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035 - Das Wachsfigurenkabinett

035 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 035 - Das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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geben will.«
    »Das denke ich auch«, sagte Hunter. »Ich werde versuchen, Karten zu bekommen.« Er wandte sich wieder Phillip zu. »Phillip, sieh mich an!«
    Doch der Junge folgte nicht. Sein Blick war wieder nach innen gerichtet.
    Der Junge war für Dorian noch immer ein Rätsel. Manchmal war er völlig normal, doch dann kamen Zeiten, in denen er wie ein Wahnsinniger wirkte. Er reagierte auf nichts und saß oft stundenlang nur da und glotzte die Wand an, als würde er einem interessanten Fernsehprogramm zusehen. »Zwecklos«, sagte Coco. Dorian stand seufzend auf.
     

     
    Eine Stunde später betrat Coco Zamis das Wachsfigurenkabinett in der Benson Road. Die alte Dame mit den weißen Ringellöckchen stand wortlos auf, als Coco sie bat, Madame Picard zu holen. Kurz darauf tauchte die Besitzerin des Wachsfigurenkabinetts auf. Die beiden Frauen musterten einander und waren sich auf Anhieb unsympathisch.
    Madame Picard führte Coco in ihr Zimmer, und Coco setzte sich.
    Coco war vor gar nicht so langer Zeit eine Hexe gewesen, eine Hexe mit unglaublichem Talent, doch als sie sich in Dorian verliebte, waren ihre Fähigkeiten erloschen. Teilweise waren sie jedoch noch immer vorhanden. Sie bemerkte Dinge, die einem normalen Menschen niemals aufgefallen wären. So wußte sie augenblicklich, daß Madame Picard nicht zur Schwarzen Familie gehörte.
    Doch die Frau war beeinflußt worden. Ebenso wie die alte Frau mit den Ringellöckchen. Coco spürte die Ausstrahlung ganz deutlich.
    Auf dem Boden lagen einige schwarze Haare. Coco war sicher, daß sie Madame Picard gehörten.
    Sie bückte sich und hob eines der Haare auf, drehte es zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger der rechten Hand und wickelte es schließlich um den kleinen Finger. Dann hob sie die Hand und fuhr mit dem Haar über die Lippen.
    »Was wollen Sie von mir?« fragte Madame Picard und setzte sich.
    Coco lächelte, murmelte etwas völlig Unverständliches vor sich hin, hielt das Haar zwischen Zeigefinger und Daumen und hob es dann hoch. Das Haar begann zu glühen, zuerst weiß, dann dunkelrot. Sie hielt es Madame Picard vors Gesicht.
    Die schwarzhaarige Frau sah das glühende Haar an. Ihre Augen waren weit aufgerissen und wurden immer starrer. Die Iris weitete sich und ihr Körper wurde steif.
    Das war für Coco ein weiterer Beweis, daß diese Frau auf keinen Fall der Schwarzen Familie angehörte. Niemand aus der großen Familie wäre durch diese primitive Magie hypnotisiert worden.
    Coco wickelte sich das Haar wieder um den kleinen Finger, es glühte noch immer rot. Sie stand auf, ging zur Tür, die am Ende des langgestreckten Raumes lag, drehte den Schlüssel herum und wollte sie schon aufstoßen, zuckte dann jedoch zurück. Es war, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen.
    Die Tür war verhext, das war klar, und mit normalen Mitteln konnte sie den Bannspruch nicht aufheben.
    Sie setzte sich wieder. Wenigstens hatte sie den Beweis erhalten, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuging.
    Madame Picard saß noch immer reglos auf der Couch. »Kennen Sie Miriam Corbey?« fragte Coco. »Ja«, sagte Madame Picard tonlos. »Und Kathy Boucher?«
    »Ja, die kenne ich auch.«
    »Sie wissen, daß Kathy Boucher verschwunden und Miriam Corbey tot ist?«
    »Ja, das weiß ich«, sagte die schwarzhaarige Frau.
    »Wo ist Kathy Boucher?« fragte Coco weiter.
    Madame Picards Lippen bewegten sich. Sie wollte etwas sagen, doch kein Wort kam aus ihrem Mund.
    »Antworten Sie!« keuchte Coco und beugte sich vor. Schweiß perlte auf Madame Picards Gesicht. Sie stöhnte. »Nein«, rief sie. »Nein! Ich darf nicht antworten.«
    Es war so, wie es Coco vermutet hatte; Madame Picard stand unter dem Einfluß eines Unbekannten; und dieser Einfluß war zu stark; Coco konnte ihn mit ihren bescheidenen Mitteln nicht außer Kraft setzen.
    »Was hat es mit der Sonderführung auf sich?« bohrte Coco weiter.
    »Das darf ich nicht sagen«, keuchte Madame Picard. Coco stellte noch einige Fragen, doch sie bekam keine Antworten. Madame Picards Gesicht war rot geworden. Ihre Augen flackerten.
    Coco stand auf. So kam sie nicht weiter. Sie überlegte kurz. Vielleicht würde eine Beschwörung helfen, aber die konnte sie nicht hier durchführen; dazu benötigte sie einige Gegenstände.
    Sie beugte sich über Madame Picard und riß ihr einige Haare aus. Sorgfältig wählte sie fünf besonders lange Haare, die sie aus verschiedenen Stellen der Kopfhaut riß. Dann suchte sie nach einer Schere, fand

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