0350 - Die Rache der Großen Alten
sonst sehr mutig, erschrak zutiefst. ›Ich soll dieser Welt einen Besuch abstatten. Ohne Hilfe?‹
›So ist es.‹
›Aber ich werde sie nie besiegen können. Sie sind zu sechst, ich stehe allein.
Sie wissen um die alte Macht des Kontinents Atlantis, sie kennen die Tricks, die auch mir bekannt sind, und sie werden mir immer zuvorkommen, wie ich meine.‹
›Nicht, wenn du schnell genug bist.‹
›Dann gebt mir bitte Bescheid, wo ich die Gestalten finden kann, damit ich sie finde.‹
›Es ist nicht einfach…‹
›Ich weiß, aber ich bin bereit, für die Sache zu kämpfen und notfalls auch zu sterben.‹ Nach diesen Worten verzogen sich die Gesichter der stummen Götter zu einem Lächeln.
Sie waren die Väter des Eisernen, wie er wußte, obwohl das eigentliche Geheimnis seiner Geburt nach wie vor im Dunkeln lag.
Doch man hatte ihm versprochen, es irgendwann einmal zu lüften.
Der Eiserne verneigte sich. Ein Ritual, das die stummen Götter verstanden, und sie begannen, ihn mit den Informationen zu füttern, die er unbedingt brauchte…
***
Über das Gesicht des Superintendenten zuckte ein Lächeln, das jedoch sehr schnell erlosch, als er in das sehr ernste Gesicht der schönen, dunkelhaarigen Frau schaute. Wenn Kara ihn so ansah, hatte sie etwas auf dem Herzen, normalerweise lag auf ihren weichen Lippen stets ein entrückt wirkendes Lächeln.
Ohne es eigentlich zu bemerken, folgte Sir James der reinen Höflichkeit, stand auf und deutete auf einen freien Besucherstuhl.
»Wenn Sie sich setzen wollen, Kara…«
»Nein«, erklärte die Schöne aus dem Totenreich bestimmt, aber freundlich. »Ich bleibe lieber stehen.«
»Natürlich, ganz wie Sie wollen.« Sir James schob seinen Stuhl zurück und nahm Platz. »Womit kann ich Ihnen dienlich sein, Kara?«
Sie hob die schmalen Schultern. »Es geht um Dinge, die sehr weitragend für uns alle sind. Vielleicht sogar für die gesamte Menschheit, wenn ich es recht überblicke.«
Durch seine dicken Brillengläser schaute Sir James Kara sehr forschend an. Er wußte, daß diese Person keine Lügnerin war. Wenn sie zu ihm kam, hatte sie ihren Grund, und den wollte er erfahren, wie er mit einem auffordernden Blick bekanntgab.
»Sie wissen, Sir James, daß es auch im Reich der Finsternis verschiedene Strömungen gibt. Das ist einmal die Hölle mit ihren unzähligen Schergen, hinzu kommen andere Dämonen, die in irgendwelchen Dimensionen hausen und nur darauf warten, daß die Hölle, beziehungsweise Asmodis, ihre Macht verliert. Diese Dämonen sind Schmarotzer. Wir können sie erst in unsere Rechnungen mit einziehen, wenn sie tatsächlich ihre Reiche verlassen und sich auf die Menschheit stürzen, um diese zu unterdrücken. Das ist, wie bei allen anderen, auch ihr Endziel.«
»Aber die meinen Sie nicht«, sagte Sir James.
»Nein, davon spreche ich in der Tat nicht. Ich meine die Wesen, die sehr alt sind und seit langer Zeit darauf warten, die absolute Herrschaft zu erringen. Es sind…«
»Die Großen Alten«, vollendete Sir James.
»Genau über sie habe ich gesprochen«, erklärte Kara. »Die Großen. Alten sind Dämonen, die nur eines kennen. Den Griff nach der Macht. Und nie war die Macht so nahe für sie wie in diesen Augenblicken, obwohl es selten so schwer gewesen ist.«
»Wieso? Das verstehe ich nicht…«
»Luzifer und die Große Mutter wissen, wer ihr den Rang ablaufen will. Auch sie hat Vorbereitungen getroffen. Innerhalb ihres Kreises haben die Geschöpfe jeden Streit begraben, um sich den Problemen stellen zu können. Sie werden sich mit geballter Macht zu wehren wissen, und die beiden Pole treffen aufeinander, das kann ich Ihnen bestätigen.«
»Wann?«
»Ich weiß es noch nicht, aber ich bin mir sicher, daß dort etwas für John Sinclair und uns zu erreichen ist. Ich möchte gern die lachende Dritte sein.«
»Zusammen mit John und Suko.«
»So ist es.«
Sir James rückte seinen Stuhl zurück und erhob sich. Er schaute gegen das Fenster, während er sprach. »Sie wissen selbst, Kara, wie ich zu den Dingen stehe. Ich sehe sie sehr positiv, und ich bin immer dabei, wenn es darum geht, die Mächte der Finsternis zu besiegen, aber in Ihrem Fall kann ich Ihnen nicht helfen.«
»Weshalb nicht?« fragte Kara nach einer Weile des Nachdenkens.
Der Superintendent hatte bisher am Fenster gestanden und drehte sich um. »Weil ich John Sinclair nicht erreichen kann. Das gleiche gilt für seinen Freund Suko.«
Jetzt war Kara überrascht. »Wieso?«
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