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035 - Das Wachsfigurenkabinett

035 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 035 - Das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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ein Hit geworden war.
    Wie gesagt, Coco machte sich nicht viel aus solchen Stücken; vor allem störte sie, daß sich die jugendlichen Schauspieler und Sänger auf der einen Seite so progressiv gaben und dem Establishment den Spiegel vors Gesicht halten wollten, auf der anderen Seite aber selbst im Jaguar vorfuhren; und der jugendliche Autor hatte sich mit seinen Stücken bereits ein Landhaus und einen Rolls Royce zusammengeschrieben.
    Plötzlich zuckte Coco zusammen. Ein Dämon hatte den Zuschauerraum betreten. Sie spürte die
    Ausstrahlung. Gerade ging die Deckenbeleuchtung langsam aus, und der eiserne Vorhang hob sich. Nur ein dünner Lichtstrahl zuckte über die Bühne; der Zuschauerraum war dunkel.
    Das Mädchen beugte sich vor und starrte durch das Opernglas. Leise Musik erklang, die allmählich lauter wurde. Coco konzentrierte sich. Sie wollte die Richtung bestimmen, woher die Ausstrahlung kam. Die Musik irritierte sie ein wenig, doch schließlich gelang es ihr, den Ausgangspunkt festzulegen.
    Der Dämon mußte sich im zweiten Rang befinden. Von ihrem Platz aus konnte sie aber nicht gut dorthin sehen.
    Die Loge öffnete sich, und ein Paar und ein junger Mann traten ein. Der junge Mann setzte sich neben Coco und warf ihr einen Blick zu. Unauffällig rückte er näher. Ihn interessierte das Mädchen mehr als das Stück. Coco war über das Auftauchen des Mannes nicht sehr glücklich.
    Der Dämon mußte sich schräg unter ihr befinden. Sie beugte sich weiter vor, preßte das Glas an ihre Augen und versuchte Einzelheiten zu erkennen, doch es war zu dunkel. Die Gesichter waren nur weiße Flecken.
    Der Mann neben ihr ließ wie zufällig seine Hand auf ihren Schenkel fallen. Coco schob sie sofort zur Seite.
    Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte sie. Muß ich so einen zudringlichen Kerl als Nachbarn bekommen!
    Sie überlegte, was sie unternehmen sollte, um den Dämon zu erkennen. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als die Loge zu verlassen und im zweiten Rang nach ihm zu suchen.
    Sie wartete noch zehn Minuten, dann stand sie auf und verließ die Loge. Sie ging an einem uniformierten Wärter vorbei, der ihr neugierig nachstarrte. Ein schmaler Gang führte rund ums Theater.
    Sie kam zu den Toiletten und erreichte die Stufen, die in den zweiten Rang führten. Langsam stieg sie die Treppe hinunter. Niemand war auf dem Gang. Die Ausstrahlung des Dämons wurde immer mehr spürbar. Vor der Loge Nummer sechs war sie am stärksten. Hier mußte sich der Dämon befinden; es gab keinen Zweifel.
    Rasch ging sie zurück, verschwand in der Toilette, holte ihr Sprechgerät hervor, drückte einen Knopf und wartete zehn Sekunden.
    »Ein Dämon befindet sich im Theater«, sagte sie rasch. »Zweiter Rang, links, Loge sechs. Henry, beobachten Sie die Loge und geben Sie mir eine Beschreibung der Leute, die dort sitzen! Gehen Sie auf die Toilette! Ende.«
    Sie schaltete das Gerät aus und steckte sich einen Kopfhörer ins Ohr, der so winzig war, daß man ihn kaum erkennen konnte.
    Fast fünf Minuten mußte sie warten, bis sich Henry Collins endlich meldete.
    »Zwei Frauen und ein Mann sitzen in der Loge«, sagte er.
    »Es ist jedoch zu dunkel. Ich konnte kaum Details erkennen. Der Mann ist groß, trägt einen dunkelblauen Smoking und ist unheimlich mager und blaß.«
    »Gut«, sagte Coco. »Beobachten Sie ihn weiter! Sobald sich etwas Verdächtiges ereignet, geben Sie mir sofort Bescheid!«
    Sie steckte das Sprechgerät in die Tasche, kehrte in ihre Loge zurück und gab sich den Anschein, als würde sie zusehen, doch ihre Gedanken waren weit fort. Sie beschäftigten sich mit dem Dämon.
    Was wollte er wohl im Theater? War er nur gekommen, um sich das Stück anzusehen, oder steckte mehr dahinter?
    Endlich war der erste Akt vorbei. Coco verließ kurz die Loge, doch Henry meldete sich nicht.
    Der zweite Akt des Stückes begann mit schriller Musik. Coco beugte sich weit vor, und es gelang ihr, die Loge zu sehen, in der der Dämon saß.
    »Dürfte ich Sie bitten, mit mir den Platz zu tauschen?« bat Coco ihren Nachbarn.
    Es war ihr sehr unangenehm, mit ihm zu sprechen, doch von seinem Sitz aus hatte sie einen weit besseren Überblick. Der junge Mann war nur zu gern bereit.
    Sie richtete das Opernglas auf die Loge des Dämons. Der Mann war tatsächlich hager. Sie hatte ihn noch nie gesehen. Rechts neben ihm saß eine junge blonde Frau, links neben ihm eine alte. Unwillkürlich hielt Coco den Atem an. Die Frau kannte sie. Es war Lady

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