Reederei war. Jetzt die Beteiligung in England… Nicole fragte
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