0349 - Der Satan fordert Lösegeld
»Meine Liebe, du brauchst dir durchaus keine Sorgen zu machen, ich sagte dir doch, dass das jetzt vorbei ist. Die Gangster können uns nichts mehr anhaben. Komm, gib mir den dummen Brief.«
Er nahm seiner Frau den Bogen aus der Hand. Er ging langsam hinüber zu dem Kamin und warf das Papier in die hell züngelnden Flammen.
Der Briefumschlag wurde von den Flammen ein Stück hoch gewirbelt, dann fiel er brennend am Rand des Rostes nieder. Die ebenfalls aufgeklebte Anschrift zeigte nach oben. Eine Briefmarke war nicht auf dem Umschlag.
***
»Was sagst du da?«, fragte ich und wollte das Gehörte einfach nicht glauben. Mein Herz schlug schneller.
»Man hat Phil gefunden!«, wiederholte Billy Wilder, und seiner Stimme war deutlich die Erleichterung anzumerken. »Ich weiß noch nicht, was mit ihm los ist. Hatte einen Anruf aus dem Hafen.«
»Ich bin schon unterwegs«, schrie ich in die Muschel.
Der Hörer flog auf die Gabel zurück, und ich stürmte im Eiltempo aus meinem Office, das ich erst vor wenigen Minuten betreten hatte.
Auf dem Flur rannte ich Fred Niagara beinahe über den Haufen.
Ich rief dem Kollegen die Neuigkeit zu und wirbelte weiter.
Der Weg zum Hafen kam mir unheimlich lang vor, obwohl ich mit meinem Jaguar ein geradezu halsbrecherisches Tempo vorlegte. Das Rotlicht half mir, schneller zum Ziel zu kommen.
An dem Pier war die dem Wasser zugewandte Ladestraße von mehreren Reihen Waggons versperrt. Es gab kein Durchkommen.
Ich bog mit einem rasenden Tempo in die zweite Ladestraße ein.
Ich sah einen hünenhaften Mann, der wie ein Dockarbeiter gekleidet war. Kurz vor ihm stoppte ich.
Ich sah Phils Gestalt neben einem großen Stapel von Kisten liegen. Zwei Docker lehnten an dem Stapel.
Ich lief, so schnell ich konnte.
»Ich bin der Vormann hier«, erklärte der Hüne, der mir kaum folgen konnte. »Die beiden dahinten haben den Toten mitten in dem Kistenstapel gefunden. Er ist noch gefesselt.«
»Den Toten?« Ich spürte es auf einmal eiskalt den Rücken hinunterlaufen. In meiner Kehle saß ein Würgen. Ich konnte nicht schlucken.
Ich bückte mich, als ich die leblose Gestalt erreicht hatte. Es war tatsächlich Phil. Er war gefesselt und eingeschnürt wie ein Paket.
Sein bleiches, wächsernes Gesicht war auf die linke Seite gedreht.
Ich kniete neben meinem Freund nieder und tastete nach dam Puls in seiner Linken. Die starke Schnur hatte eine tiefe Rille in das Fleisch des Unterarms gegraben.
»Nach dem Puls haben wir auch schon gefühlt«, sagte einer der Docker und kam humpelnd einige Schritte näher. »Da ist nichts zu machen. Er rührt sieh nicht mehr.«
Ich konnte tatsächlich keinen Puls fühlen. Ich stand mit einem Ruck auf. Der Kloß in meiner Kehle wurde größer.
Einer der Docker hatte ein Kappmesser in der Hand. Ich nahm es ihm wortlos ab. Sprechen konnte ich nicht.
Ich ging in die Hocke und zerschnitt die Fesseln. Das Messer ließ ich auf den Boden fallen.
Ich riss die Jacke meines leblosen Freundes auf und öffnete das Hemd.
Während ich verzweifelt nach dem Herzschlag suchte, glitten meine Blicke über die Gestalt von Phil. Ich konnte keine Wunde entdecken.
Meine Fingerkuppen hatten eine ganz schwache rhythmische Bewegung unter den Rippen gespürt.
Ich hielt die Luft an und erstarrte zu einer Statue. Es war kein Zweifel möglich!
Ganz schwach spürte ich, dass das Herz meines Freundes noch schlug.
Vorsichtig drehte ich ihn auf die Seite und suchte nach einer Verletzung.
Mit der Linken fasste ich dabei vorsichtig an seinen Kopf.
Ich konnte nichts entdecken, spürte aber, dass plötzlich ein Zucken durch die Glieder meines Freundes ging.
Und da sah ich auch die geschwollene Stelle an seinem Hinterkopf, an die ich beim Herumdrehen mit meiner Hand gekommen war. Blut konnte ich nicht entdecken.
»Geben Sie mir das Bündel da«, sagte ich zu dem Docker mit heiserer Stimme. »Wir müssen es ihm unter den Kopf legen.«
Der Mann humpelte die wenigen Schritte weg und holte das Bündel. Es schien eine zusammengelegte Lederschürze zu sein.
Ich ließ Phil auf der Seite liegen und legte die Unterlage so, dass sie mit der Beule nicht in Berührung kam.
Hinter uns hielt mit quietschenden Bremsen ein Einsatzwagen. Ich blickte auf und sah auch den Ambulanzwagen, der eben am Lagerschuppen um die Ecke bog.
Ich atmete auf.
Die Kollegen sprangen aus dem Wagen und machten fragende Gesichter, als sie die Gestalt auf dem Boden liegen sahen. Ich trat zur Seite und ließ den Arzt an
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