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035 - Das Wachsfigurenkabinett

035 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 035 - Das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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schließlich auch eine, kniete vor Madame Picard nieder und schnitt von ihren Fingernägeln ein Stück ab. Die Nagelstücke verstaute sie gewissenhaft in einem Briefumschlag. Dann durchsuchte sie rasch die Schreibtischladen, fand aber nichts Besonderes. In einem Schrank entdeckte sie Unterwäsche, die von Madame Picard stammte und die sie in eine Plastiktragtasche packte.
    Schließlich blieb sie abermals vor Madame Picard stehen und befahl ihr, Cocos Besuch in fünf Minuten zu vergessen. Dann verließ sie das Zimmer, ging unbeachtet an der Kasse vorbei und auf die Straße.
    Ihr Besuch bei Madame Picard war nicht so verlaufen, wie sie erhofft hatte, doch er hatte immerhin ein ganz gutes Ergebnis gezeigt. Madame Picard hatte auf jeden Fall etwas mit den geheimnisvollen Vorfällen zu tun.
    Vor dem Wachsfigurenkabinett sah sie Daniel Shorter, der sie nicht beachtete.
     

     
    Dorian war es gelungen, Karten für die Galapremiere zu bekommen. Interessiert hörte er sich Cocos Bericht an.
    »Was hast du vor?« fragte Dorian.
    »Ich möchte eine Beschwörung vornehmen«, sagte die ehemalige Hexe. »Ein Versuch kann nicht schaden. Vielleicht kann ich die Sperre durchbrechen und Madame Picard in meinen Bann ziehen.« Dorian fühlte sich immer unbehaglich, wenn er an Cocos Vergangenheit erinnert wurde. Noch zu deutlich waren ihm seine Erlebnisse in Wien im Gedächtnis, wo ihn Coco verhext hatte.
    »Muß das wirklich sein, Coco?« fragte er.
    »Ja«, sagte sie fest. »Es ist ein Versuch. Wir wissen, daß sie etwas mit diesen Fällen zu tun hat. Möglicherweise kann die Beschwörung uns weiterhelfen.«
    Coco zog sich in ihr Zimmer zurück. Sie holte ein Stück Stearin aus einer Tasche, nahm es zwischen beide Hände und wartete, bis es weich geworden war. Dann begann sie langsam eine kleine Statue zu formen, die einen übergroßen Kopf, unglaublich breite Hände und riesige Brüste hatte. Sie stellte die Figur auf einen Tisch, über den sie ein schwarzes Tuch gebreitet hatte, holte das Kuvert hervor, preßte die fünf Haare in den Kopf der Statue, bohrte die abgeschnittenen Fingernagelstücke rund um die Figur. Schließlich verdunkelte sie den Raum und zündete eine dicke Kerze an. Sie kauerte vor dem Tisch nieder, spreizte die Beine, legte die Handflächen nach oben auf den Tisch und stieß seltsame Worte aus. Mehr als eine halbe Stunde lang konzentrierte sie sich auf die Figur, die nach einigen Minuten von selbst zu leuchten begann. Mit weißer Kreide zog sie noch ein Pentagramm um die Figur.
    Ihre Kräfte reichten tatsächlich aus. Die Figur strahlte immer stärker und schmolz dann langsam zu einem formlosen Klumpen zusammen.
    Der erste Teil der Beschwörung hatte geklappt, den zweiten Teil wollte sie um Mitternacht durchführen.
     

     
    Das Saville war ein altes Theater, kein besonders großes, aber ein ehrwürdiges Haus, das von der glorreichen Vergangenheit nicht mehr leben konnte. Es hatte sich dem Trend der Zeit angepaßt. Fast ausschließlich wurden moderne Stücke gespielt und Musicals, die den größten Erfolg hatten.
    Dorian hatte beschlossen, nicht mit Coco ins Theater zu gehen. Zwei der Agenten begleiteten sie. Einer hatte einen Platz im Parterre, der andere einen im ersten Rang. Coco saß in einer Loge des Balkons. Sie war eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung gekommen und hatte sofort ihren Platz eingenommen. Mit ihrem Opernglas beobachtete sie genau die ankommenden Besucher, doch ihr fiel nichts Verdächtiges auf. Das Theater füllte sich langsam. Von ihrem Platz aus konnte sie auch die beiden Agenten sehen.
    Coco trug ein hübsches Abendkleid, zu dem ihre große Handtasche sehr schlecht paßte; doch sie war gezwungen gewesen, so eine große Tasche mitzunehmen, da sie darin die fünfundzwanzig Zentimeter lange Spezialpistole trug und ein Sprechgerät, mit dem sie mit den beiden Agenten in Verbindung treten konnte.
    Coco versprach sich nicht viel von diesem Abend. Es konnte auch Zufall gewesen sein, daß Phillip gerade diese Anzeige nicht bekleckst hatte, wenn sie auch nicht daran glaubte. Sie hatte jedoch keine Ahnung, worauf sie warten sollte, was sich ereignen könnte.
    Das Stück interessierte sie herzlich wenig. Musical war nicht der richtige Ausdruck dafür, Pop-Oper auch nicht. Es war eines jener modernen Gesangsstücke, eine Anklage der Jugend gegen die Alten; ein Stück, das möglichst progressiv wirken sollte, es aber nicht war; ein Stück mit ein paar recht netten Liedern, von denen eines sogar

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