0349 - Der Satan fordert Lösegeld
Phil heran.
Er untersuchte meinen Freund oberflächlich und winkte den beiden Kollegen, die mit der Trage ankamen.
»Es sieht böse aus«, sagte der Doc. »Er muss eine schwere Wunde am Hinterkopf haben. Ich weiß noch nicht, was mit ihm los ist. Wir schaffen ihn gleich in das Polizeikrankenhaus.«
»Aber von einer Wunde kann man doch nichts sehen!«, sagte ich.
»Äußerlich nicht«, sagte der Doc. »Aber ich kann jetzt noch nicht feststellen, was mit der Schädeldecke los ist. Außerdem scheint er schon lange so gelegen zu haben. Er ist vollkommen unterkühlt.«
»Dachte schon, er wäre tot, weil er so kalt war«, sagte der eine Docker, dem ich sein Messer zurückgab.
Ich instruierte die Kollegen, die mit dem Einsatzwagen gekommen waren, die Fundstelle genau zu untersuchen und auch die geringste Kleinigkeit zu beachten.
»Achtet auf Spuren, die auf den Täter schließen lassen«, sagte ich. »Ich kann mir zwar denken, auf wessen Konto die Geschichte geht, aber wir müssen schon Beweise bringen, wenn der Mordanschlag auf Phil gesühnt werden soll.«
Ich ließ die Einsatzgruppe allein zurück und fuhr hinter dem Ambulanzwagen zum Polizeikrankenhaus.
Dort war schon alles vorbereitet, weil der Arzt über Sprechfunk seine Anordnungen gegeben hatte.
Man schob meinen Freund in den Operationssaal. Ich wartete draußen auf einem langen, kalten Flur.
Die Wände waren in hellem Blau gestrichen und ließen einen frösteln. Das kalte Licht der Neonlampe verstärkte diesen Eindruck. Am Ende des Flurs stand vor dem hohen Fenster ein großer Holzkübel mit einem Gummibaum, dessen oberste Blätter fast die Decke berührten.
Ich rauchte hastig eine Zigarette. Es hatte zu regnen begonnen. Die schweren Tropfen klatschten in einschläfernder Monotonie gegen die Scheiben. Dann wurde die Tür des OP geöffnet.
Der Arzt von der FBI-Ambulanz trat auf den Gang. Er hatte den Mundschutz unter dem Kinn hängen und trug noch die hauchdünnen Gummihandschuhe.
Ich rief ihn an. Er drehte sich zu mir um.
»Ich wusste gar nicht, dass Sie noch hier sind, Agent Cotton«, sagte er matt. »Ich wollte gerade Mr. High verständigen.«
»Wie sieht es denn aus?«, fragte ich.
»Nicht sehr gut«, gestand der Doc. Er legte seine Hand auf meine Schulter und versprach: »Wir werden ihn aber durchkriegen. Er hat Glück gehabt. Wenn er noch später gefunden worden wäre, dann hätte ihm niemand mehr helfen können.«
***
Der blaue Buick hielt genau in Höhe der Telefonzelle.
Jack Blake öffnete die hintere Tür und schlüpfte aus dem Wagen.
Er hielt den Kopf gesenkt und spähte unter der Krempe des tief ins Gesicht gezogenen Hutes nach allen Seiten.
Jack Blake ging schnell zu der Fernsprechkabine, steckte das bereitgehaltene Geld in den schmalen Schlitz und wählte eine Nummer.
»Tankstelle Miller«, tönte es laut und freundlich aus dem Hörer.
Der Sprecher konnte mit seinem singenden Tonfall seine texanische Heimat nicht verleugnen.
»Hier spricht Smith«, sagte Jack Blake.
Er gab sich nicht einmal Mühe, seine Stimme zu verstellen. »Ist für mich ein Päckchen abgegeben worden?«
»Nein, Mr. Smith«, kam die freundliche Auskunft. »Was soll das denn für ein Päckchen sein? Hatten Sie nicht schon mal vor ’ner Viertelstunde hier angerufen?«
»Stimmt«, bestätigte Jack Blake kurz, ohne auf die erste Frage des Mannes einzugehen. »Könnte das Päckchen nicht bei ’nem Kollegen von Ihnen gelandet sein?«
»Geht nicht, Sir, bin nämlich heute ganz allein hier«, kam die Antwort. »Was soll ich denn machen, wenn es später noch abgegeben wird?«
»Jetzt wird es wohl nicht mehr kommen«, brummte Jack Blake nach einem schnellen Blick auf seine Uhr und hängte dann wortlos auf.
Er ging zu dem Wagen zurück, der mit laufendem Motor wartete.
Tom Ballister, der auf dem linken Rücksitz hockte, stieß von innen die Tür auf.
Jack Blake ließ sich schwer in die Polster fallen.
»Hau ab, Pink!«, befahl er rau dem Mann hinter dem Steuer. »Fahr zum Washington Square, Aldergate hat nicht gezahlt. Jetzt werden wir dem Kerl mal beibringen, dass es besser ist, unseren Befehlen zu gehorchen.«
Jack Blake hüllte sich in Schweigen.
Tom Ballister hockte neben ihm und fuhr sich mit den Fingern seiner zitternden Rechten an die zuckende Oberlippe.
Schließlich angelte er ein zerknittertes Päckchen mit Zigaretten aus der Jackentasche und zündete sich einen Glimmstängel an.
Er hielt die Zigarette so fest zwischen Zeigefinger und
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